Wieso verstannt sich Alexander der Große mit seinem Vater nichtt so gut?

3 Antworten

Alexander (griechisch: Ἀλέξανδρος [Alexandros]; lateinisch: Alexander) hatte zu seinem Vater Philipp (griechisch: Φίλιππος [Philippos]; lateinisch: Philippus) im Zeitraum 337 – 336 v. Chr. ein spannungsvolles Verhältnis mit Konflikten.

Alexander hatte Befürchtungen in Bezug auf seinen Stellung als Thronfolger, weil Philipp 337 v. Chr. eine neue Ehe mit einer makedonischen Adligen (Kleopatra [griechisch: Κλεοπάτρα ; lateinisch: Cleopatra]), Nichte des Generals Attalos (griechisch: Ἄτταλος; lateinisch: Attalus), geschlossen hatte und Äußerungen des Attalos und sein und seiner Anhänger Einfluss am Königshof Alexanders Misstrauen hervorrief, bei der Thronfolge in Frage gestellt zu sein. Es erschien denkbar, dass ein Sohn aus der neuen Ehe Nachfolger als König von Makedonien werden könne.

Alexander hatte eine starke gefühlsmäßige Bindung an seine Mutter Olympias (griechisch: Ὀλυμπιάς; lateinisch: Olympias).

Es gab heftigen Streit und Alexander ist mit seiner Mutter Olympia fortgegangen. Erst 336 v. Chr. ist Alexander nach Makedonien zurückgekehrt.

Seine Nervosität hinsichtlich der Thronfolge erklärt wohl ein ziemlich kurzsichtiges Vorgehen, mit dem er ein Heiratsprojekt, durch das Philipp zusätzlichen Rückhalt gegen das Perserreich zu gewinnen versuchte, zunichte machte. Der Fürst und Satrap Pixodaros (griechisch: Πιξώδαρος; lateinisch: Pixodarus) von Karien hatte durch Geandte Interesse an einer Heirat einer seiner Töchter mit einem der Söhne Philipps mitgeteilt und Verhandlunge geführt. Philipp bot Philipp Arrhidaios (griechisch: Φίλιππος Αρριδαίος [Philippos Arrhidaios]; lateinisch: Philippus Arrhidaeus), einen Sohn aus einer früheren Ehe, als Schwiergersohn an. Alexander schickte 336 v. Chr., um dem zuvorzukommen, eigenmächtig hinter dem Rücken seines Vaters jemanden aus, um zu erklären, Pixodaros solle nicht den geistesschwachen Bastard Philipp Arrhidaios als Schwierersohn nehmen, sondern Alexander. Philipp erfuhr von diesem Vorschlag, der seinen eigenen Plan hintertrieb, tadelte Alexander stark und verbannte mehrere Freunde Alexanders aus Makedonien.

Pixodaros verheiratete seine Tochter Ada (griechisch: Ἄδα; lateinisch: Ada) mit dem persischen Adligen Orontopates (griechisch: Ὀροντοβάτης; lateinisch: Orontopates), der nach dessen Tod als sein Schwiegersohn die Herrschaft über Karien übernahm (Arrian(os), Alexandrou Anabasis [griechisch: Ἀλεξάνδρου ἀνάβασις; Alexanderzug; lateinischer Titel: De expeditione Alexandri] 1, 23, 8; Strabon, Geographika [griechisch: Γεωγραφικά; Geographisches/Erdbeschreibung; lateinischer Titel: Geographica] 14, 2, 17).

Philipp heiratete 337 v. Chr. Kleopatra (Arrian(os), Alexandrou Anabasis [griechisch: Ἀλεξάνδρου ἀνάβασις; Alexanderzug; lateinischer Titel: De expeditione Alexandri] 3, 6, 4 wird die Braut Eurydike [griechisch: Εὐρυδίκη; lateinisch: Eurydice] 3, 6, 5 genannt; Diodor(os), Bibliotheke historike (griechisch: Βιβλιοθήκη ἱστορική; Historische Bibliothek; lateinischer Titel: Bibliotheca historica) 16, 93, 9 wird Attalos als Kleopatras Neffe bezeichnet; Diodor(os), Bibliotheke historike (griechisch: Βιβλιοθήκη ἱστορική; Historische Bibliothek; lateinischer Titel: Bibliotheca historica) 17, 23, 3 und Iustinus 9, 5, 9 wird Attalos als Kleopatras Bruder bezeichnet). Bei der Hochzeit kam es zu hitzigem Streit (Plutarch, Alexander 9; Justinus 9, 7, 1 – 6; Athenaios, Deipnosophistai [griechisch: Δειπνοσοφισταί; Gelehrtengastmahl; lateinischer Titel: Deipnosophistae] 13, 557 d – e; [Kallisthenes], Alexanderroman 1, 20 – 22 enthält die romanhaften Veränderungen, statt Attalos den Namen Lysias, Bruder der Kleopatra, zu nennen, den Alexander mit einem Becher an der Schläfe getroffen und getötet habe, Alexander habe Philipp das Schwert entrissen und alle Hochzeitsgäste schlimm zugerichtet, dann die verstoßene Olympias in den Palast gebracht und nach zehn Tagen Philipp und Olympiss zu einer Versöhnung zusmamengebracht). Alexander und Olympias flüchteten, Alexander ist erst ungefähr ein halbes Jahr später zurückgekehrt (336 v. Chr.).

