Was ist eigentlich das Klassonfest?
Das klarsonfest findet irgendwo in Deutschland statt!!
Bitte blockiere mich nicht mehr
Ich verstehe es nicht.
2 Antworten
Das ist auch für mich Neuland, ein Thema, das ich noch nie hörte, aber hochinteressant ist. Das ist sicher eine Grundsatzdiskussion und Lebenseinstellung.
Gerade in der heutigen Zeit ist das Schlagen von Frauen negativ behaftet, deshalb ist dieser Brauch auf Borkum heiss diskutiert.
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Ihren Brauch, Frauen mit einem Kuhhorn zu schlagen, haben sie vollständig abgeschafft. Unbeschwert feiern konnten die Einheimischen auf Borkum ihr Fest Klaasohm in diesem Jahr trotzdem nicht. Vielen Insulanern hat die bundesweite Empörungswelle zugesetzt. Eine Reportage von der Insel.
Borkum. In diesem Jahr klingt es fast ein bisschen trotzig. „Moije Klaasohm“ – mit diesen Worten wünschen sich die Einheimischen auf Borkum traditionell am 5. Dezember auf Platt ein schönes Fest. Doch in diesem Jahr ist es nicht wie sonst: Die Polizei zeigt massiv Präsenz auf der Nordseeinsel. Journalisten aus der ganzen Republik sind angereist. Und Aktivisten haben schon am Morgen die Litfaßsäule beschmiert, von der am Abend zum Höhepunkt des Fests auch dieses Jahr sechs verkleidete junge Borkumer in die feiernde Menge stürzen wollen. Weitere Protestaktionen haben sie unter anderem auf Tiktok angekündigt.
Denn überschattet ist das große Fest der Borkumer dieses Mal von der bundesweiten Empörung um die „Tradition des Schlagens“: mit schweren Masken verkleidete Männer schlagen Frauen mit Kuhhörnern auf den Hintern. Nach einem Bericht des ARD-Magazins „Panorama“, der diesen Aspekt des Abends in den Fokus gestellt hat, prasselte auf die Insel viel Kritik herein, was viele hier als regelrechten Shitstorm empfanden.
Auch Melanie Helms ist geradezu anzusehen, wie sehr ihr die ganze Aufregung um das Thema zu Herzen geht. Sie ist seit sechs Jahren die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Borkum und sagt, dass sie erstmals Angst habe auf ihrer Insel. „Ich habe bisher noch nie meine Haustür abgeschlossen“, sagt sie. „Das habe ich jetzt zum ersten Mal gemacht.“ An diesem Donnerstag wird die Polizei ihr Haus bewachen – als sie es am Morgen verlassen hat, standen die Beamten bereits vor der Tür. Kritik und Streit, das gehöre zur Demokratie dazu, findet Helms. „Das hier, das ist aber nicht mehr in Ordnung, das geht zu weit.“
Drohmails hat auch Borkums Bürgermeister Jürgen Akkermann bekommen. Und zwar hunderte. Die Stadt prüfe, ob man gegen die Absender juristisch vorgehen könne, sagt er. Vor allem aber beweisen sie für ihn, dass viele Auswärtige überhaupt nicht verstanden haben, worum es bei dem Fest eigentlich gehe. Für die Menschen auf der Insel sei es gleichbedeutend mit Gemeinschaft. Kinder, die auf dem Festland lebten, kämen für die Feier zurück. Das Schlagen mit den Kuhhörnern – ein Detail, das keine Rolle spiele, und nun abgeschafft sei. Verzichten müsse man auf die Hörner aber nicht, findet er. „Die sind Teil des Kostüms.“ Am Charakter des Fests ändere sich ohnehin rein gar nichts.
Insulaner sind überrascht und verärgertSelbstkritisch räumt er ein, dass viele auf Borkum in den vergangenen Jahren bei Gewalt gegen Frauen jedoch weggeschaut hätten. „Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen, da nicht mit Nachdruck hinterhergegangen zu sein“, sagt er. Am Donnerstag wurde bekannt, dass polizeiliche Ermittlungen gegen einen Insulaner laufen. Die Polizei bestätigte, dass im vergangenen Jahr vier Anzeigen wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gestellt wurden. Akkermann betont jedoch, dass Gewalt bei dem Fest nun ein für alle Mal keinen Platz mehr habe.
