Wie war die damalige DDR so?

17 Antworten

War die DDR so schrecklich wie alle sagten oder fandest du sie schön wie einige sagen?

Wenn Du nicht weißt, wie es in der BRD ist, kannst Du nicht einschätzen, ob es dort besser war, als in der DDR.

Ich bin als Kind in der DDR aufgewachsen (die Wende kam, als ich 8,5 Jahre alt war) und habe in der Zeit eigentlich nichts vermisst. Klar Lego und Co. gab es bei uns nicht, aber wie gesagt: Das kannte ich auch gar nicht.

Als Kind hast Du keine Ahnung, was in der Gesellschaft vorgeht. Du bist nach der Schule raus an die frische Luft und hast mit Freunden gespielt. Das war damals nicht anders, als heute.

Was ich allerdings positiv in Erinnerung habe, war der Zusammenhalt der Menschen. Da gab es etliche Hausgemeinschaften mit denen man gemeinsam Fasching oder Silvester gefeiert habe. Da gab es kaum einen Hausbewohner, der nicht mitgemacht hat. Da wurde der Hausflur oder Keller zum Partyraum umgestaltet. Das habe ich danach nie wieder so erlebt.

Bei den Erwachsenen werden das die wenigsten wirklich schön gefunden haben. Wenn es so gewesen wäre, hätte es die Montagsdemonstrationen, bzw. die friedliche Revolution nicht gegeben.

Nomex64  16.02.2023, 18:29
Klar Lego und Co. gab es bei uns nicht

Guck mal hier: Pebe und  Formo

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ChristianLE  17.02.2023, 08:08
@Nomex64

Stimmt, das hab ich glatt vergessen. Sowas hatte ich aber kaum in meiner Spielzeugkiste

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DerHans  20.02.2023, 14:30

Und wenn man dann bei diesem Faschingsfest ein Wort zu viel gesagt hat, waren in einem 8 Parteienhaus bestimmt mindestens zwei Berichterstatter für die Stasi anwesend. Das haben manche ja erst viele Jahre NACH der Wende erfahren.

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Durch familiäre Rahmenbedingungen war ich in der Kirche, was die maßgeblichen Herrschaften nicht im mindesten störte, jemanden in die Pionierorganisation hineinzuziehen. Um das Leben in jener Gemeinschaft sorgte ich mich absolut nicht. Das führte mich immer von neuem zu Ärger, wenn ich 'mal (oder eher regelmäßig) nicht zum Pioniernachmittag gegangen war. So als minderjähriger Bub' hatte ich eh nicht das rechte Bewußtsein für politisierendes Gedöns und dann war mir, war ich zwischendurch 'mal heimgegangen, der erneute Weg zur Schule am selben Tag viel zu weit.

Die Kirche stand mir näher. Was kann denn ich dafür, wenn die einen Termin für eine ihrer nominalen Solidaritätsaktionen in den Zeitraum legen, in dem ich Religionsunterricht hatte?! In diesem Sinne waren sie zu einer Baumpflanzaktion gestartet und am nächsten Tag hagelte es die übliche Kritik von allen Seiten.

Dazu muß man jedoch wissen, daß der Wald, in dem dieses Bäumepflanzen zum Wohle der Natur getätigt wurde, ein Wirtschaftswald/eine Kiefernplantage nicht natürlich gewachsen war. Nach dem Mauerfall interessierte ich mich mehr für die Thematik und stieß auf die ganze Tragweite solchen Vorgehens, die einem in der Kindheit so nicht bewußt ist; es sagt einem auch keiner. So entpuppte sich der vorgebliche Naturschutz in der DDR (und darüber hinaus) als Raubbau an der Natur und meine Nichtteilnahme wurde nachträglich legitimiert (als wenn das nötig wäre; jegliche Weigerung an Kooperation mit einem solchen System ist legitim genug).

Und ja, es gab die Futtersammelaktionen für Wildtiere. Das war aber auch nötig wegen solchen Kunstwalds, in dem keine brauchbaren Nutzpflanzen gedeihen können.

Soviel in Anedoktenform etwas zum Thema "DDR und Naturschutz", was hier bis jetzt nicht angesprochen war.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die DDR war eine Diktatur und die BRD eine Demokratie.

In der DDR musste man viel bescheidener und eingeschränkter leben als in der BRD. Es gab ein miserables Warenangebot, auch bei Lebensmitteln, oft gab es die einfachsten Sachen nicht. Auf ein Auto musste man über 10 Jahre warten, einen Telefonanschluss hatten nur ganz wenige Leute.

Als DDR-Bürger musste man auf alle demokratischen Freiheitsrechte verzichten. Es gab keine freien Wahlen, keine freien Medien, keine Meinungsfreiheit, keine Reisefreiheit.

