Woran erkennt der Schmied vorangegangene Rehe?
Vor einiger Zeit erzählte eine Pferdebesitzerin schockiert, dass der Hufschmied sie darüber informiert hat, dass das Pferd vor einiger Zeit eine Rehe durchgemacht habe. Wie erkennt er das; und woran genau, wann das gewesen sein muß?
4 Antworten
An der sehr markanten Stoffwechselrille und der aufgerissenen Blättchenschicht. Dadurch, dass der Verband der Hornlamellen mit den Lamellen der Lederhaut nicht mehr funktionierte bei einer Rehe, reißt dies auf.
Die Blättchenschicht wird umgangssprachlich von Laien gerne als weiße Linie betitelt, was aber nicht ganz richtig ist. Die weiße Linie ist hauchdünn und die Basis für die Blättchenschicht, bzw. das Terminallagenhorn.
Aufgerissene Blättchenschicht: hufrehe huf dhgev – Google Suche
Hier erkennt man den sehr markanten "Rehering": hufrehe huf – Google Suche
AUch hier: hufrehe huf – Google Suche
Dadurch, dass sich der Verbund also löst, rotiert die Hufkapsel und die Zehe beginnt zu schnabeln (durch vermehrten Druck auf die Trachten, also den hinteren Bereich). Ist der akute Zustand vorbei, wächst das Horn wieder "normal steil" nach, entsprechend der Lage des Hufbeins.
Man kann also durchaus erahnen, wenn eine stark aufgerissene Blättchenschicht & starke Stoffwechselringe zu erkennen sind, und zwar auf allen Hufen, dass es sich hierbei um ein Rehepferd handelt. Der Zeitpunkt lässt sich daran ablesen, wie viel bereits nachgewachsen ist - der Huf braucht ca. 1 Jahr, um komplett durchzuwachsen.
Stimmt - die Stute von meinem Freund brauchte auch 2-3 Monate länger.
Für einen Laien sind die 12 Monate aber erstmal keine schlechte Orientierung.
Auch wachsen gesunde Hufe, die ein bisschen Abriebreiz bekommen. Bei unseren eigenen inzwischen vier umgestellten Pferden sowie bei inzwischen über 50 Barhuf-Umstellunen, die ich 1:1 mitbekommen habe, ist in 7-8 Monaten durchgewachsen gewesen, unser vierter kam am 3.8., bekam am 5.8. die Eisen runter und hatte am 8.10. schon 1/3 geschafft - man sieht ja sehr deutlich das neue, nach Eisenabnahme korrekt nachwachsende Horn. Spätestens 8 Monaten sind sie alle durch hier bei uns. Eher der kranke Huf 12, die gesunden deutlich schneller. Gut, wir haben größere Flächen Pflaster und Paddockraster mit Riesel und jedes Pferd läuft im Schnitt 16 bis 18 km am Tag darauf.
Kapier ich zwar trotzdem nicht so richtig, was da an der weißen Linie zu sehen sei, aber erst mal vielen Dank für die umfangreiche Antwort!
Eine Frage noch dazu: was ist mit so roten Flecken; das sind ja „Einblutungen“. Hängen diese immer auch mit Rotation durch Rehe zusammen, oder können die auch andere Ursachen haben? (Denke da grade an ein anderes Pferd,dessen Besitzerin meinte, es müsse sich an Steinen gestoßen haben…)
https://images.app.goo.gl/E8jTgQxNp7jUx1mm8
https://images.app.goo.gl/h78Pp2UM7P3jcbPK7
Die Blättchenschicht ist verbreitert und richtig aufgerissen. Was vorher ein fester Verbund war, ist nach einer Rehe gezerrt und deutlich lose. Normalerweise sollte da ein fester Verbund sein.
Einblutungen kommen nicht durch einen Schlag durch Steine... So ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Einblutungen zeigen, dass die Lederhaut an dem Punkt mal übermäßig Druck bekommen hat, aber nicht durch einen Stein. Durch den Druck hat die Lederhaut etwas Blutplasma verloren, was dann in das Horn gewandert ist. Wenn wir das also sehen, längst wieder verheilt. Z.b. Durch tritt an den Kronrand kann sowas vorkommen. Bei einer Rehe durchaus auch, wenn der Verbund zwischen Hornkapsel und Knochen sich löst und zerreißt, tut das nicht nur schrecklich weh, sondern kann im innern durchaus auch bluten, sodass das Plasma ins Horn gelangt.
Hab da noch was zum Thema gefunden, was (fast 😉) noch anschaulicher ist, als Deine Antwort - ich hänge das jetzt auch noch an, um auch eventuellen Mitlesern weiteres Anschauungsmaterial zu geben:
http://www.healthy-hoof-care.de/gezerrte%20lamellenschicht.htm
Ja, die Bilder dafür sind nicht schlecht, auch mit dem einzeichnen, wenn man mit der Maus drüber fährt!
wenn es ein beschlagsschmied ist, kann er es beim abnehmen der eisen und beim neuen beschlagen hören. und er merkt es natürlich auch beim ausschneiden und bearbeiten.
Sieht man am Huf, hört man beim bearbeiten, fühlt man beim ausschneiden.
an der weißen LInie unter anderem,
ein gesunder huf.
bis bei einem rehehuf gesundes material komplett runtergewachsen ist, kann es wesentlich länger dauern, da zunächst das zerstörte material abgestossen werden muss. in dieser übergangsphase ist meines wissens ebenfalls kein belastbares horn vorhanden.