Was mögen die Italiener so am Faschismus und wie kann man den dort aufgekommenen Neofaschismus erklären?

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Die Italiener haben dem Duce zugejubelt, wenn er seine theatralischen Reden gehalten hat, und sie haben gejubelt, als er mit dem Kopf nach untern in Mailand an einer Tankstelle hing. Der radikale Wechsel der eigenen politischen Meinung ist in Italien ganz normal und wird als "trasformismo" bezeichnet. Im Parlament sitzen Abgeordnete, die in einer Legislaturperiode bis zu fünf Mal die Partei gewechselt haben. Inzwischen ist der Faschismus wieder salonfähig geworden, Mussolini hat ein schönes Mausoleum, an dem sein Geburtstag und sein Todestag gewürdigt werden und das zum Wallfahrtsort auch für deutsche Neonazis geworden ist. Italienische Politiker wie zum Beispiel der Senatspräsident La Russa, der mit zweitem Vornamen bezeichnender Weise Benito heißt, sind stolz auf Mussolini-Büsten, die sie zu Hause haben. Minister Antonio Tajani, der auch schon EU-Ratspräsident war, hat befunden, dass Mussolini auch "gute Sachen" gemacht hat. Er ist übrigens mit dem CSU-Rechtsaußen Manfred Weber befreundet. Politik wird in Italien eher als eine Art Theaterspiel aufgefasst, bei dem es darauf ankommt, gute Figur zu machen und seine Freunde nicht zu vergessen.