Wie soll man als Author Hautfarben beschreiben?

5 Antworten

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Das ist tatsächlich nicht so einfach. Wenn es keine Rolle spielt, solltest du es gar nicht schreiben - allerdings bedeutet das dann, dass zumindest europäische Leser sich die Figuren geradezu "automatisch" weiß vorstellen. Im Buch "Ein Zauberer von Erdsee" sind zum Beispiel alle Leute dunkelhäutig, aber das wird nur gelegentlich erwähnt, und die Autorin sagte mal, dass es auf dem Cover auch immer anders dargestellt wurde, weil es damals im Fantasy-Bereich einfach keine dunkelhäutigen Menschen gab. (Ist heute eigentlich auch noch so)

Falls es eine Rolle spielt, wenn es also zum Beispiel gerade um Rassissmus geht, dann muss das natürlich rein.

OK. Praktische Hinweise.

  1. Namen können helfen. Wenn jemand Akofa Mbeni oder Kim Sun-Yo heißt, wird der Leser die Figur schon nicht mehr so leicht euozentrisch vorstellen. Es gibt viele Seiten mit internationalen Vor- oder Nachnamen im Netz.
  2. Vorsicht bei Farbvergleichen. Bei einer "Haut wie Kakao" verwendest du genau wieder ein Produkt, das zur Geschichte der kolonialen Ausbeutung Afrikas gehört.
  3. Du solltest versuchen, dich immer im Rahmen der jeweiligen Perspektivfigur zu halten. Wo jemand herkommt, weiß die Perspektivfigur ja im Zweifel auch nicht, wenn sie die Person zum ersten Mal trifft (und auch jemand mit dunkler Hautfarbe kann ja in Kastrop-Rauxel geboren sein). Dann solltest du dir überlegen, wie deine Perspektivfigur die Hautfarbe dieser Person wahrnimmt und was sie darüber denkt. Das sagt natürlich auch was über die Perspektivfigur aus. Wenn sie sich schon gut kennen, wird sie über Herkunft und Hautfarbe üblicherweise gar nicht mehr nachdenken, dann hast du auch keinen Grund, es zu erwähnen.
  4. Generell (nicht nur hier) sollte man Leute nicht plakativ beschreiben (Geschichte stoppt - Beschreibung - Geschichte geht weiter). Leser mögen Leerstellen, die sie sich nach und nach selbst erschließen können. Zum Beispiel könnte eine Figur im Dialog etwas über ihre ihre Kindheit erzählen. Oder jemand könnte erzählen, dass ihm beim Einkaufen schon wieder jemand in seine krausen Haare gefasst hat um "nur mal zu fühlen".

Generell: Wenn du nicht gerade Fantasy schreibst (dann können die Leute problemlos blaue oder grüne Haut haben), und Farbige explizit in deine Geschichte reinbringen willst, muss es meines Erachtens auch thematisiert werden, du musst dich also mit dem ganzen Themenkomplex beschäftigen.

Übrigens gibt es "senstitivity reader", denen du deinen Text gegebenenfalls geben kannst.

https://www.tor-online.de/feature/buch/2019/08/was-ist-sensitivity-reading/

Aroanida  20.06.2020, 15:41

Danke für den Stern!

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Wenn's für die Geschichte nicht von Bedeutung ist: Gar nicht.

Das gilt - grundsätzlich! - auch für andere Merkmale.

Ich würde die Farbe beschreiben, wenn ich das Äussere beschreibe. So wie " blaue Augen, blonde Mähne, Porzellanhaut" oder rote Bäckchen", " leichte Bräune", " Sommersprossen", " schwarze Locken, schneeweisse Zähne, dunkle Augen, dunkle Haut"... Ich meine, wenn die Hautfarbe nichts zur Sache tut, würde ich sie gar nicht erwähnen. Es sei denn, ich beschreibe das Äussere oder es sei denn, es ist wichtig in der Erzählung.

Es ist er rassistisch, wenn du das auch so meinst

Ich würde einfach z.b. dunkelhäutig und hellhäutig schreiben.