Wurdet/Werdet ihr als Kinder/Jugendliche von euren Eltern zur Erziehung gezüchtigt?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, mein Vater ist ein fehlbarer Mensch und ich habe mir Ende der 60er Jahre nach reichlich Provokation meinerseits einmal (und nie wieder) einen Klapps auf den Po eingehandelt. Ich habe seine Reaktion verstanden und es hat mir nicht geschadet.

Und ja, auch ich bin ein fehlbarer Mensch und habe einem meiner Söhne einmal (und nie wieder) reflexartig eine Ohrfeige verpasst, mich gleichzeitig fürchterlich (über mich selbst und mehr als mein Kind) erschrocken und mich sofort entschuldigt.

Das Schlagen von Kindern (ob nun ein Klapps auf den Po, eine Ohrfeige oder eine Tracht Prügel) ist werder gesetzlich anerkannt noch rechtmäßig.

Der § 1631 BGB besagt, dass Kinder ein recht auf eine gewaltfreie Erziehung haben. Dies führt dazu, dass körperliche Züchtigungen und Misshandlungen, zu denen auch das Erteilen einer Ohrfeige zählt, unzulässig sind. Im Klartext bedeutet dies, dass Eltern, die ihren Kindern eine Ohrfeige geben, sich strafbar machen.

Leider ist das Schlagen von Kindern oft immer noch allgemein anerkannt bzw. gilt als "vertretbar". Frei nach dem Motto: "Das hat doch noch keinem geschadet..."

Dabei ist Schlagen ein Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit und Überforderung. Selbst bei einem Klaps auf den Po ist das Ziel klar: das Kind soll etwas spüren. Das ist keine erzieherisch hilfreiche Maßnahme, sondern ein Impuls, der eigentlich unterdrückt beziehungsweise von einem erwachsenen, reifen Menschen bewältigt werden müsste.

Das Einzige, was Kinder aus geschlagen werden lernen, ist Respekt zu verlieren und Angst zu bekommen.

Ein Kind sollte durch Vorbilder lernen, Werte und Normen (die für ein
harmonisches Zusammenleben in Familie und Gesellschaft nötig sind) zu
schätzen und sich entsprechend zu benehmen und nicht, weil es sonst mit
Bambusstab-Schlägen dressiert wird.

Wahrscheinlich kennt jedes Elternteil Situationen, in denen einem "die Hand ausrutschen könnte". Dann sollte man sich daran erinnern, wer der Erwachsene ist, sich gegebenenfalls räumlich distanzieren (einen Schritt zurücktreten oder auch für einen Moment das Zimmer verlassen), tief durchatmen, den Kopf einschalten, sich des Liedes von Bettina Wegner "Sind so kleine Hände …" aus dem Jahre 1976 entsinnen und erst dann ruhig die Situation klären.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
isebise50  19.10.2017, 18:17

Vielen Dank für deinen Stern letsfishhd!

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Also, ich bin zur Zeit 15 und wohne in Tschechien. Ich würde bis zu meinen 11. Geburtstag nie gezüchtigt, bekam nur Hauserrest, was mich nicht gejuckt hat, so kam es, dass ich für die Schule nichts mehr machte und drohte auf die schiefe Bahn zu geraten. Dann kam ein blauer Brief nach Hause, was meine Eltern extremst unglücklich gemacht hat. Ich begann über mich und mein zukünftiges Leben nachzudenken und kam zu dem Schluss, dass ich mein Verhalten ändern muss, was mir allein aber nicht gelungen ist, ich sah die Erziehung meiner Eltern als Problem, ich fand sie zu lasch. Also ging ich zu meinem Vater(bei uns für Haushalt und Erziehung zuständig, da er Hausfrau ist) und fragte ihn, ob er mich nicht züchtigen will. Er war erst stark dagegen, da er Deutscher ist und bei euch ist es ja verboten, aber vor allem, da er eine gute Beziehung zu mir haben wollte. Nach kurzem Nachdenken willigte er aber schließlich ein, da er wirklich ein Problem in mir sah, hat aber deutlich gesagt dass ich jederzeit zu ihm kommen kann, wenn es mir zu viel wird und heute ist er zu 100% für Züchtigung, da ich mich seitdem wirklich gebessert habe, ich hab nur noch 2,3 als Noten und ne 1 in Sport :-) man sieht es aber auch daran, dass ich damals mehrere Male im Monat den Gürtel brauchte und heute nur noch ca. jeden 2. Monat.

