wie viele Geschlechter gibt es?
Also nicht nach der 2er Liste (männlich, weiblich), sondern nach dieser 72er Liste. Sinds mehr geworden oder immernoch 72
5 Antworten
Es kommt am Ende darauf an, was du mit "Geschlecht" meinst. Bei den 72 denkst du wohl an Geschlechtsidentitäten / "Gender". Man kann sich als alles mögliche identifizieren; der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die entscheidende Frage wird sein, ob das, als was man sich identifiziert noch etwas mit Geschlecht zu tun hat.
TL;DR: Es gibt zwei biologische Geschlechter (weil es in der geschlechtlichen Fortpflanzung immer genau zwei Elternteile gibt), im Deutschen drei grammatikalische Geschlechter, zu Gender gibt es keine richtigen oder falschen Antworten, da es zu diesem Begriff keine gängige Definition gibt.
Hier im Einzelnen:
Biologisches Geschlecht
Das ist, was Biologen meinen, wenn sie von Geschlecht reden und kommt in Aussagen wie den folgenden vor:
- Ein Hahn ist ein männliches Huhn.
- Die geschlechtliche Fortpflanzung macht Arten anpassungsfähiger.
- Bei Seepferdchen werden die Männchen trächtig.
- Clownfische können ihr Geschlecht von männlich zu weiblich wechseln.
- Marihuana wird aus Blüten der weiblichen Hanfpflanze gewonnen.
Worauf sich das Geschlecht in allen diesen Aussagen bezieht, das sind (Größen)Unterschiede in den Keimzellen der Organismen (Anisogamie). Hierbei werden die Organismen, welche darauf angelegt sind, die kleineren Keimzellen (Spermien oder Pollen) zu produzieren, männlich genannt. Diejenigen Organismen, welche darauf angelegt sind, die größeren Keimzellen (Eizellen) zu produzieren, weiblich genannt:
To a biologist, "male" means making small gametes, and "female" means making large gametes. Period! By definition, the smaller of the two gametes is called a sperm, and the larger an egg. Beyond gamete size, biologists don't recognize any other universal difference between male and female.
Joan Roughgarden ist Prof. em. für Biologie, Editorin mehrerer Fachjournale für Biologie und selbst eine Trans-Frau. Das zitierte Buch von ihr beschäftigt sich auf über 500 Seiten mit der Vielfalt der Geschlechter in Tier- und Pflanzenwelt sowie der menschlichen Gesellschaft.
Es gibt innerhalb einer Art immer nur zwei Geschlechter. Wobei bei vielen Arten ein einzelnes Individuum auch beide Geschlechter haben kann. Eine einzelne Wassermelonenpflanze beispielsweise bildet zugleich männliche und weibliche Blüten aus.
Grammatikalisches Geschlecht
Englisch "gender", deutsch "Genus"
Im deutschen und englischen werden drei Genus unterschieden: weiblich, männlich, neutral (she, he, it / die, der, das). Im Spanischen zwei (la, el).
Im Deutschen und Spanischen geht es dabei allerdings ziemlich durcheinander und biologisches und grammatikalisches Geschlecht stimmen regelmäßig nicht überein: Die Frau, der Mann, die Person, der Mensch, das Individuum, der Tisch, der Mond, die Sonne… Der Diminutiv ist immer neutral: Das Männchen, das Weibchen, das Mädchen (von die Magt), das Knäblein, das Tischlein…
Personenstandsregister
Dort gibt es drei mögliche Geschlechtseinträge: weiblich, männlich, divers. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Eintrag leer zu lassen. Divers ist nicht mit "intersexuell" gleichzusetzen. Siehe dazu auch weiter unten.
Geschlechtsmerkmale
Sind Merkmale, die sich zwischen bei den beiden Geschlechtern einer Spezies in ihrer Häufigkeit oder Ausprägung unterscheiden. Beispiele sind äußere Genitalien, Pfauenfedern, Hahnenkamm, Oberweite, Körpergröße, Verhalten.
