Werkstoff nach dem Härten normalisieren?

3 Antworten

Mit dem Normalisieren wird das Gefüge (niedriglegierte Stähle bis 0,7% C) von KRZ (kubisch raumzentriert) in KFZ (kubisch flächenzentriert) überführt, d.h., das Gefüge wird bei langsamer Abkühlung, wie beim Normalisieren vorgegeben, völlig spannungsarm.

Das ist genau das Gegenteil von einem gehärtetem Gefüge: Durch schnelle Abkühlung verspannt sich das Gefüge und der Stahl wird hart. Durch Anlassen (Vergüten ist Härten plus Anlassen) wird der Stahl auf die gewünschte Härte und Zähigkeit gebracht.

Normalisieren hebt diese Gefügezustände wieder auf.

Es gab früher für sehr hoch beanspruchte Konstruktionselemente ein Verfahren, das tatsächlich nach dem Vergüten wieder einen Normalisierungsvorgang vorgesehen hat, um anschließend erneut zu vergüten.

Der Sinn war dabei, dass die Korngröße rückgefeint wurde (Erhöhung der Zähigkeit). Schmieden bei hohen Temperaturen und langes Halten bei den hohen Temperaturen (>1.000 °C) bewirkt Grobkornbildung, die durch 2x Durchlaufen von N+V rückgängig gemacht wurde.

Dieses Verfahren gibt es aus Kostengründen und der Gefahr der Randzonenentkohlung aber schon lange nicht mehr.

C45 ist ein Schalenhärter, härtet nicht durch, Der muß schon schroff abgeschreckt werden um wenigsten am Rand martensitisch zu werden, sonst kommt er beim Abkühlen in die Ferrit Perlitnase (ZTU Diagramm). Kern wird (Durchmesseranhängig) nicht durchgehärtet (ferritisch, sorboperlitisch, bainitisch). 42CrMo4 ist legiert, kann tiefer einhärten - auch mit Bainitanteilen. Daher langsamere Abkühlung gestattet, welche die Eigenspannungen (Rißgefahr, Verzug) und (bei höheren C-Gehalten) Restaustenit deutlich vermindert . Siehe auch: Jominy Probe.

Ein erneutes Normalglühen ist i.d.R. nicht notwendig

https://www.doerrenberg.de/wp-content/uploads/2020/02/1.7225_de_01.pdf

http://www.nitriertechnik.de/literatur/umwandlungstahl/ZTU_C45_gross.htm

https://www.emcotest.com/de/die-welt-der-haertepruefung/haerte-wissen/anwendungen-tipps/weitere-anwendungen/jominy-pruefung-stirnabschreckversuch/

Im Prinzip ist es möglich den Härteprozess zu wiederholen indem auf 850 aufgeheizt und dann abgeschreckt wird. Das hat aber mit normalisieren nicht wirklich zu tun. Das Ausgangsgefüge ist nicht ganz identisch bezüglich Korngröße. Danach kann aber ein Anlassen erfolgen.