Zwischen Likes & Instagram + Social Media: Sucht nach Fame!?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich weiß noch nicht ganz, was ich von dieser Entwicklung halten soll. Viele auf Instagram sind einfach möchtegern fame. Sie denken, wenn sie 1000 Abos haben sind sie berühmt. Viele kaufen sogar Abos, um das Ziel zu erreichen. Andere posten Youtube Videos auf gut Glück. Das schöne ist, dass auch in sozialen Netzwerken Arbeit belohnt wird. Wenn man sich beim Design Mühe gibt, schön schneidet und allgemein Zeit investiert, dann kommen die Videos oder die Bilder häufig besser an. Außer bei TikTok. Der Algorithmus von TikTok ist zufällig. Ich finde es traurig, dass ich hier alle drei Tage die Frage "Mein TikTok Video hat 60k Aufrufe, die anderen aber nur 5, was habe ich falsch gemacht?" lese. Aber naja, das ist hier nicht das Thema.

Ich würde nicht sagen, dass Influencer unwichtig sind. Influencer bieten uns ein sehr großes Unterhaltungsangebot und wir können uns bei manchen sogar weiterbilden, besonders bei Wissenskanälen. Ich finde es schade, dass Influencer immer als böse dargestellt werden. So ein erfolgreicher Youtuber arbeitet auch 10 Stunden am Tag. Ich finde es zwar auch unfair, dass die Influencer sehr viel verdienen, allerdings sind wir mit unserem Konsumverhalten dran schuld.

aber heute Leben wir in einer Welt die von Fame & Geld geprägt ist

War es nicht auch schon damals so? Wenn man sich die Weltgeschichte anguckt, dann stellt man fest, dass es immer um Geld und Macht ging. Schon damals im alten Rom, wo die Provinzen ausgebeutet wurden und die Bevölkerung versklavt wurde.

ich selber auf meinem Instagram nur knapp 60 Follower habe und kaum Likes, dann bin ich darüber eher Stolz,

Hab ich auf meinem Privataccount auch. Ich warte immernoch darauf, dass mich mal einer aus meiner Klasse fragt, warum ich den Abo Anfragen nicht annehmen oder wenn einer mal im Internet mit seinen 1000 Abos auf dem Privataccount angibt. Diese Personen würden einen mehrseitigen Aufsatz von mir bekommen, warum das totaler Bullshit ist und warum die nicht fame werden. Ich werde es mal kurz zusammenfassen:

Die meisten Influencer verdienen durch Kooperationen; sie machen also Werbung für ein Produkt. Dazu gibt die jeweilige Firma such etwas Geld aus, und wenn man Glück hat bekommt man so bei 10k-20k Abos die erste Anfrage, wobei hierfür ein Gewerbe von Nöten ist. Die Unternehmen gucken allerdings nicht nur auf die Abos, sondern auf das Engagement. Das Engagement wird wie folgt berechnet:

(Likes + Kommentare ×10) ÷ Abos = Engagement

Man sieht also: viele Abos, die nicht liken bringen nichts. Um aber erstmal die nötige Reichweite aufzubauen, benötigt es ansprechenden Content. Diesen erzielt man nicht durch Urlaubsfotos.

Ein weiterer Punkt, an dem ich immer schmunzeln muss, ist, wenn Leute etwas machen, wobei sie eigentlich keine Ahnung haben, was das ist. Beispielsweise das Spammen von Kommentaren unter Beiträge von Freunden. Machen viele einfach, weil "macht man halt so". Nein, eben nicht. Das dient zum Pushen des Algorithmus, was als K4K bzw. C4C bezeichnet wird. Aus meiner obigen Argumentation hast du hoffentlich erkannt, warum das nichts bringt.

Eine zweite lustige Sache ist die Verwendung von "she/her" oder "he/him". Was viele nicht wissen: Das ist für Transsexuelle, damit man weiß, wie man sie ansprechen soll.

Fazit: Ich blicke dem Ganzen eher positiv entgegen, da ich in dieser Branche sehr viel Interesse zeige und, wer weiß, vielleicht bin ich später auch Influencer. Wobei ich dann noch einen normalen Job machen würde. Sonst würde ich mir nutzlos vorkommen.

Danke, dass du das gefragt hast. Auch, wenn mein Text etwas zusammenhangslos erscheint: das musste irgendwie raus.

Woher ich das weiß:Hobby – Beschäftige mich viel mit Marketing, Algorithmen, etc.

TechBrain 
Fragesteller
 11.03.2021, 22:26

Nein, Ich danke dir für deine Wunderbaren Worte! :D

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Tja, das mit der Erfindung des digitalen gefällt-mir ist eine der Dinge, die nachträglich nach hinten los gegangen sind.