Ausserdem gab es in der DDR eine kaputte Umwelt, marode Strassen, Häuser und Fabriken.

Ich bin Ossi, musste also in der DDR leben, hätte aber natürlich lieber in der BRD gelebt.

Besser war in der DDR eigentlich nur der Zusammenhalt untereinander. Wir waren damals in unserem Arbeitskollektiv eine verschworene Gemeinschaft, haben uns immer gegenseitig geholfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe in der DDR gelebt, weiss eine ganze Menge darüber.

Geschichtsbücher werden auch vom jeweiligen Sieger geschrieben, auch umgeschrieben.

Ich lebte von Beginn an in der DDR, kannte das Stückchen Westberlin leider nur aus dem Zugfenster, als ich per Bahn in Ostberlin unterwegs war, auch als DR-Lehrling. Ja ich beneidete meine Eltern, die vor dem Bau der Mauer noch in die BRD reisen durften, Omi und Opi durften das dann, als sie eben das Alter hatten, man traf sich eben - weil es von der Fahrt her günstig war: in Westberlin.Traurig, dass - wie ich mal von einer Polin erfuhr - man anderen Menschen erlaubte, in den Westen zu reisen, aber den DDR-Leuten nicht.

Meine Eltern hatten alles, was es so geben konnte: Vater brachte Geld genug nach Hause, man verreiste, Mutti bewirtschaftete den Garten, den Haushalt, brauchte nicht in einem Job tätig zu sein. Ob es in der alten BRD (also vor der Wende gemeint) besser gewesen wäre für mich und meine Angehörigen? Wer weiß..Jeder lerne eben was anderes kennen, auch im Geschichtsunterricht oder in der DDR: Staatsbürgerkunde, der nach dem Geschichtsunterricht auch so üblich war. Ja, auch ich hätte gern so gelebt, dass ich auf einem Campingstuhl ganz dicht an der Mauer zwischen Ost und Westberlin gesessen hätte, während genau das im Ostteil undenkbar gewesen war.. Und man wollte mehr von der weiten Welt sehen, die sogenannten Ossis wollten den Kapitalismus nicht dazu haben es ging ihnen um Reisefreiheit, die D-Mark. Ich nenne es: "Tanz um das goldene Kalb": man verehrt das GELD, den Luxus, der aber auch erarbeitet werden muss, nicht jeder wird reich geboren! Herr Kohl versprach den DDR-Menschen blühende Landschaften, irgendwann wurde er mit Tomaten usw. beworfen, aber er zeigte sich dem Volk und ließ es sehr dicht an sich ran...Ein Kumpel meines Freundes ist so politisch eingestellt, ich sagte "Frau Merkel..", er:" das heißt Frau Bundeskanzlerin!" Man, ich hab nur gedacht:für dich ja, für mich sind auch das nur Menschen, wie Honecker usw., man glaubt eben an das, was so war oder was heute für die alte BRD nach wie vor ist: Kapitalismus, besser: Marktwirtschaft?! Hört sich besser an?!

Von Experte Udavu bestätigt

Man konnte in der DDR leben. Allerdings auf einem bescheidenem Niveau. Und mit Einschränkungen in dr persönlichen Freiheit. Ich habe Kindheit und Jugend in der DDR verbracht. Wünsche mir die DDR allerdings nicht wieder zurück, vor allem mit dem heutigen Wissen.

Ich hatte bei einer früheren Frage zu diesem Thema bereits einen ausführlichen Text geschrieben, den ich hier gerne noch einmal poste:

Meine Kindheit war ganz normal. Im Kindergarten gab es zwar erste Ansätze der politischen Beeinflussung, allerdings noch recht dezent. Mal ein Lied über die NVA, mal ein Besuch in einem Volkseigenem Betrieb. Und wer malt den schönsten Panzer, so in der Art. In der Schule ging es dann allerdings richtig los. Man wurde Jungpionier, fand das da noch recht abenteuerlich und spannend und hat das auch noch relativ gerne mitgemacht. Es wurde dann aber zunehmend politischer. Später wurde man dann Thälmannpionier und noch später wurde man dann in die FDJ übernommen. Spätestens hier haben die meisten dann dicht gemacht. In der Schule musste man ständig seinen Standpunkt darlegen, im Unterricht es sich oft um den richtigen Klassenstandpunkt gedreht, es gab ein Fach namens Wehrkunde, in Versammlungen wurden vorgegebene Diskussionsbeiträge vorgelesen- fast alle haben das nach außen mitgemacht, keinen hat es wirklich interessiert und seine wirkliche Meinung hat man nur privat geäußert. Man wollte sich ja nicht die weitere Entwicklung versauen. Einer, maximal 2 pro Klasse durften Abitur machen. Das waren die mit dem besten Notendurchschnitt und mit dem (nach außen) richtigen politischen Standpunkt. Und Arbeiterkinder wurden bevorzugt.

