Ab wann singt man Nasal?
Also, es ist so dass ich gesangsunterricht nehme und mir jetzt beigbracht wurde dass man auch die Nase und das drumherum nutzen soll, also für den klang. Manchmal kribbelt es auch in der Nase, vorallem wenn ich hoch singe. Ich hab meiner Mutter eben vorgesungen und sie meinte dann dass sie es komisch findet dass ich so viel durch die Nase singe und nicht so viel saubere Töne aus der Brust. Ich hab auch immer so ein 'eh' in der Stimme, aber ich glaub das liegt jetzt daran dass ich nicht offen genug? Aufejdenfall bin ich jetzt total verunsichert und weiß garnicht was ich denken soll. :(
1 Antwort
Rein anatomisch gesprochen singt du nasal, wenn dein Gaumensegel schlaff herunterhängt. Es schottet dann den Mundraum ab und der Luft bleibt nur noch der Weg durch die Nase.
Nicht nasal singst du, wenn dein Gaumensegel gespannt ist. Dann kommt sämtliche Luft aus dem Mund, nichts aus der Nase (außer bei den Nasallauten) und dein Vokaltrakt reflektiert deinen Schall sehr gut.
Die Übergänge zwischen nicht-nasal und nasal singen sind übrigens sehr fließend.
Dein Gesangslehrer hat vollkommen recht, wenn er darauf besteht, dass du auch die Resonanzräume in der Nase aktivieren sollst. Das macht eine gute Resonanzstrategie aus. Dadurch kommt auch ein Klingeln in die Stimme, denn es entstehen die tollen Obertöne, die bewirken, dass man dich auch ohne Mikro in der letzten Kirchenbank deutlich hört.
Deine Mutter ist vielleicht noch deinen früheren Klang gewöhnt und muss mit deinem neuen Klang erst warm werden. Sie hat insofern Unrecht, dass du Töne in mittlerer und hoher Lage niemals (!) "aus der Brust" singen sollst. Dann wären sie nämlich verbrustet, weil du nur noch auf die Vollstimme (ugs. Bruststimme) zurückgreifst. Das jedoch schadet der Flexibilität und Höhe der Stimme.
Letztendlich kann dir jedoch nur dein Gesangslehrer sagen, was da bei dir wirklich abläuft. Frag ihn doch mal und zeichne das Gespräch auf Tonband auf. Dann kann dein Gesangslehrer "gut nasal singen" und "schlecht nasal singen" vormachen, er kann es erklären - und deine Mutter kann es sich zuhause anhören, und ist beruhigt.
Falls du den Unterschied mal ausprobieren willst: Sing einen Ton auf den Vokal "a". Halte dir dabei die Nase zu. Wenn du nasal singst, wirst du dich sofort wie eine Ente anhören.
Probiere dann mal, dein Gaumensegel anzuspannen (nicht-nasal) und abzuspannen (nasal).
Probiere auch, die Nase abwechselnd zuzuhalten und offen zu lassen. Wenn sich der Klang während dieses Prozesses nicht verändert, singst du nicht durch die Nase.
Der Unterschied ist sehr deutlich, wenn man einmal die beiden Extrempunkte "nicht-nasal" und "nasal" an sich selbst gehört hat.