(Ich habe da mal ne interessante Doku drüber gesehen, dass sie ursprünglich eigentlich nur Leuten die Möglichkeit zu positivem Feedback geben wollten.)

(Kommentar: siehe Kernspaltung. Anfangs hielt man es für eine tolle Sache, doch dann kam die Bombe...)

Ich stimme dir zu, dass viele Menschen es ein wenig übertreiben.

(dass das Mist ist, ist nicht abzustreiten. Um das zu erkennen muss man sich nur die Zunahme an Depressionen, Essstörungen und Selbstmorden bei Jugendlichen ansehen. [Was ich allerdings bewusst nicht nur auf Socialmedia zurückführen will])

Die Sozialen Netzwerke (aber auch YouTube und das Internet an sich) sind enorme Zeitfresser, die nur wollen dass man möglichst lange bleibt.

Sie können echten Kontakt nicht ersetzen und beschleunigen die Verbreitung von Fakenews und Verschwörungstheorien erheblich.

ausserdem hocken Eltern und kleine Kinder viel zu sehr mit ihren Geräten rum und daddeln oder machen sonst-was anstatt Zeit miteinander zu verbringen.

das war die schlechte Seite.

aber es gibt Graustufen.

Du, mit deinen 60 Followern und stolz darauf, bist ein sehr gutes Beispiel dafür.

Wobei das, meiner Meinung nach nicht an der „kleinen“ (klar du bist kein Superstar, aber es sind immerhin 60) Anzahl an Followern liegt, sondern an deiner Einstellung.

ich finde nicht, dass man etwas grundsätzlich verteufeln sollte, in Maßen eingesetzt und mit den richtigen Kontakten wäre es vielleicht eine sehr nette Plattform. (Tja, leider Gottes muss ich selbst zugeben dass es mit den respektvollen, netten Leuten mitlerweile mancherorts nichts mehr zu tun gibt, weil schlichtweg keine solchen Leute mehr da sind... und das mit dem „in Maßen“, das ignorieren auch die meisten gekonnt...)

aber dein Stolz (und ein kleines bisschen Trotz) gefällt mir, muss ich sagen.

(Ich bin bei manchen Themen auch so eine Person 😄)

Post Scriptum:

ich habe 1970 noch nicht gelebt, also kann ich es nicht vergleichen


TechBrain 
Fragesteller
 11.03.2021, 19:04

Danke. Freut mich sehr zu hören :D

Charakter zeichnet aus und nicht das Aussehen! :)

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Das Leben hat sich tatsächlich sehr verändert in den letzten Jahrzehnten. Und in 30 oder 40 Jahren wird es wahrscheinlich nochmal ganz anders sein. Der Segen der Technik bringt auch einen großen Schatten. Die Kinder spielen nicht mehr auf der Straße und die Erwachsenen sind abhängig von vielen technischen Geräten.

In einer Erste-Hilfe Ausbildung hat mir mal ein Sanitäter gesagt, dass sie früher vor allem mit Arm- und Beinbrüchen zu tun hatten und heute sind es eher Kopfverletzungen. Die Aussage bezog sich auf Verletzungen bei Kindern. Die heutigen Kinder haben einfach nicht mehr gelernt sich bei einem Sturz abzustützen.

Und ja, in der subjektiven Wahrnehmung geht es immer mehr um Fame und Geld. Es ist aber wie mit Terroranschlägen. Ein Freund sagte mir mal, dass es damals gar nicht so viele Anschläge gab und die Welt schlechter geworden ist. Wenn man sich allerdings Statistiken anschaut, dann wird man sehen, dass es damals auch so viele kleine und große Terroranschläge gab. Der Unterschied ist nur, dass man sie heute sozusagen live im Internet anschauen kann und damals kaum Erwähnung fanden.

Was ich damit sagen will? Man hört ständig von Influencern, Social Media und solchen Sachen. Sie sind sehr präsent in unseren Köpfen. Es gibt aber sehr viele Menschen abseits dieser Einflüsse. Es geht nicht nur um Geld und Fame. Ich arbeite als Pflegefachkraft im Pflegeheim. Mir geht mein Herz mehr auf, wenn ich einem alten Menschen was gutes tue und er mich anlächelt, als wenn ich 100 Likes oder Follower in irgendeinem Netzwerk bekommen würde.

Es ist im Grunde wie bei den Fußballern. Es gibt ein paar dutzend Leute die damit tatsächlich viel Geld verdienen und eine Millionen Kinder die davon träumen. So gibt es auch nur relativ wenig bekannte und wohlhabende Influencer und Millionen Kinder die davon träumen so zu sein. Sie versuchen dann auch so zu sein, werden aber älter und merken, dass es nur eine Traumwelt ist.


