Wie bekomme ich meinen Jährling von anderen weg?

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Hallo,

ein Jährling braucht den Schutz seiner herde und darf den erstmal ruhig behalten!

Mach das Fohlen-ABC erstmal in Gegenwart seiner Artgenossen.

Einmalfühlt er sich dann sicherer, weil die da sind und zweitens hat er nicht so einen Druck, wenn du ihn nun ans Halfter schnappen würdest und irgendwohin verfrachten würdest. Du kommst auf der offenen Weide nicht in die Versuchung, ihn einzuengen.

Wenn er sieht, dass du bei den anderen keine Angst ausöst, ist das auch schon viel Wert.

Fang erstmal an, dass er sich von dir überall anfassen lässt.

An den Beinen, am Hals, Popo, Bauch (ist gerade bei Fohlen eine empfindliche Stelle - die kennen das ja noch nicht vom satteln oderso), am Kopf.

Wenn ihm etwas nicht so ganz geheuer ist, bleib an der Stlle dran und streichel sie weiter - nicht mehr druck, nicht weniger. Wenn er trotz Skepsis ruhig bleibt, hör auf, entspanne dihc und lobe ihn.

mach das immer, wenn du ihn siehst, nimm dir viel Zeit dafür.

Wenn er sich mal so heftig wehren sollte (zum Beispiel beim am Kopf streicheln Kopf wegziehen), dass das Berühren unterbrochen wird, fang wieder von vorne an.

Der Sinn und zweck ist, dass er lernt, das Berührungen, die etwas unangenehm sind, schnell wieder vorbei sind, wenn er ruhig bleibt. Deshalb ist es auch wichtig, dass du nicht aufhörst und dir nicht sagst "Da isser halt kitzelig!" (Wird dem TA später nicht viel helfen, wenn er da abhöhren muss, muss er. Deinem Pferd wirds weitaus angenehmer, wenn er Berührungen an unangenehmen Stellen schon kennt), denn so lernt er, dass diese unangenehmen Berührungen aufhören, wenn er sich heftig wehrt.

Mit dieser Übung kannst du ihn auch an Putzzeug und Halfter gewöhnen.

Dann sollte er lernen, erstmal vor deinem physischen Druck zu weichen. Unsere jetzt Jährlingsstute war früher sehr aufmüpfig, hat uns gerne überlaufen.

Wenn du mit leichtem Druck an der Flanke drückst, sollte er weichen. Wenn nicht, lass den Druck kontinuierlich stärker werden. Lass sofort los und streichle die Stelle, wenn er nur sein gewicht verlagert hat. Nächstes Mal etwas mehr fordern, zum beispiel Bein heben. Nach ein bissche üben soll er dann auch schonmal richtig weichen.

Mach das mit der Vorhand genauso.

Und dass er vor erst leichtem Druck aufs Nasenbein (Knochen, nicht Knorpel!) nach hinten weicht. Auch da kontinuierlich stärker werden mit dem Druck, bis er weicht. Streicheln.

Das muss alles keine perfekte Vorhand- oder Hinterhandwendung kommen, dafür hat er noch gar nicht genug Koordination. Auch nach hinten weichen muss nicht auf schnurgerader Linie verlaufen, einen leichten Rechts- oder Linksdrill haben alle Pferde. Mit guter gymnastizierender arbeit verschwindet der später.

Dein Jährling soll einfach erstmal lernen, dass du ihn bewegst (dass du somit auch ranghöher bist) und NICHT andersherum.

Das erleichtert die alltägliche Arbeit ungemein. Wen du zum beispiel auf dem paddock abäppelst, schiff die Schubkarre nicht um die Pferde rum sondern bahne dir einen weg, der dich zum schnellsten zum ziel, dem Äppelhaufen, führt. Auch wenn Pferde dazwischenstehen, die müssen dann halt weichen.

Dann vielleicht noch Hufeheben üben.

Dazu verlagerst du mit physischem Druck sein Gewicht auf die andere Seite (-> Stichwort "Auf Druck weichen") und tippst einfach mal das Röhrbein an. mal gucken, was er macht.

Er wird vermutlich den huf heben, wenn auch nicht viel. Aber das ist ein richtig guter Schritt, viele Pferde würden weglaufen, treten oder gar nichts machen. Dafür ganz viel loben, an der Schulter, am Bein.

Evt. suchst du dir ein "Lieblingsbein" raus und übst an dem besonders und neue Sachen zuerst.

Erstmal reicht es, wenn er alle Vieren kurz anhebt. Dann verlangst du, dass er sie länger in der Luft ehält, indem du erst lobst, wenn er es ein, zwei Sekunden länger oben hatte. Setzt er früher ab, frag nochmal.