Es kann unterschieden werden zwischen körperlichen (somatischen) und psychischen / sozialen Geschlechtsmerkmalen oder auch nach Bedeutung für die geschlechtliche Fortpflanzung zwischen primären, sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmalen. Sofern keine Variante der Geschlechtsentwicklung vorliegt lassen sich zumindest die primären Geschlechtsmerkmale (die Genitalien) eindeutig einem biologischen Geschlecht zuordnen.
Anders sieht es bei den sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmalen aus. Diese lassen lediglich statistische Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennen. Ein Beispiel ist die Körpergröße: Frauen sind zwar im Durchschnitt kleiner als Männer; es gibt aber auch Frauen die größer sind als viele Männer. Ähnlich ist es bei geschlechtsbezogenem Verhalten: Frauen sind zwar um Durchschnitt verlässlicher als Männer; es gibt aber auch unzuverlässige Frauen und pflichtbewusste Männer.
Gender
Der Begriff Gender wird meist verwendet um die nicht körperlichen, also psychischen und sozialen Geschlechtsmerkmale zu bezeichnen. Hierunter fällt ein weites Spektrum an geschlechtsbezogenen Verhaltensweisen (Geschlechterrollen, Geschlechtspräsentation wie Kleidung, Frisur, Makeup, …), geschlechtsbezogene Erwartungen, geschlechtsbezogene Charaktereigenschaften, Geschlechtsidentität, geschlechtsbezogene Prägungen, geschlechtsbezogene Diskriminierung, …
Dabei gibt es bei den meisten Merkmalen sehr große Überlappungsbereiche zwischen weiblichen und männlichen Individuen. Diese Merkmale unterscheiden also nicht trennscharf zwischen weiblich und männlich.
Im engeren Sinn, wenn von dem Gender einer Person gesprochen wird, dann kann die Geschlechtsidentität gemeint sein. Auch diese ist ein tertiäres Geschlechtsmerkmal.
Leider wird der Begriff Gender und Begriffe wie Frau, Mann und Geschlecht aktiv von der LGBTQ… Ideologie vereinnahmt, dekonstruiert und in ihrer Bedeutung verschoben, sodass diese Begriffe insbesondere im LGBTQ… Kontext keine verständliche Bedeutung mehr haben. Sie sollten deshalb zumindest in diesen Kontext gemieden werden und stattdessen klar definierte Begriffe wie biologisches Geschlecht, Geschlechtspräsentation, -rolle, -merkmal, -identität, Weibchen, Männchen, … verwendet werden.
Störungen der Geschlechtsentwicklung
Es werden irrtümlicherweise Störungen der Geschlechtsentwicklung angeführt als Beispiel dafür, dass es auch Menschen gäbe, die keinem bzw. einem dritten biologischen Geschlecht zuzuordnen wären. Hierfür wird der veraltete und irreführende Begriff "Intersexualität" gebraucht. Siehe dazu das Consensus Statement der Lawson Wilkins Pediatric Endocrine Society und der European Society for Paediatric Endocrinology aus 2006:
Advances in identification of molecular genetic causes of abnormal sex with heightened awareness of ethical issues and patient advocacy concerns necessitate a re-examination of nomenclature. Terms such as intersex, pseudohermaphroditism, hermaphroditism, sex reversal, and gender based diagnostic labels are particularly controversial. These terms are perceived as potentially pejorative by patients, and can be confusing to practitioners and parents alike.
Der Begriff "intersex" suggeriert, betroffene Menschen wären inter, also zwischen den Geschlechtern, einzuordnen. Dies trifft in manchen Fällen tatsächlich auf einige Geschlechtsmerkmale zu. Da spricht man dann besser von uneindeutigen Genitalien. "Intersexualität" betrifft jedoch nie das eigentliche biologische Geschlecht, also die Keimdrüsen (Gonaden) oder Keimzellen (Gameten), wie auch diese wissenschaftliche Stellungnahme der Endocrine Society betont:
The classical biological definition of the 2 sexes is that females have ovaries and make larger female gametes (eggs), whereas males have testes and make smaller male gametes (sperm); […]
Biological sex is dichotomous because of the different roles of each sex in reproduction. For scientific research, it is important to define biological sex and distinguish it from other meanings.
