Wie war der Stahlkurs im Mittelalter?

3 Antworten

Stahl kam erst im 14. Jahrhundert bei uns auf und war eher ein Zufallsprodukt, durch die Kohle im Schmelzofen. Wir sprechen im Mittelalter also eher von Eisen.

Es gab keinen "Kurs" und vor allem keine einheitliche Währung auf die wir zurückgreifen könnten. Jeder Landstrich, jede Stadt hatte ihre eigene Währung.

Deswegen müssen wir andere Berechnungsarten heranziehen, z.B. Naturmaterialien. Aus Quellen wissen wir, dass z.B. ein Schwert je nach Qualität zwischen 5 und 30 Ochsen kosten konnte. Das war also genauso bzw. teurer als das Schlachtross, dass zwischen 5 und 10 Ochsen kosten konnte. (Ein Ochse heute ca. 3.000 Euro)

Woher ich das weiß:Hobby
Eisenklinge  28.08.2022, 10:09

Dem muss ich leider widersprechen, Stahl gab es bereits zur Römerzeit und auch im Frühmittelalter wurde Stahl in Rennöfen verhütet, ab dem 12. Jahrhundert wurden größere Öfen genutzt um Stahl zu verhüten. im 14. Jahrhundert kam lediglich eine neue Methode zur Stahlgewinnung (das sogenannte Frischen) hinzu.

Deine Preisangaben sind natürlich geschätzt aber ich denke du liegst daneben. Wobei man natürlich zwischen dem Frühmittelalter und dem Hoch- und Spätmittelalter unterscheiden muss.

Im Frühmittelalter war z.B. ein Kettenhemd eine Kostbarkeit und entsprechend selten, in späteren Jahrhunderten nicht.

Für spätere Zeiten nehme ich mal den rheinnischen Gulden als Referenz, die Zahlen entstammen dem Matthes Herzer von den kurfürstlichen-sächsischen Kriegsknechten.

Jahresverdienste um das Jahr 1275:

Ein Gulden = 24 Albus = 288 Heller

Jahreslohn Tagelöhner: 14-20 Gulden
Jahreslohn Handwerker (Geselle): 20-50 Gulden
Jahreslohn Handwerker (Meister): 30-80 Gulden
Akademiker, hohe Angestellte: mehr als 80 Gulden

Die genauen Zahlen sind überliefert, weil dazu Rechnungen erhalten geblieben sind, z.B. aus Neuss:

Armbrust: 2-4 Gulden (immerhin ein Monatslohn)
Pavese: 1 Gulden
Messer: 7-10 Albus
Spieß: 6 Albus
Streithammer: halber Gulden
Schild: 1 Gulden
Klebe (Stangenwaffe): halber Gulden
Rüstung: Brust,Rücken,Kragenpanzer: 3 Gulden
Ringpanzer: 5-6 Gulden
Eisenhut: 1,5-3 Gulden

Das Schwert war erstaunlich günstig, so wurden Schwerter mit nur einem Gulden erstattet.


Gesamtausrüstung für einen Söldner des 13/14. Jahrhunderts: bis ca. 20/24 Gulden

Arbeitspferd: 3-4 Gulden
Streitross: 30-40 Gulden
Schimmel für Prinz Albrecht von Sachsen 1471: 88 Gulden



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Tutmosis  10.09.2022, 14:39
@Eisenklinge

Hast du gut geantwortet. Stahl im Sinn von Eisen mit Kohlenstoff, gab es schon im Neolithikum, in Form von Gegenständen, z.B. Dolchklingen, die man aus Meteoreisen hergestellt hatte. Wenn in diesem Meteoreisen zufällig das Verhältnis von Eisen, Kohlenstoff und Begleitelementen stimmte, kann man durchaus von Stahl sprechen. In diesem Fall war es ein Zufallsprodukt. Ab ca. 700 vor Chr. wurde Stahl gezielt und bewusst hergestellt. Erste Damastzenierungsverfahren tauchten bei den Kelten ca. 700 v. Chr. auf. Die Römer stellten schon Waffenstähle her, die mit unseren modernen Stählen konkurrieren konnten.

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Eisenklinge  10.09.2022, 14:49
@Tutmosis

Der Begriff Eisenzeit verleitet vielleicht viele zu denken, es hätte kein Stahl gegeben

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Lässt sich nicht konkret beantworten aus den Informationen, die du hier hast. Aber ich gebe dir mal einen Weg vor, wie du es mit ziemlich viel Recherche auch so rausfinden kannst:

Erstmal müsstest du wissen WANN und WO genau. Das Mittelalter ist eine Zeit, die sich über um die 1000 Jahre erstreckt... das ist zu lange, um einen einheitlichen Preis für IRGENDWAS festzulegen. Und dann haben wir natürlich noch das wo, warum das eine Rolle spielt dürfte eigentlich klar sein.

