Würdet ihr sagen das wir nicht großartig Freier sind als die Hörigen im Mittelalter?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Nein, wir sind schon Freier 46%
Andere Antwort... 23%
Ja, die Leute damals waren Defakto Freier 15%
Ja, da nimmt sich nicht viel 8%
Ich bin mir nicht sicher 8%

7 Antworten

Ja, die Leute damals waren Defakto Freier

Beschäftige mich recht intensiv mit dieser sehr langen Epoche und wir haben oft ein falsches Bild vom Mittelalter. In einigen Teilen Europas waren 90 Feiertage keine Seltenheit.

Man hat zwar den ganzen Tag gearbeitet, aber immer nur so 2 h, dann 1 h Pause + Erledigungen, dann wieder paar Stunden arbeiten. Schlafen, paar Stunden arbeiten. Also die Zeiteinteilung war eine ganz andere.
Auch dieses "Ich muss produktiv sein, mehr leisten" gab es im Mittelalter so noch nicht. Stellenweise gab es noch nicht einmal ein Verständnis in diese Richtung.

Reinkanation 
Fragesteller
 09.06.2023, 21:15

Die leute hatten damals auch Tagesfreizeit. Vorallem wenn Gerade weder aussäh noch Erntezeit war

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Ifosil  09.06.2023, 21:18
@Reinkanation

Ja, es ist halt sehr verschieden. Dieses feste 8h arbeiten und 100 % Last, kannten die im Mittelalter nicht. Die hätten uns für bescheuert erklärt.

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Andere Antwort...

Sklaven, feudale Bauern und moderne Lohnarbeiter haben eines gemeinsam: sie sind die ausgebeutete Klasse ihrer Zeit, auch wenn sich ihre Ausbeutung ganz unterschiedlich äußert.

Ein Sklave wird selbst als Gegenstand behandelt und gehört seinem Herrn, von dem er im Gegenzug für seine Arbeit nur das erhält, was er zum Überleben benötigt. Ein feudaler Bauer ist an seine Scholle gebunden, die wiederum einem Lehnsherrn gehört. Trotzdem darf der Bauer das Produkt seiner Arbeit größtenteils selbst behalten und verbrauchen, er muss lediglich einen Teil an seinen Herrn abgeben bzw. für ihn bestimmte Dienste leisten.

Der moderne Lohnarbeiter ist theoretisch frei, er darf seinen Wohnort, seine Karriere und seinen Arbeitgeber selbst wählen. Gleichzeitig unterliegt er sehr wohl wirtschaftlichen Zwängen und Ausbeutung, nur ist die weniger offensichtlich als bei Sklaven oder Bauern. Der Lohnarbeiter verkauft seine Arbeitskraft stunden- und tageweise an seinen Arbeitgeber und benutzt dessen Produktionsmittel (also Fabriken, Maschinen etc.) um für ihn Produkte oder Dienstleistungen herzustellen, die profitabel verkauft werden. Als Gegenleistung erhält er Lohn, der allerdings geringer ausfällt als der tatsächliche Wert der geleisteten Arbeit. Die Differenz behält der Arbeitgeber für sich selbst bzw. für neue Investitionen.

Im Gegensatz zum Bauern, der nicht nur sein Essen, sondern auch die meisten Gebrauchsgegenstände selbst hergestellt hat, ist der Lohnarbeiter nicht fähig zum eigenständigen Überleben. Wenn er niemanden findet, an den er seine Arbeitskraft verkaufen kann, wird er arbeitslos und ihm droht Obdachlosigkeit und Hunger. Im Kapitalismus steckt also sehr wohl ein Zwang, auch wenn er eben nicht rechtlich, sondern wirtschaftlich ist. Der Lohnarbeiter kann entscheiden, für wen er arbeitet, aber nicht, ob er seine Arbeitskraft überhaupt verkaufen will, denn die Alternative ist Verhungern. Wenn es an seinem Wohnort keine Arbeit gibt, ist er gezwungen, umzuziehen, ohne dass er mit physischer Gewalt dazu gebracht werden müsste usw.

