Wie ändere ich mich selbst?
Ich bin in meinen 30ern, zum zweiten Mal im Gefängnis, habe niemanden – nicht mal mehr jemanden zum Reden.
Ich sitze gerade im Gefängnis. Und ich werde noch eine ganze Zeit hier sitzen. Aber ehrlich gesagt: Das Gefängnis war nie das Schlimmste. Das Schlimmste ist, dass ich niemanden mehr habe. Keine Familie. Keine Freunde. Keine Bezugsperson. Nichts.
Ich meine damit nicht: "Niemand schreibt mir gerade." Ich meine: Da ist wirklich niemand.
Ich hab als Kind viel geweint, oft stundenlang allein im Zimmer gesessen, nachgedacht, mich verloren. Mit 10 war ich schon in der geschlossenen Psychiatrie – monatelang. Es gab keine Diagnose. Ich war einfach „anders“, „komisch“, „nicht steuerbar“. Ich hab früh angefangen zu klauen Das erste was ich je geklaut habe war ein Sticker - ein glitzernder Son Goku - ein Freund von mir hatte ihn doppelt - wollte ihn allerdings nicht mit mir tauschen er meinte er würde ihn nie tauschen also hab ich ihn gestohlen. Eine Woche später, dreist wie ich war, fragte ich ihn nach der Karte und er meinte er habe sie wohl getauscht. Das hat den Diebstahl für mich damals legitimiert. Später hab ich Leute belogen, betrogen, mit scharfen Waffen bedroht. Einfach alles. Nicht, weil ich „böse“ sein wollte – sondern weil ich oft einfach gehandelt habe, ohne nachzudenken. Weil in mir irgendwas nie funktioniert hat wie bei anderen.
In meiner Jugend hab ich Einbrüche gemacht, viel Gras geraucht, andere Drogen ausprobiert. Gras war mein Anker – es hat mich ruhig gemacht. Aber es hat mich auch endgültig zum Außenseiter gestempelt. Ich war der verkiffte Versager. Und irgendwann hab ich genau das selbst geglaubt.
Nach meiner ersten Haft hab ich’s mit legaler Arbeit versucht – Putzfirma. Ehrlich verdientes Geld. Es war das erste Mal, dass ich dachte: Vielleicht geht’s jetzt anders weiter. Ich habe eine Frau kennengelernt, wow , die schönste und liebste Frau auf der Welt (das denke ich Heute noch) sie ht mir relativ am Anfang gesagt ihr ist meine Arbeit ein wenig unangenehm. Und klick hats gemacht. Dann kam wieder dieser Stolz, diese Trotzreaktion, diese Selbstsabotage. Ich sagte Ihr ich muss nicht arbeiten ich hab genug Geld. Ich hab’s hingeschmissen. Bin zurück ins alte Leben. Wieder Scheiße gebaut. Wieder abgestürzt. Und jetzt sitz ich hier. Ohne Ihr.
Meine Geschwister? Das Gegenteil von mir. Hochleistung in Schule und Sport, immer fokussiert, zielstrebig. Heute sind sie reich, angesehen, haben Familien. Sch***e , ich hatte als Kind nicht mal einen Namen, die Leute sagten immer der Bruder von .... als beispiel - hey Michi-Bruder wie gehts dir? Ich war immer das schwarze Schaf. Das Rätsel. Der, über den man irgendwann einfach nicht mehr spricht.
Und am härtesten ist:
Ich trage alles in mir herum – nicht weil ich will, sondern weil da niemand mehr ist, dem ich irgendetwas erzählen könnte.
Ich frage mich oft, ob ich einfach falsch bin. Oder ob irgendwas in mir kaputt ist, das man nicht reparieren kann.
Wie schaffe ich es endlich normal zu sein? So zu leben macht auch keinen spaß, weder draußen noch drinnen.
4 Antworten
Erstmal guten Abend Floddi ich kann dir als junge Person nicht viel sagen aber den Rat geben den ich habe. Erstmal finde ich es gut das du dich mit deiner Geschichte hier auf GuteFrage traust du suchst Leute die dir Rat geben und dir Hilfe anbieten das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung!💪Da ich als Jüngling nicht weiß wie der Gefängnisalltag ist fällt es mir schwer dir Anlaufpunkte zu geben jedoch denke ich das du auch Zeit hast in der du nicht in deiner Zelle bist nutze diese um dich mit anderen "anzufreunden" oder zmd. Eine Bekanntschaft zu machen. Weiterhin denke ich das du (wenn du dich selbst ändern willst) deinen Alltag ändern musst heißt: bilde dich(so gut wie möglich), trainiere um in Form zu bleiben und sei nett zu jedem egal ob dieser nicht nett zu dir ist. Um sein Leben umzukrempeln muss man als aller erstes bei sich selbst anfangen was vielen bereits schwer fällt da unzählige dein soziales Leid teilen jedoch weiß ich das jemand wie du das aufjedenfall schaffen kannst denn es geht nicht darum andere zu beeindrucken so wie evtl. Deine Geschwister sondern eher darum im stillen und leisen für sich zu arbeiten und somit sich etwas neues aufzubauen. Ich könnte das noch sehr lang strecken jedoch ist damit das erste gesagt. Viel Glück auf deinem Weg LG Slayze🤝🙌
Guten Abend Slayze, ich möchte erstmal Danke sagen für die Antwort die du mir geschickt hast. Ich werde mir deine Worte auf jeden Fall zu Herzen nehmen, egal wie alt oder jung du bist.
