Themenspecial 27. Mai 2022
World Blood Cancer Day
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Was passiert wenn der Körper das fremde Blut (Stammzellen) abstößt?

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Im Anschluss an die Transplantation ist bei der Patientin oder dem Patienten die Gabe von Medikamenten zur Unterdrückung der Immunabwehr nötig, um eine Abstoßungsreaktion zu vermeiden, denn die körperfremden und für die Abwehr zuständigen Immunzellen der Spenderin oder des Spenders sind in der Lage, den Körper der Patientin oder des Patienten als fremd zu erkennen und ihn anzugreifen. Das Transplantat der Spenderin/des Spenders versucht also, den Körper der Empfängerin oder des Empfängers abzustoßen. Diese Reaktion nennt man Graft versus Host Disease oder kurz GvHD, was so viel bedeutet wie Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion. Die Abstoßungsreaktion richtet sich hauptsächlich gegen Haut, Leber, Darm und Augen der Patientin oder des Patienten und kann unter Umständen lebensbedrohlich sein. Leider tritt eine GvHD bei bis zu 50% der allogen transplantierten Patient:innen auf, wobei man nochmal zwischen akuter und chronischer GvHD unterscheidet.

Denn auch wenn die HLA-Typisierung eine größtmögliche Übereinstimmung in den Gewebemerkmalen ergeben hat, gibt es dennoch kleinste Unterschiede, die zu einer GvHD führen können. Die nach der Transplantation gegebenen Medikamente, sogenannte Immunsuppressiva, sollen diese Immunreaktion unterdrücken, gleichzeitig führen sie jedoch auch dazu, dass nach der Transplantation für die Patientin oder den Patienten noch über längere Zeit ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht.

Während es sich bei der GvHD um eine unerwünschte Reaktion handelt, gibt es jedoch auch eine erwünschte Reaktion der Immunzellen: der sogenannte Graft-Versus-Leukemia-Effekt (GvL). Denn es werden nicht nur die gesunden Körperzellen der Patientin oder des Patienten angegriffen, sondern auch eventuell noch verbliebene Krebszellen, die durch die vorangegangene Konditionierung nicht beseitigt wurden. Damit sinkt bei der allogenen im Vergleich zur autologen Stammzelltransplantation das Risiko eines Rückfalls, des sog. Rezidivs.

Durch die Behandlung mit Strahlen- und/oder Chemotherapie, aber auch durch eine GvHD kann es zu einer Reihe von Spätfolgen und Langzeitnebenwirkungen z. B. im Bereich der inneren Organe wie Leber, Nieren, Magen-Darm-Trakt oder Atemwege kommen. Veränderungen der Haut erfordern eine intensive Pflege und den sorgfältigen Schutz vor direkter Sonneneinstrahlung. Darüber hinaus besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko, bedingt durch das noch nicht ausgebildete Immunsystem. Durch vorbeugende Maßnahmen können eine Reihe von Nebenwirkungen verhindert oder schnellstmöglich gelindert werden. Aus diesem Grund werden die Patient:innen nach einer Stammzelltransplantation mit einer Reihe von Nachsorgeuntersuchungen regelmäßig überwacht. Auch die Fruchtbarkeit kann durch Chemo- und Strahlentherapie beeinträchtigt werden, weshalb bei jungen Patient:innen mit Kinderwunsch fertilitätserhaltende Maßnahmen (z.B. Einfrieren von Eizellen) in Betracht kommen.

Um eine Spenderin oder einen Spender, die oder der bereits Stammzellen für eine Patientin oder einen Patienten gespendet hat, bei einem möglichen Rückfall derselben Patientin oder desselben Patienten für eine weitere Spende zu reservieren und um ihn oder sie zugleich vor Mehrfachspenden für andere Patient:innen zu schützen, suchen wir über das Replacement Donor Program der DKMS für jede Lebensspenderin und jeden Lebensspender eine Spenderin oder einen Spender mit identischen Gewebemerkmalskombinationen.