Kann mir einen das Modell Schulz von Thun in seinen Grundzügen erklären?

2 Antworten

Nicht immer kommt es aber direkt zu einer Verständigung. Friedemann Schulz v. Thun hat sich deshalb die Nachrichten, die wir senden, genauer angeguckt und ist zu der Erkenntnis gekommen, dass eine und dieselbe Nachricht immer mehrere verschiedene Botschaften in sich enthält. Diese Vieldeutigkeit einer Nachricht kann zwischenmenschliche Kommunikation sehr kompliziert machen.

Um sich in diesem Kommunikationsdschungel zu orientieren, schlägt FSvT ein Modell vor, dass zwischen vier psychologische Seiten einer Nachricht unterscheidet: 1. dem Sachinhalt; 2.der Selbstoffenbarung; 3. der Beziehung und 4. dem Apell.

Gucken wir uns die vier Seiten einmal genauer an:

Dazu habe ich auch mal ein Video gemacht, schau´s dir gerne an :)

https://www.youtube.com/watch?v=lF88LM19Ovg

1.      Sachinhalt (oder: Welche Information enthält die Nachricht?): Jede Nachricht enthält nüchterne, sachliche Informationen. Das können Zustände, Temperaturen, Sachlagen oder wie in unserem Beispiel die minutengenaue Abfahrtszeit des Buses sein. Auch diese Video enthält Sachinformationen, z.B. Informationen über Kommunikationspsychologie.

2.      Selbstoffenbarung (Was gibt die Nachricht über mich selbst kund?): Nachrichten enthalten auch immer persönliche Informationen über den Sender. In unserem Bespiel erfahren wir, das die Senderin deutschsprachig ist und weiß, wann der Bus fährt. Schon interpretativer, aber durchaus berechtigt scheinen wir auch zu wissen, dass die Senderin den Bus nehmen will und es vielleicht eilig hat.

Auch in diesem Video erfahrt ihr etwas über mich: dass ich einen Youtube-Kanal habe, dass ich Erklärvideos mache und mich mit FSvT auseinandergesetzt habe.

Die Selbstoffenbarung kann problematisch sein, den wir versuchen oft, die Beste Seite unseres Selbst zu zeigen oder und Selbst zu verbergen – zum Nachteil der verständigungsorientierten Kommunikation.

3.      Beziehung (Was sagt die Nachricht darüber aus, was ich von dir und unsere Beziehung halte?):   Eine Nachricht zu senden heißt auch immer, in Beziehung miteinander zu treten und die vergangenen Erfahrungen dabei zu berücksichtigen. Ein älteres Ehepaar redet natürlich anders miteinander als zwei einander fremde Passanten in einer Einkaufspassage. FSvT unterscheidet zwei Arten von Beziehungsbotschaften: eine Du-Botschaft und eine Wir Botschaft. Aus der Du-Botschaft geht hervor, was die Senderin von der Empfängerin hält. In unserem Beispiel denkt die Frau, dass der Mann an die Abfahrtszeit des Busses erinnert werden müsse. Aus der Wir-Botschaft geht hervor, wie Sender und Empfänger zueinanderstehen. In unserem Beispiel könnte man davon ausgehen, dass die beiden zusammen den Bus in 3 Minuten nehmen wollen. 

Welche Beziehungsbotschaften sende ich in diesem Video? In diesem Video stehen wir in einer Lern-Lehr-Beziehung zueinander. Ich mache ein Erklärvideo und denke, ihr könnt etwas dabei lernen. Das mag aber vielleicht gar nicht stimmen. Oder Euch gefällt nicht meine lehrerhafte Art und ihr wünscht Euch lieber, dass wir auf einer gleichen Ebene stehen und schaltet deshalb das Video ab. Dann ist es nicht zu einer Verständigung gekommen. Daran sehen wir, dass auch die Beziehungsseite problematisch sein kann. Manchmal stimmen Sender und Empfänger nicht in der Beziehungsbotschaft überein.

4.      Apell (Was will ich mit der Nachricht bei dir bewirken?): Wenn wir etwas sagen, wollen wir meistens auch Einfluss auf unserem Gegenüber nehmen, wir wollen, dass sie oder er Dinge tut oder etwas unterlässt. In unserem Beispiel lautet der Apell vielleicht: „Mach mal schneller jetzt, dann schaffen wir es auch zum Bus!“. Ich sende Euch jetzt grade in diesem Video den Apell, dass ihr dieses Video angucken sollt, um etwas über Kommunikationspsychologie zu lernen. Dass wir Apelle senden ist grundsätzlich nicht problematisch, es kann jedoch dazu kommen, dass Apelle auf anderen Seiten der Nachricht versteckt oder nur impliziert formuliert werden. Beispielsweise wenn ein Vater zu seinem Sohn scheinbar sachlich sagt „Es ist kalt draußen!“, aber in dieser Sachbotschaft den Apell versteckt, das der Sohn sich ein Jacke anziehen soll.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

erstmal das angucken: http://www.schulz-von-thun.de/index.php?article_id=71

Eine Frau sagt zu einem Mann: "Du könntest auch eine unauffälligere Frisur tragen"

Ihre Sachaussage:'Es besteht die Möglichkeit, die Frisur zu ändern'

weil der Mann aber nicht danach gefragt hat und es ihm sch...egal ist, wundert er sich, warum sie das sagt, er versucht zu verstehen, was noch in dem Satz enthalten sein könnte:

Ihr Appell (also eine Aufforderung): 'Ändere Deine Frisur'

Ihr Beziehungshinweis: 'ohne mich kommst Du nicht klar und machst Dich lächerlich'

Ihre Selbstkundgabe, d.h. was sie durch diese Aussage von sich selbst preisgibt: 'es ist mir wichtig, was andere Menschen von meinem Freund halten'

P.S. und weil sie vielleicht nur 2 Teile davon beabsichtigt hat und er nur die anderen versteht, streiten sie dann

Das Beispiel hab' ich mir eben ausgedacht, pardon wenn es nicht gut ist