Plutarch, Große Griechen und Römer. Eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler und Walter Wuhrmann. Band 5. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1960 (Die Bibliothek der alten Welt : Griechische Reihe), S. 16 – 17:

„Aber die Störung des Familienlebens – da durch die Eheschlüsse und Liebesgeschichten Philipss das ganze Reich gewissermaßen von dem Frauenhause in Mitleidenschaft gezogen wurde – bewirkte heftige Vorwürfe und schwere Streitigkeiten, welche die Heftigkeit der Olympias, einer eifersüchtigen und tief leidenschaftlichen Frau, noch dadurch verschlimmerte, daß sie Alexander aufhetzte. Den offenkundigsten Streit verursachte Attalos bei der Hochzeit Philipps mit Kleopatra, welche er als Jungfrau heimführte, da er sich trotz seines Alters in das Mädchen verliebt hatte. Denn Attalos, der ihr Oheim war, forderte im Rausch bei dem Trinkgelage die Makedonen auf, zu den Göttern zu beten, es möchte dem Philipp von Kleopatra ein echtbürtiger Sohn geboren werden. Schwer gereizt erwidert darauf Alexander: »Willst du damit sagen, daß ich ein Bastard bin, du Lump?« und warf einen Becher nach ihm. Jetzt sprang Philipp auf, zog sein Schwert und wollte auf ihn los, aber zum Glück für beide stolperte er in seiner betrunkenen Wut und fiel hin, und Alexander rief höhnisch: »Dieser Mann, ihr Leute, rüstet sich, von Europa nach Asien hinüberzugehen, und jetzt ist er hingefallen, da er von einem Speisesofa aufs andere steigen will«. Nach diesem Rauschexzeß nahm Alexander Olympais mit und brachte sie nach Epirus, und er selbst hielt sich bei den Illyriern auf.”

Pompeius Trogus, Weltgeschichte von den Anfängen bis Augustus : im Auszug des Justin. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Otto Seel. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1972 (Die Bibliothek der Alten Welt : Römische Reihe), S. 192 – 193 (mit Bezug auf Pausanias, der Philipp ermordet hatte, beginnend):

„Auch wurde geglaubt, er habe im Auftrag der Olympias, der Mutter Alexanders, gehandelt, und nicht einmal Alexdander selbst sei ohne Kenntnis des Mordplanes gegen seinen Vater gewesen; denn Olympias sei über ihre Verstoßung und darüber, daß Kleopatra ihr vorgezogen worden war, nicht weniger gekränkt gewesen als Pausanias über die ihm angetane Schmach. Auch habe Alexander den von einer Stiefmutter geborenen Sohn als seinen Nebenbuhler gefürchtet; dadurch sei es auch gekommen, daß er schon vorher einmal zuerst mit Attalos, gleich nachher mit dem Vater selbst so sehr in Streit geraten sei, daß Philipp ihn mit gezücktem Schwert verfolgt habe und nur knapp druch Bitten der Freunde von der Ermordung des Sohnes habe abgehalten werden können. Aus diesem Grunde hatte sich auch Alexander mit seiner Mutter zu seinem Onkel nach Epirus und von da aus weiter zu den Fürsten der Illyrier davongemacht, und als der Vater ihn zurückberief, habe er sich nur mit Mühe und Not beschwichtigen lassen und lediglich auf Bitten der Verwandten hin sich endlich dazu bereitgefunden.”

Athenaios, Das Gelehrtenmahl. Eingeleitet und übersetzt von Claus Friedrich. Kommentiert von Thomas Nothers. Buch XI – XIII. Erster Teil. Stuttgart : Hiersemann, 2000 (Bibliothek der griechischen Literatur ; Band 53), S. 168:

„Und zu allem hinzu heiratete er Kleopatra, die Schwester des Hippostratos und Nicht des Attalos, da er sich in sie verliebt hatte. Auch diese nahm er noch zusätzlich zu Olympias und brachte seinen ganzen Hausstand durcheinander. Denn gleich bei den Hochzeitsfeierlichkeiten machte Attalos die Bemerkung: ‘Jetzt allerdings werden nur noch echte und keine unehelichen Kinder mehr geboren werden.’ Als Alexandros das vernommen hatte, warf er einen Becher, den er in den Händen hatte, gegen Attalos, und dieser warf dann ebenfalls mit seinem Becher nach jenem. Danach floh Olympias in das Land der Molosser, Alexandros aber zu den Illyrern. Kleopatra aber gebar Philippos eine Tochter namens Europa.”

Von Pixodaros und dem Heiratsprojekt erzählt Plutarch, Alexander 10.

Plutarch, Große Griechen und Römer. Eingeleitet und übersetzt von Konrat Ziegler und Walter Wuhrmann. Band 5. Zürich ; Stuttgart : Artemis-Verlag, 1960 (Die Bibliothek der alten Welt : Griechische Reihe), S. 17 – 18:

„Als Pixodaros, der Satrap von Karien, um sich durch die Verschwägerung die Budesgenossenschaft Philipps zu gewinnen, die älteste seiner Töchter Arrhidaios, dem Sohne Philipss, zur Frau geben wollte, gelangten wieder Redereien seitens der Freunde und der Muter und Verdächtigungen an Alexander: Philipp wolle Arrhidaios durch große Verhältnisse und eine glänzende Heirat legitimieren, um ihm so die Thronfolge zu sichern. Hierdurch beunruhigt, schickte Alexander den tragischen Schauspieler Thessalos nach Karien, um Pixodaros sagen zu lassen, er solle doch den Bastard, der geistig nicht ganz gesund sei, laufen lassen und sich stattdessen mit Alexander verschwägern. Pixodaros gefiel dieser Vorschlag sehr viel besser als der erste Plan. Philipp aber, als er davon erfuhr, nahm sich Alexander vor, zog auch einen seiner Freunde und Gefährten, Philotas, den Sohn Parmenions, hinzu, machte ihm schwere Vorwürfe und schalt ihn heftig, daß er sich niedrig und unwürdig seiner glänzenden Stellung benehme, wenn er sich dazu hergeben wolle, Schwiegersohn eines Karers und Sklaven eines Barbarenkönigs zu werden. Den Thessalos beauftragte er die Korinther brieflich, ihm in Fesseln wieder zuzuschicken, und von den übrigen Freunden Alexanders verwies er Harpalos und Nearchos, dazu auch Erigyios und Ptolemaios, aus Makedonien; sie holte Alexander später wieder zurück und hielt sie hoch in Ehren.”

Kleopatra hat wenige Tage vor Phlipps Tod ein Kind geboren (Diodor(os), Bibliotheke historike [griechisch: Βιβλιοθήκη ἱστορική; Historische Bibliothek; lateinischer Titel: Bibliotheca historica)] 17, 23, 3). Nach Iustinus 11. 2. 3 hat Alexander nach seiner Herrschaftsübernahme für die Tötung seines von einer Stiefmutter gebornenen Bruders Karanos (griechisch: Κάρανος; lateinisch: Caranus), eines Rivalen/Nebenbuhlers um die Herrschaftswürde, gesorgt. Nach Iustinus 9, 7, 12 zwang Olympias nach ihrer Rückkehr nach Makedonien Kleopatra zur Selbsttötung durch Erhängen, nachdem vorher ihre Tochter auf ihrem Schoß getötet worden war. Die Darstellung bei Iustinus 12, 6, 4 erwähnt Stiefmutter und Brüder, die Alexander getötet habe. Nach Plutarch, Alexander 10 hat Alexander es seiner Mutter Olympias übelgenommen, in seiner Abwesenheit Kleopatra grausam umbringen zu lassen. Nach Pausanias 8, 7, 7, hat Olympias nach dem Tod Philipos Kleopatra und ihren jungen Sohn durch darunter entfachtes Feuer umgebracht, später auch Arrhidaios getötet.

Da die Geschichtsschreibung oder die Auschreibung der Geschichte erst 400 Jahre später erfolgte (Plutarch) kann das niemand sicher wissen ...


TheRiderLP 
Fragesteller
 20.11.2021, 16:18

ja aber mich interessieren auch theorien

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Philipp von Mazedonien hat die stärkste Armee der Welt aufgestellt. Alexander wollte ihn übertreffen. Wie schafft man das? - Zunächst einmal, indem man das Werk des Vaters sich selbst zuschreibt.