Ist die US-Demokratin Kamala Harris eine Kommunistin?
Sie sagte immer wieder "unburden by what has been" (entlastet von dem was war). Das wurde von den Republikanern in einem Film zusammengeschnitten und ging in den USA viral. "Unburden by what has been" ist die englische Übersetzung eines bekannten Zitat des Begründers des Kommunismus Karl Marx. Seither wird alles was Kamala Harris sagt als kommunistisch interpretiert. Das Zitat von Karl Marx: "Move forward into a future, unburden by what has been." Auch nutzte die Harris Kampagne den Begriff "Move Forward/Forward" (Vorwärts) und standen im Verdacht des kommunistischen Marxismus.
So sagte Harris vor kurzem "hard work is joyful work". Da kam dann das eine häufige Losung und Plakatinschrift in kommunistischen Staaten und Ländern ist. Arbeit macht Freude klingt sehr nach kommunistischer Propaganda, aber irgendwie konnte Harris sagen was sie wollte und es war immer sehr nah an der Aussage von kommunistischen Philosophen, kommunistischen Politikern und kommunistischen Propagandalosungen.
Kann es sein das sie das nicht wollte und viele Allgemeinaussagen einfach schon von Kommunisten benutzt wurden und damit fast alles auch schon von Kommunisten gesagt wurde?
1 Antwort
Die politischen Diskurse in den USA sind derart antikommunistisch aufgeladen, dass die angebliche Nähe zum Kommunismus ein Vorwurf geworden ist, der von beinahe jedem politischen Lager in eine beliebige Richtung geschleudert werden kann. Was der tatsächliche Inhalt von Marxismus und Kommunismus ist, scheint dagegen den wenigsten bekannt zu sein.
Erstens ist Kamala Harris eine Liberale und damit stramm prokapitalistisch, was sie auch selbst beteuert hat. Unabhängig davon, wie oberflächliche Wahlkampfsprüche und Slogans klingen, bewegt sich der Inhalt ihres politischen Programms stets im Rahmen der kapitalistischen Ordnung.
Zweitens gibt es kein wörtliches oder sinngemäßes Marx-Zitat "Move forward into a future unburdened by what has been". Diese Aussicht ist sogar explizit im Widerspruch zur marxistischen Auffassung. Marx kritisierte gerade den Liberalismus dafür, dass er den historischen Kontext ausklammert und ewig gültige Wahrheiten proklamiert. Marx begreift hingegen jedes gesellschaftliche und politische Phänomen im Kontext seiner Entstehung. Hier ist das beispielsweise in einem bekannteren Marx-Zitat aus dem 18. Brumaire des Louis Napoleon ausgedrückt:
Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden.
Das gilt ebenso für "hard work is joyful work". Weder hat das Marx wörtlich so gesagt noch deckt sich das mit seinen Ansichten. Bei Marx ist der Arbeitsbegriff zentral, er sieht die Arbeit aber nie losgelöst von ihrem gesellschaftlichen Kontext. Während im Kapitalismus die Arbeit eine Quelle der Entfremdung ist, weil sie nur der Vermehrung des Reichtums anderer dient, kann die Arbeit im Sozialismus dagegen eine selbstbestimmte Form der Selbstverwirklichung sein.