Irgendwann kannst du den huf dann auch auf die flache, geöffnete (!) Hand legen. Nicht festhalten, das löst ganz schnell Panik aus.

Setzt ihn dann auch zügig wieder ab, bevor es anfängt, ihm unangenehm zu werden (alles, was ein bisschen unangenehm ist (und das ist Hufegeben nämlich, nimmt ihm nämlich jegliche Möglichkeit zur Flucht), hört ja schnell wieder auf ;-) ). Aber nicht fallen lassen, sondern ruhig abstellen.

Das dauert alles lange und braucht Geduld.

Wenn ihr das alles aber nach 'ner Zeit könnt, ist das schon ein großer Vertrauensbeweis. dann klappt das Wegführen von der Herde sicher auch besser.

Aber er steht eindeutig noch unter "Welpenschutz", das ist auch gut so! Lass ihm den bitte und mach das nötigste in Anwesenheit der Herde.

Zuviel mit ihm zu machen und das auch noch allein, würde ihn nur verunsichern.

Ein Jährling ist sowohl vom Knochenbau als auch vom Gehirn total unausgewachsen. Ein denkbar schlechtes Timing, jetzt mit anspruchsvolleren sachen wie Bodenarbeit anzufangen, denn das kann er noch gar nicht aufnehmen.

Grüße und viel Glück

Kati2295  12.06.2011, 23:43

sehr sehr sehr gut erklärt ! dh !

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lass ihn doch einfach mal in der halle laufen. aber pass auf dass du der boss bist. viel bodenarbeit hilft auch das vertrauen aufzubauen.

Ein Join-up ist weder für ein Jährling noch für ein ausgewachsenes Pferd etwas. Es ist massive psychische Gewalt!! Du versetzt Dein Pferdchen in todesangst!!! Er schließt sich nicht an, weil er Dir vertraut, sondern weil er überleben möchte. Ein Pferd ist nur in der Herde sicher, Du nimmst ihm die Herde, scheuchst ihn im Kreis herum oder einfach nur von Dir weg. Er ist allein und muss sich unterordnen. Ist es das, was Du willst? Bitte lasst endlich die Finger davon. Zuerst würde ich an Deiner Stelle anfangen, mich in die Fohlenherde zu begeben. Werde ein Teil davon, grase mit ihnen, nehme Kontakt auf. Fange an ihn überall zu berühren, mache ihn mit Putzzeug und Halfter vertraut, streichel seine Läufe ab, versuche einen Huf zu heben. Lass ihm ruhig noch ein wenig die Geborgenheit und gehe nur kurz mit ihm weg (in Sichtweite der Herde). Wenn Du merkst, dasß er langsam Vertrauen bekommt, dann kannst Du versuchen, ihn wegzuführen. Lasse die Herde jedoch noch in Sichtweite. Überforde ihn nicht, sonst hast Du es nachher um so schwerer. Nehme Dir viel Zeit und habe Geduld, dann läuft alles wie von selbst.

Likit  06.03.2011, 16:40

Hi, join up ist ein natürlicher vorgang innerhalb einer Pferdeherde. auch dort werden zu aufmüpfige pferde verscheucht bis sie aus angst sich ergeben und wieder der herde anschließen wollen. bitte vor so einer äußerung mal eine echte herde beobachten. aber es muss ja auch nicht jeder join up machen. lg

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MaxundWilli  06.03.2011, 16:50
@Likit

Ich habe 3 eigene Pferde am Haus, genügend Zeit, um sie zu beobachten und mit ihnen zu arbeiten. Es geht hier nicht darum, ob eine Stute ihr Fohlen wegschickt, wenn es sich nicht ordentlich verhält. Es geht darum, ob ein Pferd von einem Menschen einfach herumgescheucht werden sollte. Es gibt andere, viel bessere Methoden das Vertrauen eines Pferdes zu gewinnen. ICH möchte ein sanfter Führer sein, dazu brauche ich nicht diesen ganzen Schnickschnack, sondern nur Konsequenz, Ruhe, Liebe zum Tier, Einfühlungsvermögen und Zeit. Bei so einem kleinen Schieter erst recht!!!

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little0cookie  08.03.2011, 13:50
@Likit

Likit,

ein Join Up ist KEIN natürlicher Vorgang in einer Pferdeherde.

Erstmal natürlich, weil sich Pferde nie freiwillig in einem geschlossenen, runden und blickdichten Raum aufhalten würden.

