Mittelhochdeutsch: aus einem Verb den Infinitiv bestimmen

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Man muss die einzelnen Verben nicht auswendig lernen, sondern lediglich die Ablautreihen anwenden können. Soll heißen: Wenn du ein Verb hast bestimmst du, ob es stark oder schwach is, was ja eindeutig am Dentalsuffix erkennbar ist - Ist es schwach ist der Infinitiv recht simpel: 1.P.Sg Präteritum "legete" - Infinitiv "legen" Ist das Verb hingegen stark lässt es sich eindeutig einer Ablautreihe zuordnen: Ich biuge (mit iu niemals ü, da ü Restumlaut ist und Konjunktiv makieren würde) ist aufgrund des hinzutreten des "u" eindeutig der AR II zuzuordnen; im weiteren Schritt dann zur AR IIa, da kein Dental, Liquid oder "n" folgt.

Damit musst du nur noch die Ausnahmen auswendig lernen: Vornehmlich die Präterito-Präsentien, die beiden Mischverben "bringen" und "beginnen", die Wurzelverben und die kontrahierten Verben "lan" und "gan" ;)

P.S. Die Stammformen von binden lauten binden(Inf.) binde(1.Sg Präs.) bant(1.Sg Prät.) bunden(1.Pl. Prät.) gebunden(Part. Prät.) und ist der AR IIIa zuzuordnen, aufgrund der Nasalverbindung ;)

Man muss die Verben (Infinitive) leider auswendig lernen wie Vokabeln einer Fremdsprache. Viele haben sich ja nicht sehr verändert, da fällt es leicht.
Dazu die Formen 1. Person Singular Ind. Präteritum und das Partizip, also z.B. biegen, boug, gebogen.
Damit kommst du schon ziemlich weit, vor allem, wenn du auch die Ablautreihen im Kopf hast. (binden, bant, bünde, ge(bunden), also i-a-ü-u)
Dann kannst du von so einem seltsamen Wort wie büge rückschließen auf bigen.

Eselsbrücke: der Infinitiv entspricht im Allgemeinen der 1. Person Plural Ind. Präsens, genau wie im heutigen Deutsch.