Dass das Thema in den vergangenen Tagen so hochgekocht ist, das hat viele Einheimische gleichermaßen überrascht wie verärgert. Groß reden über das Fest wollten sie noch nie – um Auswärtige nicht anzulocken. Man wollte bei Klaasohm unter sich sein, und verstehen würden die vom Festland es ohnehin nicht, so der Tenor. Jetzt, nach dem Shitstorm, sind viele noch einmal reservierter gegenüber der Presse. Von den Insulanern will sich am Vormittag auf der Straße niemand mit Namen und Foto zu dem Thema äußern.
Nicht so Pastor Jörg Schulze von der lutherischen Christusgemeinde, der jedoch ein „Zugezogener“ ist. Er selbst habe ein „eher distanziertes Verhältnis zu dem Fest“, sagt er. „Ich höre aber bei Besuchen und in seelsorgerlicher Begleitung zum Beispiel bei Trauerfällen oft von der Tradition und dem großen Stolz, den alle damit verbinden, einmal einer der Klaasohms gewesen zu sein.“ Viele der aktuellen Teilnehmer des Umzugs kenne er aus dem Konfirmandenunterricht, den er gemeinsam mit der reformierten Gemeinde anbietet. Er wisse daher, wie wichtig der Brauch für die Inselgemeinschaft sei, geradezu identitätsstiftend.
Er hoffe, dass er in Zukunft reflektierter begangen werde und verweist dabei auf eigene Versäumnisse seiner Kirche: „Auch in Kirchengemeinden haben wir lange weggesehen und sind jetzt erstaunt darüber, wie viele Fälle von Gewalt, vor allem sexualisierter Gewalt, es in den letzten Jahrzehnten im kirchlichen Raum gegeben hat.“ Ihm sei es daher ein Anliegen, darüber nachzudenken, inwieweit die Rollenbilder bei der Klaasohmtradition schon Kinder und Jugendliche prägten.
„Einzigartiges Wir-Gefühl auf der Insel“Mit den jungen Borkumerinnen und Borkumern hat auch Torsten Müller, der 1. Vorsitzender TuS Borkum, viel zu tun – und er stellt klar, dass sein Sportverein jede Form von Hass und Gewalt verurteile. „Dieser Hass wird aber gerade den Menschen, die hier leben, entgegengebracht. In meinen Augen ist das völlig überzogen, und wir haben kaum Möglichkeiten uns dagegen zu wehren“, sagt er. „Wir werden als frauenfeindliche Männer dargestellt, die an diesem Abend nichts anderes vorhaben, als Frauen zu schlagen.“ Dem sei aber ganz bestimmt nicht so.
Als Insulaner wisse er, „was es bedeutet auf einer Insel zu leben“, hebt er hervor. „Wir sind mit vielen Dingen hier alleine und haben dadurch ein einzigartiges Wir-Gefühl.“ Gerade jetzt halte man zusammen.
Unklare Folgen für den TourismusDie Tourismus-Saison ist so gut wie gelaufen. Zum Jahreswechsel kommen noch einmal einige Besucherinnen und Besucher auf die Insel, in der Regel sind die Hotels und Ferienwohnungen rund um den Nikolaustag aber nicht gut ausgelastet. Inwieweit der Skandal sich langfristig auf den Fremdenverkehr auswirke, könne man noch nicht abschätzen, sagt Bürgermeister Akkermann. Einige Hoteliers hätten ihm von Stornierungen berichtet.
Auf der anderen Seite hat die Debatte in diesem Jahr Tausende Besucher über den 5. Dezember auf die Insel gelockt. Darunter waren auch Aktivisten, die zu Protesten gegen den Klaasohm-Umzug aufgerufen haben. Am Donnerstagmorgen wurde die Litfaßsäule, die beim Abschluss des Fests die zentrale Rolle spielt, mit einem mutmaßlich feministischen Graffiti besprüht. Mitarbeiter der Stadt entfernten die Farbe umgehend.