Die Jungs wurden daraufhin bearbeitet, dass sie mindestens 3 Jahre zur Armee gehen, am liebsten länger (25 Jahre).Wer sich nur für 18 Monate Grundwehrdienst verpflichtete, hatte es später schwerer. Er wurde dann einfach mal heimatfern eingesetzt und kam zu ungeliebten Truppenteilen.

Wir hatten als Jugendliche natürlich andere Interessen. Ich glaube, so sehr hat sich das gar nicht vom Westteil unterschieden. Musik haben wie auf jeden Fall die Gleiche gehört. Ost- Bands waren eher unbeliebt. Es gab auch verschiedene Jugendkulturen (Metal, Waver, Popper, Punks, Gruftis, Skinheads), die mehr oder weniger gesellschaftlich akzeptiert waren. Am schwierigsten hatten es die Punks und Gruftis, die durften sich dann gerne mal vom biederen DDR-Durchschnittsbürger Sprüche anhören, wo mitgeteilt wurde, was Adolf mit ihnen gemacht hätte. Soviel zum verordneten Antifaschismus.

Ansonsten wurde unheimlich viel gesoffen. Das ist mir heute noch irgendwie gegenwärtig.

Das Alltagsleben war eher unspektakulär, die Grundversorgung war garantiert. Manche Dinge gab es nur gelegentlich (Tomatenmark), manche nur mit Beziehungen (Bananen, Räucheraal)

Für Neuwagen musste man sich anmelden, nach nur 15 Jahren hatte man auch schon ein Auto. Gebrauchtwagen waren teurer als Neufahrzeuge. Handwerker und Ersatzteile bekam man nur schwer, beschleunigen konnte man das mit Westgeld.

Eine Wohnung wurde zugeteilt, man musste vorher einen Wohnberechtigungsschein beantragen. Und dann das nehmen, was man bekam. Natürlich bekam man auch nur eine entsprechend große Wohnung. Als Single eine Wohnung mit 2 oder mehr Zimmern? Nur mit Beziehungen.

Die gesundheitliche Versorgung war kostenlos. Allerdings war der bauliche Zustand von Kliniken und Pflegeheimen oft katastrophal. Es herrschte auch hier ein Mangel an medizinischem Verbrauchsmaterial und viele Dinge wurden mehrfach verwendet. Zum Beispiel hatten die Kanülen oft Widerhaken.

Pflegeheime mit 4 oder mehr Betten im Zimmer gab es auch. Da wurde es den alten Leuten wenigstens nicht langweilig.

Geschlossene Psychiatrie war auch ein Thema für sich. Ich habe Anfang 1990 ein Praktikum dort absolviert. Die Zustände fand ich schon heftig.

Es gab eine Wehrpflicht, entgehen konnte man dieser nicht. Bei Antritt des Wehrdienstes sind viele erstmal vom Glauben abgefallen. So viel Menschenverachtung wie bei der Armee habe ich selber vorher und später nie wieder erlebt. Diesen Stumpfsinn durfte man dann 18 Monate, 3 Jahre oder sogar länger ertragen. Hatte man das hinter sich, durfte man kurz aufatmen. Die Armee hätte dann weiterhin eine Rolle im Leben gespielt: Alle paar Jahre durfte man zum Reservewehrdienst wieder antanzen. Der ging zwar nur 3 Monate, aber nervig war das trotzdem.

Was hat mich an der DDR gestört:

  • Das dauernde Stellung beziehen. Ständig musste man sich politisch positionieren. Am Besten natürlich für den Staat.
  • Die Zwangsgemeinschaft. Es wurde irgendwie alles im Kollektiv gemacht. Für Einzelgänger war es schwierig.
  • Die ständigen politischen Parolen. Jeder hat sie nachgeplappert, keiner hat daran geglaubt.
  • Das Gespitzel. Das war wirklich eine üble Sache. Das ging bis in den privaten Bereich.
  • Der ständig präsente Mangel und die verfallenden Innenstädte. Die Umweltverschmutzung.
  • Das Stumpfe und Niveaulose.
  • Die Grenze. Es ist schon eine ziemlich üble Sache, ein ganzes Volk einzusperren. Als ich die Grenze in Berlin zum ersten Mal gesehen habe, fand ich das richtig chlimm. Dazu kamen noch die Menschen, die an der Grenze getötet und verletzt wurden. Eine Bankrotterklärung für diesen "Staat"

Etwas Positives und auch das Einzige was ich vermisse:

  • Es gab eine sehr interessante Subkultur