Die Endocrine Society ist Fachgesellschaft für Endokrinologie, also ein medizinisches Fachgebiet, welches sich in besonderem Maße mit DSDs / "Intersexualität" beschäftigt.
Menschen mit DSD selbst sehen sich ebenfalls fast immer als männlich oder weiblich und nicht als "zwischen den Geschlechtern".
Wieviele Geschlechter gibt es nun also?
Ich halte mich an das biologische Geschlecht im engen Sinne. Das ist klar definiert, verständlich und für viele Fragen im sozialen Zusammenleben irrelevant: Ob sich jemand Rock oder Hosen anzieht, auf die Männer- oder Damentoilette geht, sich Sara, Paul oder Alex nennt, das hat alles nichts mit den Keimzellen zu tun, die er produziert. Hier gibt es zwei Geschlechter. Alles, was darüber hinausgeht, ist sozial / kulturell konstruiert und es gibt folglich auch keine allgemeingültige richtige oder falsche Antwort.
Exakt 2. Es ist eine einfache Unterscheidung und zwar wie reproduziert sich ein Organismus fort? Beim Menschen -> über die kleinen beweglichen Keime (Spermien) oder die nicht beweglichen größeren Keime (Eizellen), es gibt keine weitere Art der Reproduktion beim Menschen, nur physische Störungen wie Intersex, dass zu Unfruchtbarkeit führen kann. Dann kann man das Geschlecht nicht feststellen. Aber trotzdem gibt es da nicht mehr als Spermien ODER Eizellen beim Menschen. Exakt 2 also.
Keiner der erzählt, es gäbe mehr als 2 Arten, wird die auch nur eine dritte Art näher benennen können. Auch bei Intersex, sofern die Fruchtbarkeit gegeben ist, produziert man entweder Eizellen ODER Spermien, nicht beides und auch nicht irgendwas dazwischen. Es kein Spektrum mit Halb-Eizelle und Halb-Spermie oder sonstwas.
72 Gender etc. das ist eher Esoterik, da kannst du erfinden was du willst, auch sowas tri-binärer-gender-bending-goldener-Power-Ranger.
jagut ich finde das mit den 72 auch fragwürdig aber ich dachte vielleicht sinds jetzt 100 oder 1000 :O
Biologisch gibt es zwei Geschlechter, Männer und Frauen. Festzustellen an den Geschlechtsorganen und den Chromosomen.
Dann gibt es noch die biologische Fehlbildung, bei der optisch nicht eindeutig zu erkennen ist, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Manche Menschen definieren das ebenfalls als Geschlecht, ist aber per Definition eher als Krankheit zu betrachten. Immerhin handelt es sich dabei nicht um ein neues Geschlecht, sondern schlicht um die ungenaue Definition der zwei existierenden Geschlechter.
Zusätzlich gibt es die sozialen Geschlechter. Von denen gibt es einige. Wobei es sich allerdings nicht um ein Geschlecht als als solches handelt, sondern um den Charakter eines Menschen. Um genau zu sein, umfasst das soziale Geschlecht den Charakter, die Sexualität und das biologische Geschlecht. Die Theorie des sozialen Geschlechts (Gender) ist allerdings sehr zweifelhaft und umstritten. Ich selbst sehe es extrem kritisch und kontraproduktiv.
Es gibt weder eine feste Zahl an Gendern, noch war diese 72er Liste jemals offiziell.
Es gibt weiblich und weniger weiblich, das muss reichen.
Wir starten alle in der Mitte und entwicklent uns dann in eine Richtung.