Sabina, die in der Kneipe eines der Insel-Hotels hinter dem Tresen steht, hätte sich gewünscht, dass die Vermieter in den vergangenen Tagen überhaupt keine Buchungen mehr angenommen hätten. An der Rezeption hätten sich Anrufer gemeldet mit den Worten: „Wir wollen sehen, wie bei Ihnen die Frauen geschlagen werden.“ Solche Gäste seien unerwünscht, sagt sie.
Wie viele anderen Frauen auf der Insel berichtet sie von dem Katz-und-Maus-Spiel, das Mädchen und junge Frauen bei dem Umzug mit den Klaasohms spielten. Man teste aus, wie nah man an den Klaasohm herankomme. Der Schlag mit dem Kuhhorn – das sei die Strafe dafür, wenn man ihm zu nahe komme. Und in vielen Jahren seien die blauen Flecken „wie eine Auszeichnung“ gewesen. Sich fangen zu lassen und einen „Klaps“ auf den Hintern zu bekommen sei jedoch auch ohne Hämatome möglich, hört man immer wieder. Viele Mädchen und Frauen hätten deswegen ein Buch oder ein Kissen in die Hose gesteckt.
Amtierender Oldermann hat selbst zugeschlagenWährend die einen sagen, ein Schlag mit einem Kuhhorn auf den Hintern tue in jedem Fall weh, sagen andere, dass ein Klaasohm unter seinem schweren Helm, durchgeschwitzt und ausgepowert, gar nicht doll zuschlagen könne. In dieser Hinsicht steht Aussage gegen Aussage.
Feststeht, dass auch der amtierende Vorsitzende des Vereins Borkumer Jungens, Maxi Rau, zugeschlagen hat, als er selbst die Rolle des Klaasohm übernommen hat. Das war vor sechs Jahren. „Dafür kann ich mich nur entschuldigen“, sagt der 23-Jährige.
Woher die Tradition des Schlagens genau stamme, wisse er nicht. Die oft genannte Zusammenhang mit der Heimkehr der Walfänger jedenfalls sei falsch. „Ich kann es wirklich nicht genau sagen, A woher das Fest herkommt und B wieso diese Tradition entstanden ist“, sagt er. „Was ich Ihnen auf jeden Fall versichern kann ist, dass wir Gewalt gegen Frauen ab jetzt nicht mehr tolerieren.“
Ob er sich bei einzelnen Frauen persönlich entschuldigt hat, bleibt bei einer Pressekonferenz am Vormittag in der „Kulturinsel“ offen. Denn er müsse sich weiter um die Organisation kümmern, sagt er und verschwindet.
Insulaner stören sich nicht an Polizei-PräsenzBis zu diesem Zeitpunkt wissen die sechs Klaasohms dieses Jahres noch nicht, dass sie die Auserwählten sind. Bestimmt hat sie Rau als sogenannter Oldermann. „Das ist eine der schönsten Sachen, das entscheiden zu dürfen“, hatte er zuvor noch erklärt. Bei der Auswahl berücksichtige er, wer sich bei den anderen Aktivitäten des Vereins im zurückliegenden Jahr hervorgetan habe. Unter anderem veranstalte man einen Kinderkarneval und eine große Strandfete, an der alljährlich viele Touristen teilnehmen.

Das freut mich, lieber Schalkefan, vielen Dank für den ⭐freut mich sehr.
Das müsste Klaasohm auf der norddeutschen bzw. ostfriesischen Insel Borkum sein, hier sind zwei Videos zur Information dazu. Es ist derzeit in den Medien ein Dauerthema, seit es im NDR Bestandteil einer Reportage war (auf "Panorama 3", habe ich vor ca. zwei Wochen gesehen).
Danke liebe Diana, du hast mir sehr geholfen.f