Wie fühlt sich Gender dysphoria an?

3 Antworten

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Das ist schwer zu beschreiben und wahrscheinlich auch sehr individuell, aber ich versuche es mal.

Ich glaube man kann schon mal sinnvollerweise zwischen körperlicher Dysphorie unterscheiden, die sich eben auf den eigenen Körper bezieht, und sozialer Dysphorie, also wenn man in seinem Umfeld nicht als der wahrgenommen wird, der man eigentlich ist.

körperliche Dysphorie ist etwas anderes als "sich nicht schön finden". Ich fand immer, dass ich ganz gut aussehe. Nun, nicht als Mädchen, ich hatte nie einen sonderlich femininen Körperbau, aber das hat mich keine Sekunde meines Lebens gestört, im Gegenteil.
Aber wenn ich in den Spiegel sah, war es mir einfach allgemein sehr unangenehm. Ich hatte immer das starke Gefühl, dass ich ganz anders aussehe als ich mich fühle und manche Merkmale meines Körpers nicht zu mir passen. Nackt in den Spiegel zu sehen war natürlich das Schlimmste.

Körperliche Dysphorie macht alle Begegnungen mit dem eigenen Körper schwerer. Zb beim Waschen, Duschen, Baden. Das habe ich als Jugendlicher ganz schön vernachlässigt. Auch bei Sex oder Selbstbefriedigung, ersteres war für mich undenkbar, zweiteres habe ich so erlernt, dass es möglich war ohne mich selbst anzufassen. Und natürlich ist es auch belastend anderen gegenüber freizügig zu sein, zb im Schwimmbad, beim Schulsport, öffentliche Toiletten, heiße Sommertage.

Konkret hatte ich manchmal so Momente, wo ich mich mit meinen Geschlechtsteilen ganz besonders unwohl fühlte. Es fühlte sich an, als wäre da eine Wunde, jemand hätte mir was abgerissen. Schwer zu beschreiben aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ich würde auseinander fallen. Ach es hat sich einfach sehr scheiße angefühlt.

Jetzt wo ich seit Jahren stealth als Mann lebe, ist die körperliche Dysphorie verschwunden, obwohl ich nicht operiert wurde. Testosteron hat meinen Körper aber auch sehr stark verändert.

Dann gibt es noch die soziale Dysphorie, die bei mir immer sehr viel stärker war als die körperliche. Immer wenn ich für ein Mädchen gehalten wurde, mit einem solchen verglichen oder als weiblich beschrieben wurde, fühlte ich mich sehr schlecht. Mit meinem Geburtsnamen angesprochen zu werden, ist immer noch sehr schmerzlich und löst Übelkeit aus.
Ich fühlte mich dadurch, dass ich nich als Junge aufwachsen konnte, von den anderen Jungen ausgeschlossen. Gleichzeitig fühlte ich mich ständig missverstanden. Es ist sehr frustrierend, wenn andere Menschen etwas völlig anderes in mir sehen, als ich eigentlich bin.

ginnylucruw 
Fragesteller
 06.06.2022, 10:51

Danke, das du das beschrieben hast, es tut mir leid dass du das durchmachen musstest, und es ist toll das es jetzt besser geht. Ich finde auch das du es super beschrieben hast und auch die Einteilung zwischen körperlicher und sozialer Dysphoria hat mir geholfen. Danke.

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Es fühlt sich an als würdest du in deiner eigenen Haut ersticken. Du willst raus. Und dann fühlts sich an als wärst du draussen und hättest keine Hülle mehr. Dann bist du wehrlos und ohnmächtig. So in etwa. Nicht angenehm also. Und noch schlimmer wenn du lange Zeit darin gefangen bist. Ich schaue schon lange nicht mehr in den Spiegel. Meine Vorstellung, ein cis-Mann zu sein ist zwischendurch so stark, dass ich erschrecke wenn ich in den Spiegel schaue, denn da ist nicht der Mann der ich innerlich bin. Noch nicht.

ginnylucruw 
Fragesteller
 15.09.2022, 20:06

Ich hoffe bald bist du körperlich der mann der du bist, viel Glück noch

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naja ich wollte am liebsten jeden tag mein ding da unten abschneiden oder mir gleich das messer in die brust stecken aber ich hatte für die jahre eine tolle partnerin die mich davon abgehalten hat.

du hast einen extremen hass auf deinen Körper darauf was du anziehen kannst und was nicht da man ja was sehen könne. auf alles was dich nicht zu der person machte die du im inneren bist.

ginnylucruw 
Fragesteller
 22.05.2022, 12:53

danke, das war sicher schwer, ich hoffe es geht dir gut

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