Würde der Trabant heute noch Käufer finden?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Sagen wir's mal so: Wenn man das Konzept verfeinert hätte und Sachsenring heute einen Trabant anböte, der die aktuellen Abgasnormen schafft und mehr als 26 oder 40 PS leistet (mehr hatten die damals nicht) sowie einen Viertakt-Ottomotor hat, halbwegs komfortabel ist und an sich ein überzeugendes Angebot darstellt ... warum nicht, vielleicht sogar noch als Marke der Volkswagen-Gruppe, die ja das Werk Mosel bei Zwickau nach der Wende übernahm und den Trabant 1,1 mit VW-Motoren bestückte. Chancen hätte so was mit Sicherheit, wenn der Preis stimmt und die Qualität halbwegs passt, und wäre ein Angebot etwa im Bereich Dacia oder Lada. Sachsenring hatte es eigentlich drauf und zeigte das z.B. 1996 mit dem Uni1 nochmals.

Der Ur-Trabant bis 1991 hatte hingegen schon damals keine Chance mehr. Das zeigte auch die Aktion "Einer von 444": Da wurden Trabant 1,1 Universal (Kombi) über Supermarktketten verkauft und gingen erst nach sechs Jahren wirklich weg und aufgrund niedrigster Preise, die mehrfach stark reduziert wurden auf am Ende 9.999 D-Mark (hier ein Abriss dazu). Allein das zeigt meiner Meinung nach, dass das Konzept schon unmittelbar nach der Fertigung und seiner Verfügbarkeit als Neuwagen einfach nicht mehr zog.

https://www.youtube.com/watch?v=ZjfRHa18BKc

Ansonsten: Der Gebrauchtwagen-/Liebhabermarkt für den Trabant ist da und gute Stücke sowie Teileträger, aus denen was zu machen ist oder wo man noch was gebrauchen kann, kriegt man immer zum fairen Preis verkauft, aber auch hier greifen am ehesten Leute zu, die damals einen hatten und damit besondere Emotionen und Erinnerungen verbinden. Neue Fans sind sehr selten, meist bleibt so was im angestammten Liebhaberkreis.

https://www.youtube.com/watch?v=iT3AvvCvyqY

https://www.youtube.com/watch?v=1BrFLSw_wXo

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Von Experte rotesand bestätigt

Seine Chancen wären vergleichbar mit anderen ähnlichen Oldtimern wie dem Shiguli, der ja auch noch ewig lange gebaut wurde. Hierzulande nahe Null.

Von der Tatsache, dass man den so oder so nie zugelassen bekommen würde, wäre er durch die ineffiziente Fertigung unverhältnismäßig teuer, primitiv, komfortlos. Will realistisch kaum einer haben, und die, die es haben wollen, hätten ihn gerne mit H-Plakette.

Der wäre nur was für unverbesserliche Ostalgiker.

Am Trabant ist wirklich nichts was man ernsthaft positiv finden könnte (außer dem speziellen Dachzelt)

  • brandgefährlich im wahrsten Sinne des Wortes, weil der Benzintank direkt über dem Motor sitzt (um die Benzinpumpe ein zu sparen) und das Auto dadurch leicht anfängt zu brennen wenn nach einem Unfall Benzin über den Abgaskrümmer läuft
  • unterirdisches Crashtestniveau nach heutigen Maßstäben
  • er ist eine Dreckschleuder sondergleichen, mit seiner Zweitakt-Abgasfahne

Ich könnte mir nur einen wirklich sinnvollen Verwendungszweck für den Trabant vorstellen, nämlich als richterlich verordnete Straf-Maßnahme für unverbesserliche Temposünder die damit herumfahren müßten, als Alternative zur (MPU). Das hilft.

Erstmal ganz nüchtern betrachtet.

Der Fahrkomfort und die Sicherheit wäre heute nicht mehr zeitgemäss. Kein Mensch würde ein Auto kaufen was weder Benzinanzeige noch ABS hätte. Das Teil ist einfach viel zu unsicher und unbequem.

Es gibt naütrlich auch den emotionalen Faktor, das Teil hat natürlich auch Liebhaber, nur was 14 Millionen ehemalige Ostdeutsche begeistert hat, das lässt jeden Spanier oder ITalinier kalt.

Dank Globalisierung lohnt es sich einfach nicht für so einen kleinen Markt zu produzieren wie "Ost-Deutschland".

spelman  24.10.2023, 22:42

Wie viele Leute in "Ost-Deutschland" heute wohl einen Trabbi kaufen würden? Zwar hat das Auto eine gewisse Identifikations-Rolle, und als Zweitauto hat mancher noch einen stehen, für's IFA-Treffen. Aber im Alltag fahren die meisten doch lieber etwas anderes.

Auch zu DDR-Zeiten wurde der Trabbi nicht etwa gekauft, weil er so beliebt war, sondern weil es für viele das einzige Auto war, dass sie sich leisten konnten.

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spelman  25.10.2023, 00:57
@noblehostel

Es gab schon mehrere Automodelle. Wartburg, Skoda, Lada, Shiguli, Saporoshez, waren die wichtigsten, aber auch Wolga, Polski Fiat, Tschaika (für die Bonzen). Ich hab bestimmt noch was vergessen. Aber die Wartezeiten waren lang, und die Preise (im Vergleich zum Einkommen) hoch.

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