Konkurriert das Züricher Modell der sozialen Motivation von Norbert Bischof, mit der Bedürfnispyramide von Maslow?

1 Antwort

Kajjo
Von gutefrage auf Grund seines Wissens auf einem Fachgebiet ausgezeichneter Nutzer
Psychologie
09.01.2019, 11:42
  • Ich erkenne da keine grundlegende Konkurrenz der beiden Modelle.
  • Die Bedürfnispyramide ist meines Erachtens mehr oder weniger als Fakt zu betrachten und eine recht nüchterne Beschreibung der Wirklichkeit. Einzelne Punkte verteilen sich manchmal über mehrere Ebenen und sind nicht immer so einfach hierarchisch zu ordnen, wie das Modell vorzugeben scheint, aber im Großen und Ganzen passt das schon. Elementarbedürfnisse wie Atmen, Trinken, Essen, Schlaf, Witterungsschutz sind unstrittig tief gefühlte und auch instinktiv umgesetze Bedürfnisse des Menschen. Die nächste Ebene sichert diese Bedürfnisse ab, durch Eigentum, Gesundheit, Sicherheit und dergleichen. Die sozialen Bedürfnisse nach Geborgenheit, Gruppenzugehörigkeit, gegenseitiger Fürsorge folgen als nächstes. Das ergibt für mich alles unmittelbar Sinn, auch aus naturwissenschaftlicher Betrachtung heraus.
  • Das Zürcher Modell dagegen verfolgt eine ganz andere Perspektive, nämlich wie die Psyche die Verfolgung dieser Bedürfnisse regelt -- nicht ob sie existieren. Das Zürcher Modell beschreibt in der Essenz einen komplexen Regelkreis, der jene Motivationen miteinander koppelt, mit der angeblich entsprechende Bedürfnisse verfolgt werden. Daher steht dieses Modell nicht in Konkurrenz, sondern beschreibt einfach nur Details der Regelung, wie entsprechende Bedürfnisse verfolgt werden. Das Zürcher Modell fokussiert sich zudem auf die sozialen Bedürfnisse, also etwas der dritten Stufe der Bedürfnispyramide und blendet die anderen Ebenen weitestgehend aus. Es beschreibt also nur einen kleinen Teil des Ganzen.
  • Das Zürcher Modell ist wirklich nur ein Modell und kein besonders gutes Abbild der Wirklichkeit. Die Beschränkung auf drei Grundmotivationen erscheint willkürlich und unbelegt, die ausgewählten Motivationen erscheinen nicht zwingend zu sein, sondern eher eine Arbeitshypothese. Ich denke nicht, dass das menschliche Gehirn wirklich diese drei Motivationen verfolgt. Das Modell veranschaulicht aber ganz gut, wie Bedürfnisse sich gegenseitig widersprechen können und abgewogen werden müssen. Letztlich ist es aber nur Theorie und entspricht nicht der Wirklichkeit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Z%C3%BCrcher_Modell_der_sozialen_Motivation

https://de.wikipedia.org/wiki/Maslowsche_Bed%C3%BCrfnishierarchie