Wie kann ich machen, dass die Menschen nicht denken, dass ich Deutsche, Französin oder Italienerin bin, wenn ich Deutsch, Italienisch oder Französisch spreche?

3 Antworten

Du kannst gar nichts machen.

Wenn jemand eine Sprache fließend spricht, gehen die meisten Menschen davon aus, dass es seine Muttersprache ist. -Und in den meisten Fällen liegen sie damit auch richtig.

Was ist eigentlich so schlimm daran?

Schischa3 
Fragesteller
 26.09.2016, 07:22

Wenn die einten für einige Wochen denken, dass ich von einem bestimmten Land bin und dann irgendwann die Wahrheit rauskommt, ist nicht gerade gut (ich fühle mich als Lügnerin).
Meine Muttersprache ist Italienisch und ich wohne in der deutschsprachigen Region.

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Hallo,

ich ahne, was du meinst. Indem andere allein von der Sprache auf nationale Zugehörigkeit schließen, impliziert das ja zwangsläufig auch das ganze Assoziationspaket gleich mit, das mit einer Nationalität daherkommt  - so deine Annahme, und genau das stört dich.  Allein schon durch diesen Gedanken, jemand könnte dich für eine Deutsche, Französin oder Italienerin halten, fühlst du dich beschmutzt .  

In deinem Fall ist es besonders krass, da du gleich alle offiziellen Schweizer  Sprachen so gut sprichst, vom Verstehen her und - bis auf das Rätische - auch mündlich (das hätte ich mir während meines Romanistikstudiums immer gewünscht!).

Fatal ist: Du leitest die von dir angenommenen Bewertungen allein von der Nationalität ab - ist das nicht ein bisschen oberflächlich? Immerhin weißt du ja gar nicht, was dein Gegenüber in dem Moment denkt und welches Hintergrundwissen überhaupt er über das Heimatland der Sprache hat.

Man kann einem Menschen immer nur bis vor die Stirn schauen! 

Ein kleiner Vorteil für dich: du bist in der vorteilhaften Lage, dir ein positives Gefühl gönnen zu können durch das Überraschungsmoment, das dir der sprachliche Klischeedenker automatisch beschert, wenn du ihm deine wirkliche Nationalität verrätst! Du kannst innerlich triumphieren, während ihm sein zu kurzes Denken peinlich bewusst wird. 

Ist dir aber mit deiner Frage bewusst, wie ungut in deiner Bewertung sich nun jemand fühlen sollte, der eben aus Deutschland, Frankreich oder Italien stammt? Findest du denn, derjenige müsse sich diesen 'Schuh' anziehen, der für alles steht, was mit dem Land zu tun hat?

Vielleicht noch ein Trost: möglicherweise geht dieses Stadium der Empfindsamkeit bald vorbei und du fühlst dich dann nicht mehr so schmuddelig, wenn du glaubst, andere würden dich für eine Deutsche, Französin oder Italienerin halten. 

Alles Gute!


PS Mir fällt noch ein: Du könntest dir einen Collieranhänger oder einen Anstecker mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund gönnen, der schon durch diese Symbolik Zweifel an einer vorschnellen Zuordnung wecken könnte...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!
Schischa3 
Fragesteller
 27.09.2016, 07:19