Auf jeden Fall haben wir damals auch zusammen festgelegt, wie die Züchtigung ablaufen soll, mir war wichtig, dass ich nicht nur den Schmerz spüre, sondern auch Demütigung erfahre, damit ich mir alles doppelt überlege, meinem Vater war wichtig, dass mir dabei nix passiert und dass es immer vorher eine kleine Bedenkzeit für beide gibt und er nicht aus der Situation heraus züchtigt. Daraus entstand folgender Verlauf, der uns beiden immer noch zusagt:

Wenn ich nach Hause komme muss ich ohne Aufforderung sagen, wenn ich was angestellt habe und trage alle Noten in eine Liste ein und lege die Tests etc. dazu. Mein Vater entscheidet dann durch diese beiden Sachverhalte sowie durch anderes, wo er selbst dabei war, ob er mich züchtigen möchte, wenn dies der Fall ist, sagt er mir ca. 18:00 Bescheid, ich ziehe mich dann komplett aus, gehe nackt runter und decke den Abendbrottisch. Bin ich damit fertig warte ich mit dem Kopf zur Wand und den Händen hinter dem Kopf auf meine Brüder (heute 8 und 11) sowie meine Eltern, die dann um 18:30 essen und ich werde gleichzeitig von meinem Vater informiert, warum ich gezüchtigt werden soll und dann reden wir noch drüber, was ich in Zukunft besser machen will usw. (Das ist mir auch wichtig, das es vor der ganzen Familie erfolgt, damit meine Brüder auch ihren lerneffekt haben.) Wenn er damit fertig ist, hole ich einen Hocker sowie meinen Gürtel oder den Rohrstock und lege mich über den Hocker. Nach dem Essen haben dann meine Brüder sowie meine Mutter zu gehen und mein Vater bindet mich fest. Dann folgen normaler Weise so 20-40 Hiebe, nur bei sehr schweren Taten mehr, dann aber immer mit Pause. Dann bedanke ich mich dafür, dass er mich so gut erzieht und er sagt noch, dass er froh ist, dass er mich als Sohn hat, ich bringe den Hocker weg, räume den Tisch ab und gehe dann auf mein Zimmer.

Natürlich tut es weh und man kann den nächsten Tag nicht sitzen, das ist es mir aber wert. Ich möchte hiermit sagen, dass ich der Meinung bin, dass Züchtigung durchaus sinnvoll sein kann, aber richtig angewendet werden muss, was leider in den seltensten Fällen passiert, ich jedenfalls habe mittlerweile sogar eine bessere Beziehung zu meinem Vater als vorher, übrigens wird mein einer Bruder auch auf eigenen Wusch seit seinem 10. Geburtstag gezüchtigt und zwar deutlich weniger, da er durch meine Züchtigungen gelernt hat, für weitere Fragen stehe ich gerne bereit!

letsfishhd 
Fragesteller
 08.02.2018, 06:39

Also erstmal: Krasse Antwort, danke dafür!

Ich kann dich allerdings nicht verstehen. Warum lässt du dich freiwillig verprügeln?!
Für mich wäre das völlig absurd und unverständlich....
Ich bin auch 15 und meine Noten waren zwischenzeitlich nicht gerade auf der Höhe, aber ich würde mich niemals, in keinem Fall von jemandem verprügeln lassen!

Ganz davon abgesehen, dass mein Vater das auch nicht tun würde (er hat mir in meinem gesamten Leben ein einziges Mal eine Ohrfeige verpasst, als ich es auch echt nötig hatte, sonst nie!)

Ich habe ja nichts dagegen, wenn man sich mit gleichaltrigen prügelt die die gleichen Chancen haben, aber mit meinem Vater kann und möchte ich mir das nicht vorstellen...

Danke für deine Antwort und diese interessante Ansicht!

Viele Grüße aus Westfalen,
Herculexx

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Boy1901  08.02.2018, 22:53
@letsfishhd

Bei mir waren es nicht nur die Noten sondern der Kontakt zu den falschen Leuten, ich bin längst meinem Vater körperlich überlegen, trotzdem gehorche ich ihm, wenn er es für nötig hält mich zu züchtigen, immer!

