Hölderlins Auffassung von Kindheit?
Hallo ich habe noch eine Frage und habe keine Ahnung was die Antwort sein könnte.
Ich hoffe mir kann jemand helfen
Vielen Dank:)
1 Antwort
Das ist hier auf die Schnelle nicht zu beantworten, aber die wesentlichen Aspekte stehen ja im Text: Kindheit wird positiv verstanden. Als Ort der Unschuld ("unschuldigen Vergangenheit", der "Ruhe". Das Kind wird als "göttliches Wesen" verstanden, weil es noch schön und mit sich eins ist, keine Fassade aufbauen muss wie erwachsene Menschen ("Chamäleonsfarbe"). Entsprechend wird die rhetorische Frage gestellt, ob man nicht vor dem ganzen Denken und Reflektieren "mehr" gewesen sei.
Die eigene Kindheit selbst ist zudem nicht mit dem Verstand zu begreifen, weil - so wird argumentiert - man nur etwas, das "schlecht gewesen und wieder gut gemacht ist" begrifflich bestimmen könne. Die Kindheit hingegen war als Ort/Zeitpunkt, der eben nur mit dem Verstand, sondern vor allem mit dem unmittelbaren, nicht reflektierten Gefühl erfahren wird. Es wird nicht direkt gesagt, aber man könnte vermuten, dass die Argumentation auch in die Richtung gemeint ist, dass der Erwachsene aufgrund seiner Reflexionen über sich und die Welt zu dieser Unmittelbarkeit und "Ruhe" der Kindheit nicht mehr zurück kann.
Das ist eine Auffassung von Kindheit, die sich um 1800 entwickelt. Man spricht auch vom romantischen Kindheitsmythos, der im Kind ein Wesen sieht, das rein und natürlich ist, besser als Erwachsene. So war es in den Jahrhunderten davor nicht. Insbesondere in der Aufklärung hatte man Kinder noch als unfertige Erwachsene betrachtet, die durch Erziehung auf den rechten Weg geleitet werden sollen. Mit der romantischen Auffassung der Kindheit (die auch in den Märchen der Grimms usw. eine Rolle spielt) ändert sich das, das Bild vom Kind wird gewissermaßen ins Positive gewendet.
Zu ergänzen ist vielleicht noch, dass die Frage im Buch unpräzise gestellt ist. In dem Abschnitt spricht der Erzähler Hyperion (aus dem gleichnamigen Roman "Hyperion"), nicht Hölderlin. Erstmal erfahren wir also etwas über Hyperions Auffassung von Kindheit, nur sekundär über Hölderlins Vorstellungen.