Wie könnte man gemein eine typische Öko-Tante beschreiben - Was für Eigenschaften?

3 Antworten

Darf ich Dich einmal ganz offen fragen, warum Du das machst: Üble, völlig unrealistische "Merkmale"  zu sammeln, die dann einen Charakter beschreiben sollen, bei denen man vor lauter Klischees beim Lesen Zahnschmerzen bekommt? Ein glaubwürdiger Charakter kann nicht auf albernen Klischees aufgebaut werden.

Sieh mal genau hin, welche unsinnigen und primitiven Vorurteile Dir hier als "Charaktermerkmal" einer "Öko-interessierten Frau" angeboten werden - wie schnell Leute dabei sind, Klischees auf üble Weise zu bedienen  und sich dabei so zu ereifern, dass sie nicht merken, wie bizarr, unrealistisch und unsinnig ihre Beschreibungen sind.

Du suchst Beschreibungen für "eine, die es einfach ganz klar mit Umwelt und "Gut-Mensch-Sein" übertreibt", Deine Worte.

Gutmensch, achduje! Warum denn dieses Wort?? Weißt Du, aus welcher Ecke das kommt?? Und sie übertreibt es mit "Umwelt"? Ist es nicht besser, bewusst mit der Umwelt umzugehen als unbewusst mit Klischees und Vorurteilen umzugehen?

Man schreibt Dir, sie könnte in einer Patchworkfamilie leben und Du bedankst Dich für den Tip. WAS hat denn eine Patchworkfamilie mit "Öko" zu tun? Gar nichts! Jedes dritte Kind lebt aktuell oder demnächst in einer Patchworkfamilie, da jedes dritte Kind mit Mutter und Geschwistern allein lebt, weil der Papa weg ist. Da wird es irgendwann also ein neuen Partner für die Mutter geben - und schwupps, ist man "Patchwork". Und DAS ist dann also ein Merkmal für eine "blöde Öko-Tusse"?

SIe trägt das Haar in einem Zopf um den Kopf gewunden? WARUM DIES? Man meint also, wer sich naturbewusst verhält oder in einer Patchworfamilie lebt, trägt schweizer Haartrachten von 1812? WARUM?

Lila Latzhosen waren einmal ein Statement für die Emanzipation von Frauen. Zu einer Zeit, als Frauen die schriftliche Erlaubnis ihrer Männer brauchten, um einen Führerschein machen oder einen Job annehmen zu dürfen. Zu dieser Zeit galt die Vergewaltigung in der Ehe durch den Ehepartner gesetzlich NICHT als Vergewaltigung, sondern war straffrei möglich. Der Einsatz für die Gleichberechtigung von Frauen, auch Emanzipation genannt, war eine ernste und wichtige Angelegenheit und überfällig. Die Errungenschaften von Emanzipation haben Leben geretttet und Kindern Traumata erspart. An gleichen Rechten für Frauen interessiert zu sein hat buchstäblich nichts mit Zenzi-von-der-Alm-Zöpfen, mit Ökokleidung, mit Gemüsegärten, mit Haarshampoo, mit Patchworkfamilien, mit Mecklenburg-Vorpommern, mit sternklaren Vollmondnächten, mit selbstgemachter Gesichtscreme oder mit Makeup-freien Gesichtern zu tun.

Du willst sowas wirklich schreiben? Geschichten mit derar primitiv entlang Vorurteilen und Klischees aufgebauten Charakteren nennt man allgemein schlechte Literatur. Vielleicht bemerkt dies keine 13-Jährige, da hier noch Vorurteile, Klischeedenken, "Abbilder" der Welt echtes Wissen und echte Lebenserfahrung ersetzen müssen - aber mittelintelligente 15-Jährige müssten sich eigentlich bei so viel künstlichem Klischee schütteln beim Lesen. Gutes Schreiben VERMEIDET Klischees. Und Charaktere sind gut, wenn sie realistisch und glaubwürdig sind.

Denk mal darüber nach, ob Du solche üblen und unsinnigen Klischees bedienen willst, ohne ansatzweise den thematischen "Untergrund" von Emanzipation, Ökologie, Umwelt, schweizer Bauernzöpfen oder Patchworkfamilien überhaupt ansatzweise erfasst zu haben. In zwei Jahren, wenn Du womöglich ein wenig mehr über die Welt, das Leben und die Menschen weißt, werden Dir Deine Charaktere grottenpeinlich sein. Hoffentlich. Es wäre schade um die ganze Zeit und Mühe, findest Du nicht?