Hier im Gefängnis ist es eher schwierig mit den Leuten, es ist besser eine gewisse Distanz zu wahren.
Das Training ist auf jeden Fall ein großer Aspekt meines Lebens geworden hier , es bringt auf jeden Fall einiges, egal ob psychisch oder physisch.
Ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute.
Aua.😟
Du sehnst dich nach sozialen Kontakten. Du willst was an deinen Umständen ändern. Aber deine Umwelt lässt dich nicht. Bitte gib dich trotzdem nie auf. Du bist am Anfang deines Lebens und kannst dir noch so viel aufbauen. Dazu brauchst du aber erst einmal eine Person im Leben, die dich wertschätzt und versteht. Wie du diese kennenlernst - keine Ahnung. Aber ich wünsche dir viel Erfolg bei allem, was du gegen deine schreckliche Vergangenheit unternimmst.
Hallo und Danke für die lieben Worte die du mir geschrieben hast.
Ich kenne dich nicht, aber ich will dir sagen: Du bist nicht falsch. Du bist nicht kaputt. Du bist ein Mensch mit einer Geschichte – und die ist hart, aber nicht das Ende. Du hast so viel durchgemacht, dass andere daran zerbrochen wären. Aber du lebst. Du denkst nach. Du fühlst. Du hinterfragst dich selbst – und das ist mehr Stärke, als du vielleicht gerade spürst. Du sagst, du willst einen Neuanfang. Dann lass ihn nicht groß oder perfekt sein – lass ihn echt sein. Kein “ab morgen bin ich ein neuer Mensch”, sondern: “Ab heute höre ich nicht mehr auf, mich selbst ernst zu nehmen.” Du musst nicht sofort alles ändern. Du musst nur eine Sache tun, die du dir selbst versprichst.
Etwas Kleines. Eine Handlung, ein Gedanke, ein Gespräch, ein Schritt raus aus der alten Schleife.
Denn jeder neue Weg beginnt mit einem Schritt – und du hast ihn gerade gemacht, indem du das hier geschrieben hast.
Du bist nicht zu spät.
Du bist nicht allein.
Und dein Leben ist noch nicht vorbei.
Wow.
Wirklich. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, mir das zu schreiben.
Deine Worte haben mich berührt. Nicht nur weil sie nett sind, sondern weil sie… echt wirken. Nicht von oben herab, nicht wie ein Spruch aus einem Kalender – sondern wie etwas, das jemand sagt, der wirklich meint, was er sagt.
Ich hab beim Lesen gemerkt, dass ich ganz still geworden bin. Und das passiert nicht oft.
Du hast recht: Ich lebe. Ich denke nach. Ich fühle. Auch wenn ich mir oft wünsche, ich würde vieles davon nicht mehr fühlen.
Vielleicht ist es genau das, was ich so lange nicht getan habe – mich selbst ernst nehmen. Nicht groß, nicht dramatisch, einfach Schritt für Schritt.
Vielleicht ist das Schreiben hier gerade wirklich so ein erster Schritt.
Und vielleicht ist es sogar okay, dass ich Angst hab vor allem, was danach kommt.
Deine letzten Worte – "Du bist nicht zu spät. Du bist nicht allein. Und dein Leben ist noch nicht vorbei." –
die werd ich mir nochmal durchlesen. Und nochmal. Weil ich sie gerade echt brauche.
Danke dir.
Wirklich.
Ich weiß nicht wie es im Knast ist aber ich habe gehört man kann dort eine Ausbildung machen das währe mein erster Schritt an deiner Stelle vielleicht etwas was dir auch soaß macht und dann musst du halt lernen mit guten Noten auf dem Zeugnis und ehrlich keit könntest du nach der Zeit vieleicht in eine Firma angenommen werden und dich dort zu Beweis stellen dadurch würdest du auch auf jeden Fall neue Leute kennenlernen
Ja auf jeden Fall ist das eine Reinkgungs Firma oder verputz arbeiten ?
Ist ne Reinigungsfirma - aber es ist ehrliches Geld...
In der JA in der ich mich befinde ist das eher schwierig,- ich hab eine reguläre Arbeit hier und das ist schon gold wert. Hier sind die Arbeitsplätze zu 90% gesperrt und das täglich.
So lächerlich es auch klingt ich kann wieder in der Putzfirma arbeiten gehen - die haben mir eine Zusage in das Gefängnis geschickt das ich dort arbeiten kann sobald ich entlassen werde. Besser als nichts oder ?