Was tun wenn die Depression nicht ernst genommen wird?
Dieses Thema wurde wahrscheinlich schon etliche Male auf etlichen Seiten durchgekaut. Aber jetzt gerade geht mir dieses Thema nicht mehr aus dem Kopf, heute, wo ich wieder einmal Streit im Hause hatte.
Zu meiner Situation, ich bin 18 Jahre alt und lebe seit einigen Jahren mit meinem Vater alleine. Ich verfiel in eine mittelschwere Depression, als meine Eltern sich vor ca. 4 Jahren entschieden haben sich zu trennen.
Während der Zeit hatte ich 5 verschiedene Psychologen, war auch einmal stationär in der Psychiatrie für eine Woche. Dort konnte ich aber diese Gefangenschaft nicht aushalten und hab mich ausweisen lassen, zwar gegen den Rat des Psychologen aber das war mir schnurz.
Nun ist es so, dass ich momentan keine Beschäftigung habe, mein nächstes Jahr schulische Ausbildung beginnt im September. Nun sitze ich also seit Monaten Zuhause ohne irgendwas zu tun. Ich helfe nicht wirklich im Haushalt (was durch die fehlende Kraft kommt, die die Depression auslöst), allerdings kümmere ich mich um meinen Kater, der mir Gesellschaft leistet während ich alleine in der Wohnung bin. Gestern Abend kam mein Vater von der Arbeit nach Hause und war urplötzlich stinksauer auf mich und begann mich anzuschreien, wie faul ich doch sein würde und mich nicht um den Haushalt kümmern würde. Ich habe ihn einfach angesehen und gesagt "Wenn ich es dir doch nur erklären könnte, aber du hörst mir nie zu". Das einzige, was er daraufhin sagte, war "Da gibt es nichts zu erklären." Danach habe ich mich für den Rest des Tages in meinem Zimmer verschanzt und mir die Augen aus dem Kopf geweint. Es gab öfter Termine beim Psychologen, bei denen mein Vater dabei war. Doch nun sagt er, er will meine Psychologin nicht mehr treffen, weil sie "mir nur Sachen in den Kopf redet und ich gar keine Depression habe."
Ich bin am Ende. Ich habe keine Ahnung, was ich noch tun soll. Ich brauche doch seine Hilfe und Unterstützung und nicht sein Geschrei.
Freunde habe ich in meiner Umgebung nicht. Ich war mein Leben lang relativ alleine, also ist hier wirklich sonst niemand, der mir zur Seite stehen kann.
Ich will doch nur wissen, was ich tun kann, damit er endlich versteht, dass ich krank bin.
EDIT: Vergessen zu erwähnen, dass zu meiner Mutter keinerlei Kontakt besteht, daher ist sie auch nicht wirklich eine Ansprechpartnerin.
7 Antworten
Ich denke, er ist selbst damit überfordert und tut es deswegen ab. Eigentlich weiß er dass du Recht hast, aber da er alles alleine machen muss, hat auch er es nicht leicht.
Versuche ihm ein bisschen zur Hand zu gehen ..dazu reichen Kleinigkeiten.. Staubsaugen, 1x abwaschen ...das muss nicht viel sein, aber komm ihm etwas entgegen und er wird auch dir wieder entgegen kommen.
Niemand, der nicht selber eine Depression erlebt hat, kann hier helfen !!! NIEMAND. Ich selber lebe seit 2012 mit einer Depression, war 3 Monate in der Psychatrie, 6 Wochen in einer Aufbauklinik, 8 Wochen in einer Tagesklinik. Ich habe gelernt, mich von allem zu trennen, was mir nicht gut tut, zu gehen statt zu diskutieren, lernen, auch mit sich alleine zu sein. Akzeptieren, das die Stärke mal fehlt, anzunehmen, das man krank ist...aber auch um Hilfe zu bitten bei Menschen, die mir gutgesonnen sind oder bei Fachpersonal. Ich nehme weiterhin Antidrepressiva...es geht mir oft sehr sehr gut...dann wieder mal 2-7 Tage schlecht. Lernen, anzunehmen ist das Geheimnis, um mit einer Depession leben zu können. Geh laufen, geh dahin, gönn dir was Schönes, kämpfe gegen an....man weiß selber, was zu tun wäre, aber die Kraft fehlt halt und das verstehen die Wenigsten.
Löse dich von deinem Vater und allem, was dir Kummer und Tränen bereitet, es gibt Menschen, die dich verstehen, die dir helfen, du musst nur auf sie zugehen.
Alles Liebe und Gute dir !!
Ich würde versuchen, ihn in einer ruhigen Minute zu erwischen und sagen, dass du ihn brauchst und wie schwer es für dich ist wenn er dich nicht unterstüzt. Wie ist denn die Beziehung zu deiner Mutter ? Eventuell kannst du ja auch mit ihr reden!
Verzeih, das hatte ich vergessen zu erwähnen. Zu meiner Mutter besitze ich keinen Kontakt, da ich diesen nicht möchte.
Hallo,
könntest Du dir eine therapeutische Wohngemeinschaft vorstellen? Das könnte dir etwas Abstand zu deinem Vater geben und ein Schritt zu neuen Perspektiven sein, ohne dass Du sofort überall funktionieren musst.
Verstehen wird dein Vater erst, was es bedeutet eine Depression zu haben, wenn er selber mal eine hat. Selbst heute ist der Glaube, dass eine Depression nur Faulheit, jedenfalls keine Krankheit ist, noch verbreitet. Leider.
Da dein Vater den Kontakt zu deiner Psychologin mittlerweile verweigert, wird sich seine Meinung über die Krankheit nicht ändern. Dagegen anzukämpfen ist vergebene Liebesmüh und zieht dich nur runter.
Selbst wenn Du mal den Abwasch machst, Staub saugst, einkaufst, ich befürchte dass es für deinen Vater nie genug sein wird. Wahrscheinlich ist er mit der Situation überfordert. Auch von daher wäre eine räumliche Entfernung vermutlich wohltuend, für euch beide.
Ich wünsche dir alles Gute!
Geh zum Arzt und lass dich in eine Klinik einweisen - als Notfall, das kann er und geht dann fix. Das wichtigste ist: Erstmal weg von deinem Vater. Dort werden sie dir helfen, dass ihr euch nach und nach versteht.