Eine Grundregel sinnvollen Schreibens: Schreibe nur über Dinge, von denen Du ausreichend viel verstehst, sonst wird es unglaubwürdig und trivial. Bleibe realistisch. Situationen und Charaktere mit Gewalt und unter Anwendung unsinniger Übertreibungen zu bestimmten Handlungen hinzubiegen, nur um eine Szene schließlich sounso "funktionieren" oder einen Hauptcharakter soundso agieren lassen zu können ist kein guter Ansatz. Umgekehrt wäre es besser: Entwickle zuerst glaubwürdige und stimmige, weil realistische Charaktere. Und dann denke darüber nach, wie sie in einer Situation A oder B entsprechend ihres Wesens und ihrer Charaktereigenschaften handeln und reagieren könnten.

liquorcabinet 
Fragesteller
 10.07.2015, 12:03

Gutes Schreiben vermeidet Klischees? Dir ist aber bewusst, dass Charaktere realistisch dargestellt sein sollten und kein Mensch frei von Vorurteilen ist, oder? Und wenn ich mich bedanke, dann für die Anregung, das bedeutet nicht, dass ich gleich jedes Detail aus dem Text übernehme.

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Gugu77  10.07.2015, 12:54

Genialer Beitrag, wie immer!

Geschichten mit derar primitiv entlang Vorurteilen und Klischees aufgebauten Charakteren nennt man allgemein schlechte Literatur.

Genau so. Wenn ich nach einigen Seiten, das klischeehafte von Figuren bemerke, beende ich sofort das Lesen dieses Buches, denn genau die Persönlichkeiten, die sich nicht in eine Schablone pressen lassen, machen die Qualität einer Geschichte aus.

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liquorcabinet 
Fragesteller
 10.07.2015, 15:12

Es geht darum, dass ein Charakter sich abfällig zu einer Person äußert, checkt ihr das alle nicht? :D In dem Augenblick kann man über die Kleingeistigkeit eben jener Figur schmunzeln, that's it.

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MissMarplesGown  10.07.2015, 15:40
@liquorcabinet

Dir ist aber bewusst, dass Charaktere realistisch dargestellt sein sollten und kein Mensch frei von Vorurteilen ist, oder?

Ok. Du hältst eine derart massive Vorurteilsbehaftetheit also für "realistisch" genug? Wie alt ist diese Person? 15? Wo soll sie aufgewachsen sein? Im Keller und bei völlig ungebildeten Eltern? Eine solche Haltung (eines Hauptcharakters??) ist zu kritisieren, ja - und das soll der Leser dann wohl auch tun. Aber hältst Du das Paket in Deiner Frage oben plus noch mehr angeforderte klischeebehaftete Gedanken nicht für eine mega plakative "Einseitigkeit", die einige Fragen bezüglich Ernsthaftigkeit aufwirft?

Und wenn ich mich bedanke, dann für die Anregung, das bedeutet nicht, dass ich gleich jedes Detail aus dem Text übernehme.

Du hast Dich für völlig blödsinnige "Tips" zum Ausfüllen von Vorurteilen und Klischees bedankt. Für "lila Latzhose", für "Patchworkfamilie", fürs "Emma-Lesen"... und ich habe angemerkt, dass dies nicht einmal Klischees sind, die irgend etwas mit "ökologischer Einstellung" zu tun haben. Was sollen diese Merkmale denn "anregen", das hilfreich wäre?

Dir werden hier keine passenden Vorurteile genannt, sondern haufenweise unpassender, themenfremder Quatsch, der auch bei vorurteilsbehaftetem Denken des Hauptcharakters nicht gut von der Tatsache abzuleiten wäre, dass diese Frau ein irgend einer Meinung nach "übertrieben ökologisches Bewusstsein" pflegt. Auch hier wieder: Klischee über Vorurteile und wie diese sich äußern könnten. Du schrammst damit an einer thematisch unklaren Art "Karikatur" entlang und das ist sicher nicht gewollt. Für einen ernstgemeinten Charakter ist dies unrealistisch - aber es ist Deine Geschichte.

Schreib, @liquorcabinett, es ist die Zeit nicht wert, sich hier zu äußern.

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Hei, liquorcabinet, besagte Dame benutzt selbstverständlich kein Make-up, sondern nur eine selbst angeschmierte Hautcreme aus Naturprodukten, deren Rohstoffe sie in sternenklaren Vollmond-Nächten von den Wiesen naturbelassener Bäche sammelt; sie trägt das Haar, das ebenfalls nur "natürlich" gewaschen wird, in einem langen Zopf, der um den Kopf gewunden ist. Ihre Kleidung besteht aus nachwachsenden Rohstoffen in dezenten Farben. Ihre Latzhose, lila, trägt sie allenfalls zur Arbeit im Garten. Sie liest Emma, lebt in einer Patchwork-Familie und träumt von einem eigenen Bio-Bauernhof mit Bio-Kühen und Bio-Hühnern in Mecklenburg-Vorpommern. Und so. Grüße!

liquorcabinet 
Fragesteller
 09.07.2015, 20:56

Vielen vielen Dank! :))

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Du kannst dir diese ganze Passage schenken, wenn du nicht möchtest, dass dein Buch ungelesen wieder verkauft und mit nur einem Stern bewertet wird.

liquorcabinet 
Fragesteller
 19.07.2015, 21:08

Sehr gewagte These, wenn man mal an die Anspruchslosigkeit der Masse denkt. Shades of Grey ist der größte Müll, aber verkaufte sich großartig ;)

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