Als Christ kann ich dir zumindest meine Sicht erklären. Ich glaube daran, dass mit dem Tod nicht alles aus ist; dass der Mensch nicht einfach nur Materie ist, die entsteht, lebt und dann ins ewige Nichts verschwindet. Da ist noch mehr.
Nein, Himmel und Hölle sind nicht nur metaphorisch gemeint. Ich glaube daran, dass Gott jeden Menschen liebt und ihn vor die Entscheidung stellt: "Glaubst du an mich? Willst du mir vertrauen und mit mir leben?" Niemand kann dem Einzelnen diese Entscheidung abnehmen, und niemand kann ihm etwas aufzwingen. Der Mensch ist frei.
Am Ende der Zeit, so schreibt die Bibel, werden alle Toten auferstehen und vor Gottes Gericht treten. Dann werden wir nach unserem Leben und unseren Taten beurteilt: Haben wir an Gott geglaubt und nach seinem Willen gelebt? Oder halt nicht?
"Hölle" wird vielfach missverstanden, bestes Beispiel ist das mittelalterliche katholische Bild als brodelnder Kochtopf der ewigen Feuerqualen. (Jesus bezieht sich auf die Hölle als Ort der Dunkelheit und des Zähneknirschens, und wie soll ein Flammenmeer dunkel sein?) Viel eher könnte man die Analogie als "Feuersee" (Offenbarung 20) metaphorisch werten.
Nein, ich binde mich nicht an das Bild des Teufels, der hämisch grinsend mit seinem Dreizack die Leute verschmort und quält. Was entscheidend ist, ist, dass in der Hölle ewig Reue herrscht darüber, dass die Gemeinschaft mit Gott nie wiederhergestellt werden kann, dass man also im wahrsten Sinne des Wortes gottverlassen ist. Wenn man schon bedenkt, dass Gott - auch wenn viele ihn für tot halten mögen - in dieser äußerst chaotischen Welt noch da ist, wie muss dann ein wirklich gottverlassener Ort sein? Eben das ist es, was die Hölle schrecklich macht. Nicht der Kochtopf.
Wie es im Himmel sein wird, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass Gott verspricht, dass es kein Leid mehr geben wird, keinen Tod, keine Schmerzen, dass niemand mehr die Gemeinschaft mit Gott zerstören können wird. Physisch ist das nicht gemeint, das steht außer Frage. Aber wenn der Mensch stirbt, wohin geht dann sein Bewusstsein, sein Geist, sein Denken und Fühlen, das was den Menschen zum Menschen macht? Wird es komplett eliminiert? Dieser Gedanke ist es, den ich nicht akzeptieren kann. Ich glaube, dass wir bei Gott sein werden, wenn wir auf ihn vertraut haben. Und das ist die wunderbare Hoffnung, die ich habe. Wann das alles geschehen wird, weiß ich nicht. Ob das, was ich geschildert habe, sofort nach dem Tod eines Menschen geschieht oder erst viel später, weiß ich nicht. Aber das erste, was ich sehen werde, wenn ich nach meinem Tod "aufwache", wird Gott sein.
Das ist jetzt eine sehr lange Antwort geworden, dafür bitte ich um Entschuldigung. Aber ich hoffe, ich konnte meine persönliche Überzeugung gut erklären.