Wie war der Tagesablauf eines Steinzeitmenschen?

8 Antworten

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Es gab keinen festen Tagesablauf. Ebenso wenig gab es feste Essenszeiten. Gegessen wurde dann, wenn etwas zu essen da war. Da konnten auch schon mal drei Tage vergehen, da wurde dann eben nichts gegessen. Hunger war der ständige Begleiter in der Steinzeit. Im Sommer konnte man Insekten fangen, Würmer und Wurzeln aus der Erde graben. Bis zu 70% der Nahrung bestand aus Knollen und Wurzeln. Die wurden meistens von den Frauen ausgegraben. Fleisch wurde von den Männern besorgt, aber den größten Teil der Nahrung besorgten die Frauen. Die hielten die Sippe auch dann über Wasser, wenn die Männer von einer Pechsträhne verfolgt wurden und über viele Tage hinweg kein Fleisch erbeuten konnten. Wenn es dann endlich wieder Fleisch gab, dann wurde so viel gegessen, bis man fast platzte. Die Mengen an Fleisch, die damals gegessen wurden, kann heute (fast) niemand mehr essen. Die Leute haben so viel gegessen, dass sie für die nächsten drei Tage keine Nahrung brauchten. In dieser Zeit haben sie viel geruht und es sich gut gehen lassen. Es wurde gesungen und getanzt.

Das ist auch unser natürlicher Tagesablauf. Es ist unser steinzeitliches Erbe und es ist sehr gesund unregelmäßig zu essen, mal einen ganzen Tag auszusetzen um sich dann wieder den Bauch voll zu schlagen. Wenn man dann auch noch steinzeitlich isst und nur Knollen, Wurzeln und Fleisch isst, ohne auf Fertigprodukte wie Wurst, Tiefkühlware oder gar Brot und Industriezucker zurück zu greifen, dann merkt man sehr schnell, wie viel Energie man durch diese Umstellung bekommt und wie gut es einem tut. Wir sind an diese Nahrung angepasst. Wir sind sehr viel besser daran angepasst, als an Getreide und an regelmäßige Nahrung, drei Mal am Tag. Mit Trockenfrüchten kann man den Zucker zu 100% ersetzen und wenn man sich dann noch viel bewegt, dann kommt man dem Tagesablauf von damals sehr nahe.

Kinder wurde bis zum 2. und manchmal sogar bis zum 3. Lebensjahr gestillt. Das Stillen war eine Verhütung für die Frauen. Sie wurden nicht wieder schwanger, so lange sie gestillt haben. Diese lange Stillzeit war auch nötig, weil sehr kleine Kinder Hungerperioden sehr viel schlechter überstehen, als ihre Eltern.

Streit gab es in den Sippen fast nur zwischen Mann und Frau. Die Männer hielten zusammen wie Pech und Schwefel, denn sie waren auf der Jagd auf einander angewiesen. Sie mussten sich auf den anderen verlassen und ihm das eigene Leben anvertrauen.

Die Jagd auf Großwild war unglaublich gefährlich und es wurden immer wieder Männer verletzt. Solche Verletzungen sieht man heute nur noch bei Rodeo Reitern. Die brechen sich im Laufe ihrer Karriere fast alle Knochen. In der Steinzeit waren diese schweren Verletzungen ganz normal, denn die Männer mussten ja sehr nah an das Großwild heran. Wollnashörner und Mammuts waren gefährliche Gegner.

Die Frauen hatten von Medizin fast so viel Ahnung wie die Ärzte in einer heutigen Notaufnahme. Sie haben damals vor den gleichen Problemen gestanden und sie wussten damit umzugehen. An den Skeletten kann man sehen, wie gut sie Brüche behandeln konnten. Wie gut sie bei anderen Krankheiten waren, kann man sich bei heutigen Naturvölkern ansehen. Die haben auch eine Menge Wissen angesammelt und gegen jede Krankheit kennen sie ein Kraut.

Kinder wurden so gut wie nie geschlagen. Sie wuchsen sehr behütet auf. Trotzdem war ihr Leben sehr hart, denn sie mussten sehr früh in ihre Rolle hinein wachsen.

Wenn es dich interessiert, ich habe auf Wattpad ein Buch darüber geschrieben, wie die Spanier die Pferde nach Mexiko brachten und wie die Tiere im Norden in die Hände der Indianer gerieten. Darin erfährt man eine Menge über das Leben der Indianer, bevor sie über Pferde verfügten. Damals lebten sie noch vollkommen anders, als man es aus den Western kennt. Sie lebten eigentlich genau wie unsere Vorfahren, vor 40.000 Jahren.

Das Buch hat einen relativ langen Titel:

Wie der große Geist den Indianern das Pferd schenkte

Also der Fokus lag auf der Nahrungsbeschaffung und Sicherung von Nachkommen. Die Männer sind jagen gegangen und die Frauen blieben zu Hause und passten auf die Jüngeren auf. Noch heute werden viele von uns relativ schnell fett, weil zu früheren Zeiten der Mensch ein deutlich höheres Laufpensum am Tag ablegte und sich viel mehr bewegte. Man kann also auch davon ausgehen, dass die Menschen damals äußerst sportlich und durchtrainiert waren. Das wird auch nötig und vorteilhaft gewesen sein hinsichtlich der Nahrungsbeschaffung.

Man wird sich freizeitlich sicher auch beschäftigt haben in Form von simplen Spielen, später gab es ja auch Höhlenmalereien. Vielleicht wurde auch philosophiert oder gebetet. Man hat sich untereinander unterhalten, Zärtlichkeiten ausgetauscht usw. Sicher auch ähnlich wie heute.


corinna321 
Fragesteller
 11.02.2022, 04:28

Dankeee

Klingt echt interessant

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Menschen haben in sogenannten Horden gelebt, also Familienverbände.

Morgens eine Kleinigkeit essen, so etwas da war, und dann auf zur Nahrungsbeschaffung. war das sammeln bzw jagen erledigt, wurde das alles verarbeitet.

"Freizeit" in der Form gab es gar nicht.

Es gibt da eine gute Romanserie, "Ayla - Die Kinder der Erde" von Jean M. Auel. Die hat das recht gut dargestellt, wenn auch etwas romantisiert.


corinna321 
Fragesteller
 11.02.2022, 05:59

Danke dir

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Dea2019  11.02.2022, 06:01
@corinna321

Das erste Buch wurde sogar verfilmt...allerdings finde ich die filmische Umsetzung nicht besonders gelungen.

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Nicht anders als heutzutage. Aufstehen, waschen, frühstücken, vlt. ein bisschen vö..ln, Werkzeug schnappen und was auf den Tisch bringen.


corinna321 
Fragesteller
 11.02.2022, 04:27

Nicht anders als heutzutage? Und Sex ohne Verhütung? Also kch glaube das war schon sehr anders

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Brunzkundl  11.02.2022, 04:39
@corinna321

Wo Verhütung? Die haben nicht gerammelt wie die Karnickel. Hatten ja gar keine Zeit dafür. Da mußte was auf den Tisch gebracht werden.

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Darüber kann man nur spekulieren.

Die meisten Menschen werden in Gruppen gelebt haben. Einzelgänger zu sein dürfte auf Dauer zu viel Energie gekostet haben.

Wann und wie gejagt wurde, dürfte von den Beutetieren und deren Gewohnheiten abgehangen haben.

Ob die Rückschlüsse, die aus den gefundenen Artefakten geschlossen werden, tatsächlich der damaligen Realität nahe kommen, müssen wir dahingestellt lassen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung