Welche Eiskunstläuferin hat ab spätesten angefangen?

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Der einzige Eisläufer den ich kenne, der wirklich erst mit 12 Jahre angefangen hat, professionell zu trainieren, war Johnny Weir. Er war allerdings ein Ausnahmetalent, und hat es innerhalb einer Woche geschafft, einen Axel zu springen. Also praktisch unmöglich für den Normalsterblichen. Und seit dem sind die Anforderungen nochmal gestiegen und Eiskunstlauf ist generell ein Sprung-Wettbewerb geworden.

Ich will ehrlich sein:

Professionell Eiskunstlauf zu machen, ist eine riesige Belastung für eine Familie und es ist für deine kleine Schwester praktisch unmöglich, so zu werden wie die Eisläufer die man z. B. bei Olympia oder den Weltmeisterschaften sieht (vor allem in Deutschland).

Um es ins Verhältnis zu setzen:

Der durchschnittliche Eiskunstläufer beginnt zwischen 4 - (spätestens) 8 Jahren mit dem Eislaufen. (Beispiel: Yuzuru Hanyu begann mit 4 Jahren, Junhwa Cha relativ spät mit 8). Mit 8/9 Jahren macht man bereits die ersten 2-fach Sprünge, dann mit 12 bereits die 3-Fachen ect. Und auch von all denen, die sehr jung angefangen haben, schafft es nur ein Bruchteil ins Nationale/Internationale Level zu kommen (und überhaupt 3-fach zu springen!)

Außerdem die Kosten:

In der USA sind 10'000 $ pro Jahr für das Training eines jungen Athleten völlig normal.

Setzt sich zusammen aus:

  • min. 1 1/2 - 3 Stunden Eistraining pro Tag (5 Tage die Woche) - jede Stunde Patcheis kostet ca. 10 - 20 $
  • ca. 5 Trainingsstunden mit einem Trainer, (meist auch verschieden Trainer für die jeweiligen Elemente, als einen Springtrainer, einen für Piroetten ect.) Trainerkosten sind so zwischen 50 - 100 $ pro Stunde
  • Trockentraining: Ballet/Tanzstunden (ca. 2 Pro Woche), Gym, oft auch spezielles Krafttraining extra fürs Eiskunstlaufen (kostet natürlich auch)
  • Schlittschuhe
  • Kufenschleifen ca. 1 pro Monat ( 15-25 $)
  • Eintrittsgebüren für Wettbewerbe
  • Clubkosten
  • Fahrtkosten
  • Kosten für Kleider / Trainingskleidung ect.

Natürlich sind diese Preise in Deutschland niedriger. Dafür ist das Angebot auch entsprechend spärlich. (Und mal ehrlich, wieso gibt es hier so gut wie keine Eishalle, die ganzjährig geöffnet hat?)

Was eher ins Gewicht geht, ist einfach der Aufwand und die Menge an Durchhaltevermögen und Einsatz, die gefordert werden.

Um fünf Uhr aufstehen, um vor der Schule noch zu trainieren? - Kein Problem!

Danach wieder zur Eishalle? - Geht klar!

Dann Trockentraining? - Natürlich!

Und dann nach Hause, Hausaufgaben machen und ins Bett.

Es ist sehr üblich, das Athleten von Zuhause unterrichtet werden, einfach weil so ein Tagesplan sehr anspruchsvoll ist.

Ich weiß, dass das alles super entmutigen klingen kann, aber ich möchte einfach nur mal einen Einblick geben. Auch wenn der Sport absolut fantastisch ist, verlangt er doch sehr viel ab, und eine normale Kindheit und Jugend ist zumindest für die richtigen Eliteskater nicht drin.

Aber wenn deine Schwester gerne Eiskunstlauf anfangen möchte, sollte sie das unbedingt tun!!!

Wie schon gesagt, es ist ein toller Sport, und wenn sie dran bleibt hat sie durchaus die Möglichkeit, bei kleinen regionalen Wettbewerben und später als Erwachsene dann bei Erwachsenenwettbewerben mitzumachen. Nur halt nicht bei dem, was man so im Fernsehen sieht.

Und wenn sie es zu ihrem Beruf machen möchte, dann kann sie (sofern die die nötigen Bedingung erfüllt) auch als Showskater bei z.B. Disney On Ice mitmachen. (Auch wenn das wieder sehr viel Einsatz erfordert ^^)

Oder sie wird Trainer. Es gibt durchaus mehr Optionen, als "nur" bei Wettbewerben mitzumachen ;)

Und selbst wenn nicht: Eiskunstlauf ist es allemal wert, auch einfach so getan zu werden - alleine für das eigene Vergnügen und die Freude daran! :)