So... über diese Informationen KANNST du dann EVENTUELL eine Preisliste rausfinden.

Zum Beispiel diese hier:

http://medieval.ucdavis.edu/120D/Money.html

Die hab ich benutzt um rauszufinden, wie viel besagte vier Mark, die Tissaia für Yennefer bezahlt eigentlich wert sind bzw. die 10 Mark für ein Schwein, die Yennefer-Umrechnung müssen wir hier nicht machen. Und klar, der Schweinemarkt in Aedirn IST ein Mysterium, aber es ging ja nur um einen etwaigen Wert.
Du kannst es auch nutzen, um z.B. den Preis für eine Rüstung zu finden, wobei 'Rüstung' als Begriff halt auch immer variiert.

Also suche ich in dieser Tabelle nach dem Preis für ein Schwein. Und finde einen Preis zwischen 2 und 3 Shilling. Für die halb verhungerten Tierchen von Yennefers Vater setzen wir mal 2 Shilling an.

Jetzt wissen wir wie viel ein Schwein kostet. Nun bringt uns das aber nicht viel. Gut, Shilling gibt es auch heute, doch der Wert der Währung hat sich natürlich geändert. Also müssen wir in der Liste schauen, was man ZU DER ZEIT eigentlich so für die 24 Pence bekommt, die ein Schwein bringen würde, um eine etwaige Vorstellung davon zu haben, was so ein Schwein nun Wert ist.

Und was kriegen wir raus? Drei Leinerne Unterhemden zum Beispiel. Oder 24 Einheiten Ale mittlerer Qualität.

(Und so fand ich dann heraus, dass Yennefers Vater seine Stieftochter an Tissaia verhökert hat für etwa 10 Pence. Also in etwa eine Axt und eine Schaufel. Oder 9 Einheiten Ale mittlerer Qualität. Bedenkt man, dass wir im Mittelalter sind und Ale halt eben Dünnbier ist, das man trinkt, weil der Alkoholgehalt das versiffte Wasser reinigt, ist das, würde ich sagen, ein eher NIEDRIGER Preis. )

tommgrinn  28.08.2022, 11:56

Das mit Yennefer finde ich eine coole Idee als Ansatz. Bin auch Witcher Fan.

Allerdings würde ich nicht in andere Gegenstände umrechnen. Diese hängen sehr von den Produktionsmöglichkeiten der Zeit ab. Natürlich ist es nicht verboten, das darf jeder machen wiecer mag.

Nehmen wir ein Handy, würde jemand ein solches im 2.Weltkrieg finden könnten ganze Armeen danach jagen, heute holt das keinem hinterm Oven vor. Gleiches mit einer Axt. Früher ein wertvolles Werkzeug und Waffe.

Vielleicht wäre die Umrechnung in Gold interessant. Hier hängt aber natürlich auch viel Spekulation dahinter. Auch interessant finde ich die Umrechnung in durchschnittliches Monatsgehalt. So sieht man wie viel/lange man für etwas arbeiten müsste bzw. könnte man den damaligen Monatsverdienst mit dem heutigen gleichsetzen und hochrechnen.

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BeviBaby  28.08.2022, 12:13
@tommgrinn
Allerdings würde ich nicht in andere Gegenstände umrechnen. Diese hängen sehr von den Produktionsmöglichkeiten der Zeit ab. Natürlich ist es nicht verboten, das darf jeder machen wiecer mag.

Da würde ich widersprechen. Denn im Endeffekt ist das Umrechnen auf einen (damals!) zeitgenössischen Warenkorb, am besten auch noch aus der entsprechenden Region, so ziemlich die einzige Möglichkeit, die du hast, um den Wert einer Ware bzw. den Kaufpreis einer Ware richtig beurteilen zu können.

Nehmen wir ein Handy, würde jemand ein solches im 2.Weltkrieg finden könnten ganze Armeen danach jagen, heute holt das keinem hinterm Oven vor. Gleiches mit einer Axt. Früher ein wertvolles Werkzeug und Waffe.

Ja... genau DESWEGEN BEZIEHE Ich mich ja auch auf früher. Wie die Alepreise heute sind weiß ich nicht... das sind die Alepreise von IN ETWA der Zeit, aus der ich auch meine Preise für ein Schwein/eine Yennefer nehme.
Es ist vollkommen unabhängig von heute, wenn ich sage: Für den Preis einer Yennefer konnte man zu dieser Zeit 216 Eier kaufen.

Klar, ich stimme dir zu, dass ein Buch z.B. mit dem Zugang zum Buchdruck erheblichen Wertschwankungen unterliegt. Aber sowas wie Lebensmittel bieten da eigentlich immer ein relativ gutes Bild. Oder eben Ale, denn das gab es eigentlich immer. Denn bei den 216 Eiern kann man sich in etwa vorstellen, welcher Nährwert dahintersteckt und dementsprechend auch wie lange man sich damit z.B. ernähren kann.

