Wieso posten wir so viele Bilder?
Hallo! Ich beschäftige mich gerade mit dem Thema social media und frage mich, weshalb das Mitteilungsbedürfnis von uns Menschen ständig steigt. Es gibt Berufe wie Influencer, jeder postet Bilder, teilt mit was er gerade tut und wo er ist/war. Weshalb ist überhaupt das Verlangen da Bilder auf Instagram zu posten oder mitteilen zu wollen, was man denn nun so Tolles erlebt hat? Was sind eure Meinungen dazu. Bin gerade am Überlegen Instagram zu löschen, weil ich mich von diesem Mitteilungsbedürfnis distanzieren möchte. Oder ist das zu übertrieben, weil es in der egoistischen Natur des Menschen liegt?
6 Antworten
Ich habe kein Instagram und "Influencer" finde ich mehr als albern.
Aber auch ich schicke zum Beispiel meiner Familie manchmal Photos von dem was ich mache. Oder wenn ich hübsche/interessante Bilder sehe.
Man macht als Mensch heute sehr viel alleine - obwohl in unserer Tierart eher Herdentiere und nicht Einzelgängertiere sind, würde ich sagen. Wir leben aber oftmals fern von Familie und sind alleine unterwegs - da möchte man vermutlich diese Herde auch wieder dabei haben und teilhaben lassen - das kann man in Form von Bildern tun - man lässt andere teilhaben - fühlt sich als Teil der Gruppe - also ja, ich denke, das ist eine Art menschliches Grundbedürfnis.
Das sind jetzt zwei Fragen.
Interessanterweise möchtest du offenbar auch wieder eine persönliche Entscheidung - IG zu löschen - von einer öffentlichen Meinung (von uns Fremden) abhängig machen. Tue das nicht, entscheide selbst, überlege, was sinnvoll ist und was du evtl. "bereust". Wenn du Bedenken hast, lösche nichts, lege einfach den Account ein paar Monate still, gehe halt nicht auf IG!
Die andere Frage: Wir haben alle ein Mitteilungsbedürfnis! Früher hat man Bekannte getroffen/ angerufen oder nach der Schule seinen Eltern erzählt, was man am Tag so erlebt hat, auch völlig banale Dinge, die man nicht öffentlich erzählt hätte (leckeres Eis gegessen, man wurde angepöbelt, hat sich vor einem knurrenden Hund erschreckt, die Schnürsenkel sind gerissen, man hat ein Knöllchen bekommen usw.). Das ist also völlig normal.
(Relativ) Neu ist nun, dass man dieses Mitteilungsbedürfnis öffentlich ausleben kann und auch von anderen genau das mitbekommen kann, was einen interessiert. Der eine interessiert sich für Knöllchen, der andere dafür, was andere an dem Tag gegessen haben (unter Senioren findest du auch sehr oft die Frage: "Und, was gabs heute bei euch zu essen?").
Man möchte nicht alleine sein, auch nicht mit seinen Interessen, und man möchte ggf. den Partner/ die Eltern (je nach Alter) nicht nerven mit banalen Aussagen, die sie mit glasigen Augen genervt hinnehmen, also postet man.
Sehr oft postet man auch nicht nur das, was man erlebt hat, sondern das, was man gern erlebt hätte, man begibt sich also in eine Fantasiewelt und teilt diese mit anderen. Das kann negativ sein, wenn es Druck auf andere ausübt, genau so ein Leben tatsächlich zu führen, aber auch positiv, wenn es einem erlaubt, wenigstens online und mit Gleichinteressierten zusammen das Fantasieleben zu führen, das man real nicht hat (mit schöner Kleidung, toller Einrichtung, perfekten Sportergebnissen usw. - wobei man die Ecken im Haus verschweigt, die renoviert werden müssten, die Fettpölsterchen nicht zeigt, die demotivierten Tage nicht erwähnt, den abgetragenen Jogginganzug nie zeigt usw.).
Dafür gibt es viele Gründe, z.B.:
- lassen sich viele von Influencern inspirieren und wollen wie sie leben (Influencer bekommen zum Beispiel für Marketing Geld)
- man will Aufmerksamkeit erlangen und jedem mitteilen, wenn man gerade etwas spannendes erlebt
- es ist einfacher anderen Menschen (Familie, Freunde,...) über soziale Netzwerke auf dem aktuellen Stand zu halten (früher: Briefe schreiben,...)
- Menschen teilen grundsätzlich gern Erlebnisse mit anderen Personen, früher machte man das durch Kommunikation, heute durch social media
jeder postet Bilder, teilt mit was er gerade tut und wo er ist/war.
Nö, bei weitem nicht jeder. Das ist nur eine bestimmte Sorte Mensch, die das exzessiv tut.
Wir haben alle ein Kommunikationsbedürfnis. Und da die Sprache immer ärmer wird - vom Briefeschreiben ganz zu schweigen - macht man das mit Bildern wett. Und die fallen dank der Technik immer besser aus.