Du hast es auf dem Punkt gebracht, die Leute denken zu kurz. Die Leute können die anderen Menschen meistens nicht sehr gut beurteilen.  Man bräuchte dafür aus meiner Sicht viel Menschenkenntnis und eine mathematische Begabung, um die Wahrscheinlichkeiten berechnen zu können.
Es gibt Menschen, die reiche Leute an der teuren Kleidung erkennen. Die Intelligenz der Leute nur durch einem Kriterium bewerten. Eine Psychische Krankheit zuordnen, wenn sie ein Mal etwas beobachtet haben aber eigentlich nicht viel von Psychologie verstehen. Es gibt solche Menschen und auch ziemlich viele.
Meine Urgrosseltern waren nach Brasilien ausgewandert und wegen dem Krieg durften diese eine Zeit lang kein Schweizerdeutsch sprechen, weil sie für die anderen Deutsche waren und dann verprügelt wurden. Das einzige was mich daran stört, dass die Leute nicht hinterfragen und sofort etwas 100% dachten.
Ich könnte solche Leute vermeiden oder eine Lösung finden, damit die anderen bei mir nicht so kurz denken. Die anderen sollen nichts sagen, fragen/hinterfragen oder die Sachen so formulieren, sodass es nicht zu 100% stimmen muss. Ich erwarte nicht, dass die Leute perfekt sind, doch sie sollen nicht immer den gleichen Fehler machen.  
Ich selbst habe viele Länder gerne und es würde mir nichts ausmachen, wenn ich von einem anderen Land kommen würde. Das Problem ist, dass ich nicht von den Nachbarländer komme und deshalb nicht behaupten möchte, dass ich von diesen komme. Die Schweiz hat eine andere Kultur/Denkweise, Politik, Landschaft, .. in manchen Sachen sind wir das Gegenteil von einem Nachbarland. Wenn die Länder gleich oder ähnlich währen, könnte ich schon sagen, dass ich z.B. ungefähr von Italien bin.
Etwas mit dem Schweizer Kreuz ist eine gute Idee, doch ich habe Souvenirs von anderen Ländern (die ich manchmal trage), deshalb wird es nicht sehr viel bringen.

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Spielwiesen  27.09.2016, 08:49
@Schischa3

Ja, das erklärt so manches. Auf jeden Fall weiss ich jetzt (ich schreibe 'weiß' jetzt extra für dich mit 'ss', da ich weiss, das Schweizer das so machen :)), dass es bei dir nicht aus Arroganz ist, wenn du nicht in andere Schuhe gesteckt werden willst (für diese erste Annahme in meiner gestrigen Antwort bitte ich dich um Entschuldigung - ich habe erst nach dem Absenden meiner Antwort geahnt, dass es anders gemeint hattest). Deinen Fall und deine Empfindungen muss ich wirklich SEHR differenziert betrachten.

Weisst du, das WARUM im Verhalten von Menschen wird anderen immer rätselhaft bleiben - und es ist müssig, Fremden deinen persönlichen Hintergrund haarklein erklären zu wollen - viele empfinden eben nicht so, weil - und solange - es ihren eigenen Erfahrungshorizont übersteigt. Anders gesagt: sie haben keine Synapsen dafür, weil sie es noch nie gehört haben. So sind sie, die Menschen! Daher geh bitte gnädig mit ihnen um, denn sie können auch nicht so einfach aus ihrer Prägung heraus.

Du hast eine wertvolle Erfahrung mit Hilfe der Geschichte deiner Urgrosseltern gemacht, die dich sehr feinfühlig hat werden lassen. Das ist deine Prägung, und ich finde, sie prädestiniert dich zu Forschung in dieser Richtung, falls du von deiner Ausbildung her einen wissenschaftlichen Weg einschlagen willst (interkulturelle Sozio- oder Psycholinguistik, so in der Richtung. Oder einfach 'nur' Psychologie?).

Durch deinen familiären Hintergrund spürst du etwas, das du hier gut auf den Punkt bringst. Was hältst du denn von der Vorstellung, das alles in Essay-Form aufzuschreiben und an eine große Zeitung (ich denke da an die NZZ) zur Veröffentlichung zu schicken? Damit könntest du eine gewisse Breitenwirkung erzielen und mehr Menschen erreichen.

Ich wünsche dir, dass du mit der Suche auf deinem Weg weiter kommst und nicht verletzt wirst.

Alles Liebe!

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Schischa3 
Fragesteller
 29.09.2016, 22:00

Danke für die Antworten.