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Ich mache gerade die Ausbildung als Erzieherin und wir haben gelernt, dass Gewalt in der Erziehung nicht nur wenig sinnvoll ist, sondern auch schädigend. Gewalt ist gegenüber einem Kind zur Erziehung hat folgende Bedeutungen und Auswirkungen:

1. Der Erwachsene stellt sich über dem Kind und dadurch fühlt sich das Kind minderwertig

2. Durch Gewalt bekommt das Kind keinen Respekt gelehrt, sondern nur Angst. 

3. Gewalt gilt als eine willkürliche Strafe, die dem Kind sinnlos erscheint. Denn es wird durch diese Tat nicht verstehen, was an seinem schlechten Benehmen oder seiner schlechten Tat, falsch war.

4. Willkürliche Strafen geben dem Kind das Gefühl nichts Wert zu sein, außerdem fühlen sie sich in eine Schublade gesteckt.

Das Fazit aus diesen Punkten ist, dass das Kind nicht lernt, wie es sich bessern kann, da es nicht den Weg aufgewiesen bekommt, wie man es besser machen könnte. Außerdem wird das Elternteil nicht mehr als eine geachtete und respektierte Person angesehen, sondern als eine angsteinflößende Bedrohung um das mal verschärft zu formulieren. Dadurch kann sich keine gute Bindung zu den Eltern hergestellt werden, wobei solch eine Bindung wichtig für die Entwicklung des Kindes ist.

Gewalt in der Erziehung bringt also weder den Eltern etwas, noch dem Kind.  :)

blackforestlady  30.09.2017, 11:36

Ich mache gerade die Ausbildung als Erzieherin und wir haben gelernt, dass Gewalt in der Erziehung nicht nur wenig sinnvoll ist, sondern auch schädigend. Gewalt ist gegenüber einem Kind zur Erziehung hat folgende Bedeutungen und Auswirkungen:

Das klingt alles so naiv und realitätsfremd.

Du lernst nur die Theorie, die Praxis ist manchmal das Gegenteil.

Du hast keine eigene Kinder und keine Ahnung wie Kinder ticken.

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SelleSelicious  30.09.2017, 11:41
@blackforestlady

Naja in der Praxis bin ich oft genug mit Kindern, die metaphorisch gesehen durchaus einem die Haare aus dem Kopf ziehen. Da kann ich rein rechtlich schon den Kindern keine Schelle verpassen. Außerdem komme ich selbst aus einem gewaltfreiem Haus, wo ich mit Alternativen zu körperlichen Strafen aufgewachsen bin. 

Das stimmt die Theorie stellt das ganze einfach dar und es ist alles andere als einfach, aber man muss vor allem in meinem Berufsfeld zu Alternativen greifen und man darf erst gar nicht körperliche Strafen als Möglichkeit in betracht ziehen.

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Ein sehr guter Freund von mir wird leider regelmäßig geschlagen und ich würde gerne wissen, was Menschen generell von einer solchen Erziehung halten...

Ich halte absolut nichts davon. Wer es nötig hat, sein Kind zu schlagen, hat meiner Meinung nach in der Erziehung versagt – zumindest wenn er es heute tut. 

Früher (teils noch bis vor wenigen Jahren) war das ja normal und viele Eltern wussten es leider nicht besser. Aber heute weiß man mehr und die psychischen Auswirkungen sind besser erforscht, daher finde ich so was absolut nicht angebracht. 

Die Frage ist zwar schon etwas älter, würde aber trotzdem gerne darauf antworten.

Ja, bin als Kind/Jugendlicher regelmäßig gezüchtigt worden. Dies war zwar in den 70ern und frühen 80ern nicht mehr unbedingt üblich, kam aber auf dem Land schon noch vor.

Weitere Besonderheit bei mir war, dass ausschließlich meine Großmutter mich gezüchtigt hat. Meine Eltern haben dies toleriert bzw. befürwortet, dass meine Großmutter die Züchtigungen mit einer Haselgerte auf den nackten Hintern ausgeführt hat. Für Sie war das damals eine völlig normale Form der Bestrafung, da Sie diese selbst so erfahren hat.

Ich selbst würde selbstverständlich nicht mehr so verfahren und lehne Schläge in der Erziehung ab.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Ruediger723  23.09.2020, 21:51

Ist mir auch so ergangen! Würde mich sehr gerne mit dir darüber austauschen!

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