Warum haben Profi Boxer keine Deckung?
Warum halten Profi Boxer wie Mike Tyson ihre Deckung oft unten?
3 Antworten
Profis können gegnerische Schläge meist auch dann schnell genug abwehren, wenn sie ihre Doppel-Deckung gerade nicht an Ort und Stelle haben.
Wenn man hingegen nicht schnell genug in der Abwehr ist, dann ist man auf eine gute Doppel-Deckung angewiesen.
Wenn man in der glücklichen Lage ist, auch ohne (fast) ständige Doppel-Deckung nur selten getroffen zu werden, kann man natürlich viel besser angreifen oder sich einen Überblick verschaffen, wenn man eben keine Doppel-Deckung hält.
Das wirkt auf den ersten Blick wie Nachlässigkeit, in den meisten Fällen hat das aber technische und taktische Gründe.
Gerade hoch entwickelte Profi-Boxer haben natürlich viel Erfahrung. Sie können die Bewegungen der Gegner leichter lesen und damit Schläge besser antizipieren.
Gleichzeitig soll ein unorthodoxer Kampfstil den Gegner zu Fehlern provozieren. Eine fallengelassene Deckung sieht aus wie eine Einladung zum Treffer, aber dann kommt eine bewegungsbasierte Verteidigung. Gerade Mike Tyson hatte eine enorme Nahdistanzkontrolle und einen unfassbar beweglichen Oberkörper, wobei er durch seine verhältnismäßig geringere Körpergröße und eingeschränkte Reichweite deshalb auf Konterboxen ausgerichtet war. D.h. er wollte das der Gegner angreift, damit er ihn durch seine Beweglichkeit und Reflexe kontert.
Allerdings war sein Trainer, Cus D'Amato, der Erfinder der "Peek-a-Boo"-Deckung, welche Tyson perfekt anwendete, also keine passive, klassische Doppeldeckung, sondern eine bewegliche, sehr effektiv für die Halb- bis Nahdistanz. Das änderte sich bei Tyson aber in späteren Jahren wieder.
Andere Boxer, wie Muhammad Ali, nutzen durch ihr Auftreten im Ring sehr viel Psychologie. Ab einem hohen, sportlichen Niveau ist klar, dass beide Boxer auf einem maximal hohen Level boxen können. Dann entscheiden oft Details die Unterschiede, wie eben "Mind-Games".
Aber natürlich gibt es auch Beispiel, wo Profi-Boxer wirklich einfach keine saubere Deckungstechnik mehr hatten.
Naseem "Prince" Hamed war ein klassischer Show-Boxer im unglaublichen Reflexen. Er hatte sich nur darauf verlassen und sich seine Deckung quasi abtrainiert. Allerdings war seine Karriere vorbei, als er wegen mangelnder Deckung zu oft verloren hat, da er damit auch das Selbstvertrauen in seine Reflexe verloren hatte.
David Haye wäre auch ein Beispiel für einen Profi ohne Struktur in der Deckung, der sich eher auf Explosivität und Beweglichkeit verlassen hatte, bis die Kondition nicht mehr mithalten konnte.
Mit zunehmender Rundenzahl wird es auch entsprechend schwieriger die Deckung hoch zu halten.
Manchmal kann es aber auch nur Strategie bzw. Show sein um den Gegner in eine Falle zu locken.