So etwas in der Zeitung zu veröffentlichen würde ich erst machen, wenn ich älter bin, sehr gut über das Thema nachgedacht habe und weiss, was ich tue. Es ist immer riskannt, etwas zu veröffentlichen. Vielleicht beeinflusse ich Menschen negativ oder trage selbst Folgen, weil ich etwas schlimmes geschrieben habe. Und vielleicht interessiert dieses Thema nur mir und denke, dass die anderen auch Interesse daran haben.

Ich werde beim Beruf wahrscheinlich nicht in Richtung Psychologie gehen. Ich mache momentan keine Maturität/Abitur, auch wenn ich ganz gut das Gymnasium oder die Berufsmaturität machen könnte. Ich mache jetzt die Handelsschule und möchte eventuell später Pilotin oder Lokführerin werden. Es interessieren mich viele Sachen (es gibt kaum etwas, was ich nicht machen oder studieren möchte), am meisten aber Physik und Geologie.

Ich versuche mit den Menschen gnädig umzugehen. Ich achte oft auf die Menschen und ihr Wohl, auch wenn manchmal autistisch und distanziert wirke. Manchmal weiss ich nicht, wie ich mit den Menschen umgehen sollte, damit ich sie nicht verletze. Ich kann auch nicht immer einschätzen, ob die Menschen mich mögen oder nicht. Mündliche Kommunikation ist manchmal sehr schwierig für mich, auch wenn ich sehr gut in den Fremdsprachen und gut in Deutsch bin. Ich bin sehr sensibel, auch wenn man das nicht immer sieht.

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Spielwiesen  29.09.2016, 22:14
@Schischa3

Über dieses Thema in einer Zeitung oder Zeitschrift zu schreiben, müsste nicht gezwungenermassen ein Heraustreten aus der Anonymität bedeuten - vielleicht mit einem Pseudonym? Ich fände es wichtig, dass du das Thema jemandem (schriftlich) erzählst, weil du dann beim Nachlesen gut reflektieren kannst, und irgendwann ist es - was das Problemgefühl angeht - bewältigt und überstanden. So hatte ich es gemeint.

Was du weiter schreibst, kommt mir so vor wie von jemandem, der dringend Vitamin B6 brauchen würde. Die Kommunikation mit den genannten Symptomen weist darauf hin.

Ich denke, du schreibst auch lieber als dass du sprichst, richtig?
Das kenne ich zum Teil von mir, von früher. 

So wünsche ich dir weiter alles Gute und dass deine Berufswünsche in Erfüllung gehen. Mit deinen Sprachkenntnissen bist du ja auf der sicheren Seite, interessante Wege einschlagen zu können.

Ciao!

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Schischa3 
Fragesteller
 01.10.2016, 08:57

Vielleicht werde ich also irgendwann in einer Zeitung oder Zeitschrift etwas schreiben. Ich möchte mich dabei wohl fühlen und mir Zeit lassen.

Vielleicht fehlt mir Vitamin B6. Aber vor einem Jahr habe ich einen Bluttest gemacht und dort fehlte mir nur sehr viel Eisen und ein wenig Vitamin D3. Sobald ich einige Tage lang keine Eisentabletten nehme, fühle ich mich müde.

Ich schreibe lieber als ich rede.

Eigentlich hatte ich früher als Kind/Kleinkind von den anderen Ländern ein besseres Bild als von der Schweiz. Meine Eltern kennen eher "gute", studierte und reichere Leute. Sie kennen auch viele Leute von anderen Ländern. In der Schweiz sehe ich aber sehr viele, die es weniger gut haben oder Bauern sind. So hatte ich als Kind das Gefühl, dass die anderen Länder reicher und gebildeter (+ intelligenter) waren. Und auf den Bildern von anderen Ländern sieht man meistens nur das Schönste und in den Ferien geht man auch zu den schönsten Orten. Sicherheit und anderes sind für mich normal und selbstverständlich und ich dachte, so ziemlich alle anderen Ländern waren in dem gleich.