Und klar, da mag auch noch die Fantasy-Komponente dazukommen, das stimmt. Aber sowas wie Ale oder Eier wird es sicher auch in der Mittelalterlichen Fantasywelt zu Hauf geben. Wenn ich jetzt in Tissaias Mantel mit Pelzbesatz umgerechnet hätte (wie viele 'Piglets' der wohl wert ist?), dann würde ich dir auch recht geben, weil man dazu einfach keinerlei Vergleichswerte hat und es auch einfach ein kompletter Luxusgegenstand ist.

Vielleicht wäre die Umrechnung in Gold interessant.

Würde ich nicht sagen. Denn eine Umrechnung in Gold ist halt auch wieder... naja... Gold. Was kannst du damit machen? Es ausgeben, klar. Aber du kannst rein von der Umrechnung in Gold in meinen Augen nichts aussagen zum Thema 'wie lange kann eine Durchschnittliche Familie bzw. eine durchschnittliche Einzelperson denn vom Verkauf einer Yennefer leben' (offen gestanden hätte ich hinsichtlich der Yennefer nochmal ein bisschen verhandelt, glaube ich...). Außer natürlich du berechnest die Kaufkraft des Goldes, aber das kann man sich m.E. dann auch sparen und direkt 'Yennefer zu Eier' rechnen.

Das mit Yennefer finde ich eine coole Idee als Ansatz. Bin auch Witcher Fan.

Echt cool :)😍

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tommgrinn  28.08.2022, 16:54
@BeviBaby

Darf ja jeder machen wie er mag. Mit Nahrungsmitteln habe ich allerdings nie reale Relationen im Vergleich zu heute erreichen können. Das klang dann immer viel zu günstig.

Arbeitszeit ist dagegen universell. Viel Arbeitszeit bedeutet Aufwendig teuer und wenig Arbeitszeit = günstig. Besonders bei einem Schwert wird das dann viel deutlicher. Wenn da ein Handwerker Vollzeit einen Monat dran gearbeitet hat, dann hat man schon mal ein Gefühl allein für die Arbeitskosten, wenn man diese heute zahlen müsste, dann kämen wir da allein auf ca. 5000 € Netto-Arbeitskosten. Dann kommen noch Gewinn und Equipmentkosten hinzu und man versteht viel besser, dass ein Schwert durchaus dem Wert eines heutigen Kleinwagens entsprechen konnte und eine ganze Ausrüstung eines Ritters dann einem heutigen Luxuswagen entspricht und es macht Sinn, dass sich das nicht jeder leisten konnte.

Über Nahrungsmittel gerechnet kommt man aber nur auf einen Bruchteil der Kosten. Einfach weil heutige Nahrungsmittel so günstig sind. Aber wie gesagt, kommt immer drauf an was man wie vergleichen möchte. Von daher gibt es da kein richtig oder falsch.

Yenn wurde aber - wenn man es als Menschenleben definiert so oder so zu billig verkauft, egal ob es umgerechnet 100 € oder 1000 € waren.

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Wenn du das umrechnen willst, nimm ein Handelsgut, das es so heute noch gibt: Ein Laib Brot!

Das dann umrechnen erfordert einiges Recherche, weil im Mittelalter ja auch noch viel Tauschhandel getrieben wurde.

Es hat schon seinen Grund, warum auch ein Lederwams mit aufgenähten Eisenringen schon als "Rüstung" galt!

Was die Umrechnerei angeht....eine Rüstung war so viel wert wie (BEISPIEL) XY zugochsen. Ein arbeitsfähiger gesunder Zugochse war so viel wert wie (BEISPIEL) XY Schweine.

Eine Schwein bekam man für xy "Münzwährung".

Ein laib brot kostete XY "Münzwährung".

So, jetzt kann man das Pi daumen hochrechnen, was so eine Rüstung kostet.

Und dann muss man halt wissen, wieviel Stahl für so eine Rüstung gebraucht wurde.

Und Stahl...wurde aus hochwertigen Eisenerz handgeschmiedet.

Du brauchst also nicht einen Stahlkurs, sondern den Preis für hochwertiges Eisenerz.

tommgrinn  28.08.2022, 11:58

Aber ist ein Schwein in heutiger Massentierhaltung nicht viel weniger wert als damals?

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Dea2019  28.08.2022, 12:23
@tommgrinn

Wir reden von damaligen Werten, nicht von den heutigen.

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tommgrinn  06.09.2022, 11:34
@Dea2019

Dann ist das der Unterschied zwischen unserer Sichtweise.

Ich versuche einen Bezug zu heute zu ziehen, so dass man sich vorstellen kann wie schwer/einfach/billig/teuer das für jemanden heute wäre.

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