TechBrain 
Fragesteller
 11.03.2021, 19:02

Sehr schön 👍👏.

Grade in der Corona Zeit ist es extrem wichtig älteren Menschen zu helfen und denen etwas Gutes zu tun. Danke :)

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Ich finde, das wird teilweise zu schwarz gesehen.

JA, es gibt bedenkliche Trends in vielen Social Media Plattformen, das sind aber mMn einzelne. Also spezielle Trends.

Vergleicht man die 70er mit heute, dann sieht man zwei große Strömungen: Die Hippies, bei denen auch schon frei Suff, frei Liebe im Vordergrund stand und die damals als gefährlich, jedenfalls als ordnungsgefährdend wahrgenommen wurden und die anderen, die meist doch relativ streng in ihrer kleinen Welt lebten. Ja, die waren "gut angezogen", aber auch, weil sie es sein mussten, weil auch damals schon eine extreme soziale Kontrolle herrschte - der Nachbar, der Kollege, die Eltern des Schulfreundes könnten ja reden. Damals "durfte" man noch nicht mal eine Stunde später zu Abend essen oder etwas "Ungewöhnliches" frühstücken (z.B. eine Schale Suppe im Winter), weil die Nachbarn ja hätten reden können. Da wurde viel beobachtet. Da war die soziale Kontrolle im unmittelbaren Umfeld, bei Verwandten, Freunden, Mitschülern, Kollegen, Nachbarn, im Viertel, bei der Arbeit. Da wurde getratscht.

Heute ist viele deutlich freier, keiner würde mehr auf die Idee kommen, über jemanden zu tratschen, der um 19 Uhr statt um 20 Uhr zu Abend isst oder umgekehrt. Das würde auch keinen mehr interessieren.

Nun ist heute das soziale Umfeld AUCH online.

Man hat, im Gegensatz zu früher, leicht Zugang zu vielen Menschen mit ähnlichen Interessen. Auch damals schon gab es den Wunsch nach Anerkennung, danach, der Beste im Fußball zu sein, den Freunden seine Urlaubsdias zu zeigen (frage mal bei älteren Verwandten nach, das war für viele eine Qual, aber der Urlauber fühlte sich toll, weil er zeigen konnte, was er sich geleistet hatte), es gab oft das Phänomen, dass in einem Freundeskreis/ Verwandtenkreis/ Viertel viele Menschen sich ähnliche Sachen kauften, nachdem der Erste etwas angeschafft hatte (Fernseher, bestimmte Möbel, Kamera etc.).

Natürlich kann man die Jagd nach Likes kritisch sehen. Vor allem, wenn man bspw. für Instagram fotografiert, also nicht das, was man "freiwillig" fotografiert hat auf Instagram teilt, damit Gleichinteressierte etwas dazu sagen oder sich inspirieren lassen können, sondern wenn einem eingeredet wird, man müsste das zeigen, was die Zuschauer wollen. Dann ist das Hobby nicht mehr Fotografieren, sondern Instagram. Dann nutze ich Instagram nicht als Plattform, um mein Hobby zu teilen, sondern Instagram nutzt mich, um vielen Menschen Werbung zu zeigen, weil ich brav das zeige, was "geliked" wird und brav täglich dort aktiv bin, statt nur, wenn ich auch einen Inhalt zeigen möchte und selbst Zeit habe.

So etwas gab es früher noch nicht ganz so, es gab aber auch Vereine, die bestimmte Regeln von den Mitgliedern forderten, heute kennen wir noch den Kleingartenverein - da wird festgelegt, wie oft man welche Gärnterarbeiten ausführen muss, was nicht erlaubt ist, teilweise, welche Farbe die Laube haben darf, was man anpflanzen darf usw. Da wird also auch ein Hobby von außen gesteuert.

Allg. ist es gut, kritisch zu sein, wenn man gefährliche Richtungen erkennt. Wenn z.B. bestimmte Menschen auf IG andere zur Magersucht anregen. Wenn man sich schämt, weil man nicht so viele Follower wie die Klassenkameraden hat.

1000 Follower sind heute "wenige". Es sind aber - wenn man nicht seine Freunde zu Abos überredet hat - eintausend fremde Menschen, die meine Fotos sehen möchten! Versuche das mal über einen Fotoclub oder so! Da geht das Gefühl für Relationen verloren!