Ich habe Statistiken und ähnliche Sachen sehr gerne. Ich versuche Zusammenhänge zu finden und mache mir Überlegungen. Da vergleiche ich jetzt manchmal verschiedene Länder in den verschiedensten Sachen. Ich lese auch gerne Vorurteile von der Schweiz, Regionen von der Schweiz und anderen Ländern. Ich nehme diese Sachen aber eher mit Humor und nicht ernst.

Ich möchte gerne ein Teil meiner Zeit in fremden Ländern verbringen. Am meisten interessieren mich momentan Island, Norwegen, Niederlande, Luxemburg, Irland, Deutschland, Mittelamerika, Südamerika (ich habe komischerweise den brasilianischen Pass) und Australien. Ich kenne aber die Länder/Kontinente und die Menschen noch zu wenig gut, um mich darüber entscheiden zu können.

Ich bin der Meinung, das alle Länder etwas gutes und schlechtes haben. Es ist Geschmacksache, wer welches Land gerne hat.

Herzliche Grüsse

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Spielwiesen  01.10.2016, 09:43
@Schischa3

Hallo Schischa,

Du hast eine interessante Kombination von Interessen! Bestimmt kannst du das auch beruflich gut nutzen.

Deine Kombination von Ländern, die dich interessieren, finde ich auch spannend. Da ist aber klimatisch wirklich alles dabei!! Von Norwegen bis Australien! Bei mir war mal ein Australienurlaub vor 37 Jahren prägend, wo eine derartige Hitzewelle mich an den Rand meines Lebens gebracht hat: 42°C und mehr - da konnte ich tagsüber nur im Swimmingpool sein (ich habe eine Freundin dort besucht) und nachts überhaupt nicht schlafen. Meine Lehre daraus: nicht im Hochsommer (=Weihnachten) nach Australien zu reisen.

Zu deinem Satz 'Ich kenne aber die Länder/Kontinente und die Menschen noch zu wenig gut, ...' möchte ich dir noch zu bedenken geben, was für mich eine sehr wichtige Erkenntnis war (ich habe früher mal fünf Jahre in Paris gelebt und gearbeitet): es gibt nicht DIE LEUTE - jeder (JEDER!) ist ein Individuum und unterschiedlich, in JEDEM LAND! Jeder hat eine andere familiäre Herkunft und Prägung, andere Ausbildung und Interessen - so dass man nie verallgemeinern sollte und -Stichwort Menschenwürde- auch nicht darf!

Ein Freund sagte mal: Du kannst einem Menschen nur bis VOR die Stirn schauen! Das ist ein wichtiger Satz. Man sollte nichts in einen anderen hineininterpretieren - das sind nur die eigenen Assoziationen, die auf Äußerlichkeiten und der eigenen Voreingenommenheit beruhen.

Und noch etwas: ich finde es wichtig, bei Menschen IMMER erstmal positive Verhaltensweisen zu erwarten und vorauszusetzen.  Dabei strahlst du etwas aus (so wie eine Art Offenheit), das der andere spürt und das ihn dazu bringt, sich entsprechend zu verhalten (zumindest hat er dann überhaupt erst eine Wahl - denn wenn der andere gleich etwas Negatives voraussetzt, wird er in seiner Wahl schon eingeschränkt,  und wer mag das schon!?!

Ich wünsche dir eine schöne Zeit!

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Ist doch egal, für was dich Fremde halten, es genügt wenn du sagt, nein ich bin Schweizerin, und wen du das auch in 4 Sprachen sagen kannst, dann ist es umso besser und alle wissen dass du Schweizerin bist

Schischa3 
Fragesteller
 26.09.2016, 06:23

Die vierte Sprache (Rätoromanisch) verstehe ich, kann sie aber nicht sprechen. Die anderen Schweizer können normalerweise nur eine oder zwei von den Landessprachen, weil die Sprachen nicht gemischt, sondern in Regionen aufgeteilt sind. Die meisten reden Schweizerdeutsch.

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TheAllisons  26.09.2016, 06:25
@Schischa3

und wo ist das Problem ?? sag einfach du bist Schweizerin, man wird öfter mal mit anderen Nationalitäten verwechselt.

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