Erinnerungen an Marnie? ist sie ein Geist?

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Anna ist immer eine Außenseiterin. „Ich hasse mich“, sagt das zwölfjährige Mädchen, das unter Asthma leidet und mit ihrer Pflegemutter Yoriko in Sapporo in Japan lebt, über sich. Irgendwann fühlt sich auch Yoriko überfordert. Anna soll vorübergehend umziehen: zu Yorikos Schwester und deren Mann nach Kushiro im Norden der Insel Hokkaido. Zunächst macht sich Anna auch an ihrem neuen Wohnort keine Freunde. Während eines traditionellen Fests, an dem sie widerwillig teilnimmt, kommt es zum Streit mit einem anderen Mädchen. Als Anna danach wegläuft, gelangt sie zu einer alten Villa, die an einer Meereszunge liegt. Schon einmal hatte Anna das verlassene Haus besichtigt. Nun führt sie ein Boot auf zauberhafte Weise über das Wasser. Das Haus sieht plötzlich bewohnt aus. Und auf dem Bootsteg wird sie von Marnie begrüßt. Seltsam sieht das Mädchen mit den blonden Haaren aus, irgendwie altmodisch und nicht von dieser Welt. Schon seit Ewigkeiten lebe sie dort, sagt sie. Und doch beginnt schnell eine Freundschaft zwischen den beiden, die allerdings geheim bleiben muss.

Wie bereits in Arrietty – Die wundersame Welt der Borger erzählt Hiromasa Yonebayashi auch in seinem neuen Film ganz ruhig über eine besondere Freundschaft. Waren es in „Arrietty“ noch ein winziges Mädchen und ein Menschenjunge, so sind es nun zwei Mädchen aus verschiedenen Zeiten, die sich treffen. Sehr ernsthaft zeigt Yonebayashi, wie Anna und Marnie sich kennenlernen und lässt spürbar werden, wie Anna sich dadurch verändert. Mit Marnie hat sie plötzlich jemanden, der sie versteht und ihre Sorgen teilt. Denn auch Marnie wird von ihren Eltern kaum beachtet und ist auf sich allein gestellt. Zusammen aber finden die beiden Mädchen neue Freiheit und Zuversicht.

Eine Reise in die Vergangenheit als Weg in die Zukunft. Wie in vielen japanischen Erzählungen üblich wird die „Geisterwelt“ hier nicht gruselig dargestellt, sondern vielmehr wie eine recht normale Ergänzung des Alltags. „Erinnerungen an Marnie“ ist daher vor allem eine wunderschöne Coming-of-Age-Geschichte – nur eben mit Geist. Dass Anna dadurch auch noch etwas über die Vergangenheit ihrer Familie erfährt und in engerer Beziehung zu Marnie steht als vermutet, wirkt dabei fast schon ein wenig übertrieben. Aber das nimmt dem in traditioneller Handarbeit hergestellten Zeichentrickfilm wenig von seiner Schönheit. In Details wie den Lichtbündeln über der Landschaft, den feinen, präzisen Bewegungen der Figuren und der dichten atmosphärischen Tonkulisse zeigt sich noch einmal die ganze Meisterschaft des Studio Ghibli, Bildern Leben einzuhauchen. Das macht die derzeit geäußerte Vermutung, „Erinnerungen an Marnie“ könnte der letzte Film aus diesem Studio gewesen sein, umso bitterer.

Dein Torschden

Woher ich das weiß:Recherche
Bommel8481234 
Fragesteller
 20.04.2020, 21:20

Danke

Gibt es solche Geister wie Marnie wirklich?

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