Ist die US-Demokratin Kamala Harris eine Kommunistin?

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Die politischen Diskurse in den USA sind derart antikommunistisch aufgeladen, dass die angebliche Nähe zum Kommunismus ein Vorwurf geworden ist, der von beinahe jedem politischen Lager in eine beliebige Richtung geschleudert werden kann. Was der tatsächliche Inhalt von Marxismus und Kommunismus ist, scheint dagegen den wenigsten bekannt zu sein.

Erstens ist Kamala Harris eine Liberale und damit stramm prokapitalistisch, was sie auch selbst beteuert hat. Unabhängig davon, wie oberflächliche Wahlkampfsprüche und Slogans klingen, bewegt sich der Inhalt ihres politischen Programms stets im Rahmen der kapitalistischen Ordnung.

Zweitens gibt es kein wörtliches oder sinngemäßes Marx-Zitat "Move forward into a future unburdened by what has been". Diese Aussicht ist sogar explizit im Widerspruch zur marxistischen Auffassung. Marx kritisierte gerade den Liberalismus dafür, dass er den historischen Kontext ausklammert und ewig gültige Wahrheiten proklamiert. Marx begreift hingegen jedes gesellschaftliche und politische Phänomen im Kontext seiner Entstehung. Hier ist das beispielsweise in einem bekannteren Marx-Zitat aus dem 18. Brumaire des Louis Napoleon ausgedrückt:

Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden.

Das gilt ebenso für "hard work is joyful work". Weder hat das Marx wörtlich so gesagt noch deckt sich das mit seinen Ansichten. Bei Marx ist der Arbeitsbegriff zentral, er sieht die Arbeit aber nie losgelöst von ihrem gesellschaftlichen Kontext. Während im Kapitalismus die Arbeit eine Quelle der Entfremdung ist, weil sie nur der Vermehrung des Reichtums anderer dient, kann die Arbeit im Sozialismus dagegen eine selbstbestimmte Form der Selbstverwirklichung sein.