Man sollte allg. mehr Eigenverantwortung übernehmen und auch vermitteln an Kinder und Freunde etc. Also: Du hast diesen Account, du bist dafür verantwortlich, den so zu benutzen, dass es DIR nützt, dass du dich damit gut fühlst, du bist dafür verantwortlich, nicht in die Falle zu tappen, auf "Instagramtipps" zu hören, du bist dafür verantwortlich, dass DU Instagram benutzt und nicht umgekehrt!

Wenn man hört, man "müsse" täglich eine oder mehrere Stories posten, dann sollte sich jeder überlegen: Was bedeutet das für mich? Wie lange brauche ich für eine Story? Wie viel fotografiere oder filme ich freiwillig pro Woche? Habe ich damit locker Material für ein oder mehrere Stories pro Tag oder würde mir das zu viel? Wenn es zu viel wird - einfach lassen, nicht überlegen, wie ich die entsprechende Anzahl an Bildern oder Videos doch noch "schaffen" kann!

Wer sich da in Stress stürzt, ist ja selbst Schuld, der hat sein Leben nicht im Griff, sondern lässt es von einer App oder irgendwelchen vermeintlichen Influencer-Influencern bestimmen!

Zur Eigenverantwortung gehört auch, zu erkennen, dass man mit bestimmten Nischen oder Postfrequenzen eben nicht 100.000 fremde User erreicht und sich ehrlich freuen darf, wenn es 50 oder 100 sind!

1970 hätten die meiste Menschen blöd geschaut, wenn man ihnen Fotos vom Essen, von Autos, von sich zu Hause bei der Gymnastik gezeigt hätte. Die hätten gefragt, was das soll. Heute findet man Menschen, die daran interessiert sind, aber man sollte sich immer fragen: Wie viele meiner Freunde, Verwandten, Nachbarn etc. würden sich dafür interessieren? Vermutlich weniger als 100. Damit sind 100 Fremde, die das interessiert, ja schon sehr viel.

Und Anerkennung und Höflichkeit findet man heute sehr wohl noch im RL! Man sollte vielleicht etwas mehr darauf achten.

Heute kann man, online und offline, viel offener über Probleme reden, während man früher vieles verbergen musste, um seinen Ruf zu wahren (wie viele Menschen hätten in den 70ern sagen können, dass sie das WE durchgeschlafen haben, weil sie erschöpft waren? Die wären sozial geächtet worden! Wie viele hätten im Freundeskreis offen über Beziehungsprobleme, Gewalt in der Beziehung, Überforderung bei der Arbeit usw. reden können, ohne einen negativen Ruf zu bekommen?)

Trends, denen man folgte, gab es IMMER! Früher war es die Mode, die "jeder haben musste und unter Schülern gab es jährlich irgendein Spielzeug oder auch Kleidung, die jeder haben musste, auch, wenn das damals oft günstiger war als vieles heute. Da waren es vielleicht Murmeln, die Grundschüler sammelten oder Gummitwist auf dem Schulhof. Heute sind es andere, oft teurere Dinge.

Man soll kritisch bleiben und eigenverantwortlich, aber auch gegenüber der Vergangenheit. Nicht alles war früher besser und meist nicht jeder Aspekt davon.

Du hast z.B. heute auf IG Profile von Grundschullehrern, die Lernhilfen und Bastelprojekte oder Ähnliches für Schüler zeigen, so dass sich auch Eltern anregen lassen können, auch mit wenig Geld ihre Kinder kreativ zu beschäftigen oder zu fördern. So etwas gab es früher nicht, da hätte man aktiv den Weg zur Bücherei suchen müssen oder gar nicht gewusst, dass man seine Kinder fördern kann und wen man darauf ansprechen hätte können.

Oder du hast auf IG Menschen, die Sportübungen zeigen, so dass andere motiviert werden und kostenlos mitmachen können. Früher wäre das meist nur über einen kostenpflichtigen Verein oder sogar Kurs möglich gewesen, es sei denn, eine Freundesgruppe hätte sich zum Sport getroffen.

Es gab zu Beginn des ersten Lockdowns sehr viele kleine Projekte über IG, kleine Ideen, wie man gemeinsam mit der Situation zurecht kommen könnte, sowohl als Elternteil, als auch als Jugendlicher oder älterer Single. So etwas wäre in den 70ern gar nicht möglich gewesen, da hätte jeder allein in seiner Hütte gehockt!

Und diese Projekte (jedenfalls die, die ich gefunden habe) wurde alle von Privatpersonen kostenlos zur Verfügung gestellt. Das wäre früher nur schwer möglich gewesen und nur übers Telefon für den unmittelbaren Bekanntenkreis.


TechBrain 
Fragesteller
 22.02.2022, 21:00

Wahnsinnige Antwort, danke! :o

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