Karl Marx sprach hier vom "doppelt freien Lohnarbeiter" - frei von feudalen Zwängen, aber auch frei von Produktionsmittel, mit denen er sich selbst ernähren könnte.

Arbeitslosigkeit oder auch Wirtschaftskrisen durch Überproduktion sind Probleme, die ein mittelalterlicher Bauer einfach nicht kannte. Der Bauer arbeitete auch in erster Linie, um seinen Lebensunterhalt (und den seines Herrn) zu sichern, nicht um Profit zu erzeugen, weshalb er natürlich auch mehr Freizeit hatte als ein moderner Lohnarbeiter. Die Reduzierung der Arbeitswoche auf 50 oder 40 Stunden konnte Ende des 19. Jahrhunderts nur durchgesetzt werden, weil den meisten Leuten sehr wohl bewusst war, dass ihre Eltern und Großeltern auf den Feldern noch wesentlich mehr Freizeit hatten als sie selbst.

Der moderne Lohnarbeiter hat aber einen wesentlichen Vorteil gegenüber den Bauern: Der Kapitalismus hat eine derartige Steigerung der Produktivität bewirkt, dass die Trennung in Ausbeuter und Ausgebeutete nicht mehr notwendig ist, um die Versorgung sicherzustellen. Mit den heutigen Mitteln könnten wir mehr als die gesamte Weltbevölkerung ernähren, allen eine Wohnung bieten und gleichzeitig den Arbeitstag auf wenige Stunden reduzieren, wenn wir die Arbeit in der gesamten Gesellschaft planen und gerecht verteilen würden - diese Vorstellung nennt man Sozialismus.

Ja, die Leute damals waren Defakto Freier

Klar gab es in den Städten Zünfte und das Marktrecht, was erst einmal garantiert werden musste; aber grundsätzlich war das dort eine freiere Marktwirtschaft als heute. Dazu kommt der Zeitgeist. Nicht zu vergessen, dass die ländliche Leibeigenschaft sich im Spätmittelalter auch langsam aufzulösen begann. Insgesamt war das Rechtssystem auch deutlich besser: Naturrecht und Gewohnheitsrecht statt Richter- und Gewaltmonopol vom modernem demokratischem Staat. Ich bin mir nicht sicher, aber ich würde denn damaligen Proto-Kapitalismus dem heutigen Korporatismus bevor ziehen.

Andere Antwort...

schweirige Sache, ein Berufswechsel stand damals nicht zur Debatte für die meisten, man war Bauer und blieb das sein Leben lang. Allerdings schrieb einem "der Staat" nicht jedes Detail im Leben genau vor sondern man wurde in Ruhe gelassen wenn man brav die 10% der Ernte ablieferte.

Heutzutage können wir uns den Staat in dem wir leben aussuchen und verreisen und haben weitestgehend freie Berufswahl. Gleichzeitig werden wir aber mit Bürokratie ohne Ende zugemüllt

Andere Antwort...

Die Menschen waren noch nie wirklich frei. Im Mittelalter wurden sie von Fürsten und Grafen ausgeplündert. Im 21. Jahrhundert wurden sie Geiseln einer angeblichen Coronapandemie und Bürgerrechte wurden ihnen vorenthalten. Und jetzt haben die Menschen eine Inflation am Hals, die von der Regierung selbst verschuldet wurde.

Ich sehe keinen großen Unterschied.

Reinkanation 
Fragesteller
 09.06.2023, 21:19

Der Begriff Ausplündern ist da eigentlich Falsch. Die Angaben waren damals letztlich genauso wie es heutzutage Steuern sind, jedoch viel weniger

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Johnny168  09.06.2023, 21:24
@Reinkanation

Falsch. Die Menschen litten Hunger und wurden bis aufs Blut vom Adel ausgesaugt. Hast du schomal das Wort Bauernkriege gehört?

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Reinkanation 
Fragesteller
 09.06.2023, 21:31
@Johnny168

Das beides ist Falsch. Natürlich gab es hungersnöte alerdings war das halt nicht die Regeln. Und die Abgaben betrugen 10% das ist beiweitem weniger als dass was wir heute an Steuern haben

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