Wie ist das Schweizer zu sein?

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Aus der Sicht einer Schweizerin:

Nicht anders als anderswo. Die Sprachen, welche in unserem Land gesprochen werden, betreffen ja die verschiedenen Regionen. Du musst sie deswegen weder sprechen noch verstehen.

Als jemand, der in Basel an der deutschen Grenze lebt, bin ich in meiner Freizeit beispielsweise viel öfters in der Region Schwarzwald unterwegs, als dass ich mich nach Lausanne oder das Waadtland absetzen würde. Insofern hat das keinen grossen Einfluss auf mich. Ich spreche zwar auch Französisch, das aber, weil ich es mir beigebracht habe. Nicht, weil ich es hier in der Schweiz selbst gross nutzen würde.

Kulturell... na ja, da herrscht bei uns eher ein sogenannter Lokalpatriotismus als ein Landesübergreifender. Da sind die Innerschweizer eher noch etwas konservativer, die Basler und Genfer kulturell etwas weltoffener, die Zürcher sicher mehr auf die Geschäftswelt und die Luzerner auf den Tourismus orientiert.

Man ist hier aber stolz auf seine Dialekte und verbindet damit auch etwas seine Wurzeln, gleichzeitig funktioniert es wunderbar, wenn es hier und da Kantone mit mehr als 25% Ausländeranteilen (oder quartiersbedingt auch bis zu 70%) aus aller Welt zusammen treffen.

Was wir (und ich erlaube mir von allen zusprechen) NICHT so sehr mögen: Wenn man aufgrund unserer kleinen Landesfläche auch von einem kleinen Geist ausgeht. Das niedliche kleine Land, die niedlichen Schweizer - mit dieser Einstellung haben es Menschen recht schnell verdammt schwer hier ;-) Und kehren diesem widerspenstigen Gallien dann auch gern und rasch frustriert den Rücken zu.

Für mich ist die mehrsprachige Schweiz eine grosse Bereicherung, auch wenn es vieles sicher komplizierter macht. Ich fahre sehr gerne über die Sprachgrenze, ich finde die Region Genfersee oder Neuenburg wunderbar.

Wenn es keine gemeinsame Sprache gibt, muss man halt etwas anderes suchen, was verbindet. In der Schweiz wäre das zum Beispiel die direkte Situation. Und da der Mensch von Natur aus ziemlich egoistisch ist, kommt auch noch der Wohlstand als verbindendes Element dazu. Wäre die Schweiz ein armes Land, hätte sich das Tessin vermutlich Italien angeschlossen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Schweizer

Auf jeden Fall anders, als Afrikaner oder Russe zu sein!