Der würde ihnen jegliche Möglichkeit nehmen, sich zu orientieren. Pferde haben ein Sichtfeld von 360°, welches sie auch nutzen müssen, um feinde rechtzeitig zu erkennen. Im Roundpen können sie das nicht.

Zudem flüchten Pferde immer gradlinig - logisch, für den gleichen Abstand zum Feind brauchen sie weniger Weg, als wenn sie einen Bogen laufen würden.

Schon die Kulisse ist unnatürlich für Pferde.

und dann das Verhalten des Wesens in der Mitte.

Das wesen treibt und treibt, obwohl das Pferd rennt. Wenn Pferde sich untereinander treiben, treiben sie so lange, bis sie meinen, dass das Pferd weit weg genug ist - die warten da nicht auf einen gesenkten Kopf, enger werdende Kreise und Lecken. Wenn der "Eindringling" weit genug weg ist, lassen sie auch von ihm ab. Das sieht man auch kurioser Weise sehr gut in den Bildern, die von Stern TV oder sonst was in den ganzen MR-Dokumentationen genutzt werden, um das Join Up zu begründen. Naja, knapp daneben ist auch vorbei ;-)

Das Join Up löst beim Pferd durch die oben genannten Gegebenheiten des Round Pens und das Verhalten des Raubtiers, was da in der Mitte steht und durch das dauernde Treiben verdeutlicht "Ätschibätsch, ich jag dich, solange ich will, du kommst her nicht weg!", ernormen stress aus. Der führt dann irgendwann zu diesem Adrenalinstoß, der dazu führt, dass das Pferd sich "ergibt" -> Kauen, lecken, Kopf senken, engere Kreise.

Die Pferde befinden sich dann aufgrund dieses enormen Stresses in einer richtigen Schockstarre und lassen dann alles mit sich machen.

Join Up ist weder natürlich noch gewaltfrei. Und Nachplappern ist auch nicht gern gesehen. und tut auch nicht gut, wie man sieht.

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DracoFan  06.01.2015, 19:05
@little0cookie

Ich würde das Join Up auch mit keinem Fohlen machen, aber damit, dass es angeblich unnatürlich ist, hast du nicht recht. Dass ein Pferd einen Sattel auf dem Rücken hat, ein Gebiss im Maul, Hufeisen, Springreiten, dass es auf einer eingezäunten Weide steht,dass es angebunden wird, dass es geimpft oder operiert wird, dass es in einer Halle läuft, dass es in einem Transporter gefahren wird... Das ist um einiges unnatürlicher als ein Join Up. Eine Leitstute übt auch Druck auf ein Pferd aus, dass nicht hört und lässt es erst wieder zu sich, wenn sie Zeichen der Unterwürfigkeit erkennt. Ich trainiere Pferde auch mit Join Up und anderen Horsemanship Methoden und hatte bis jetzt nur sehr gute Erfahrungen und verdammt enge Bindungen zu den Pferden. Ohne, dass es eingebildet klingen soll, aber man sieht wirklich, dass blindes Vertrauen besteht.

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westernriding  06.03.2011, 18:44

wie süß : "grase mit ihm " , das möchte ich zu gern sehen, lass es dir schmecken !! Aber Spaß beiseite, du hast völlig recht mit dieser Art mit dem Jüngling umzugehen. So wird er bald Vertrauen fassen und irgendwann ein vertrauensvolles sicheres Pferd werden. Und Max und willi hat absolut recht, lass die Finger vom Join up

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also das mit dem spazieren gehen würde ich lassen, da es für ein so junges pferd schlimm ist von der herde wegzu müssen. Aber du kannst ihn ja auf eine koppel bringen wo ihn nur ein zaun von den anderen trennt, um ihn dann zu putzen und ihn an das halfter zu gewöhnen. theoretisch kannst du joinn up mit ihm machen, aber wie du schon gesagt hast die biegung ist in den wachstumsphasen nicht sehr gut. ich würde mit dem hoin up warten bis er zwei jahre alt ist :D da hat er nämlich eine wachstumspause(ist eig. bei jeder pferderasse so). aber durch das putzen baust du auch schon viel vertrauen auf und es tut dem fell gut:D. gib ihm aber keine leckerlies aus der hand sonst gewöhnt er sich schnell das schnappen nach händen an:D. Viel Spaß LG Leo

Mach mit ihm Bodenarbeit, dann lernt er dich kennen und akzeptiert dich auch als Ranghöchste/r. Join up ist dafür eine gute Idee, es muss ja nichst zwangsläufig im Round-pen sein, du kannst es auch in der Halle oder auf dem Platz machen,das kann aber ziemlich anstrengendfür dich werdenn, da er da mehr Platz hat.

Plattschnacker  06.03.2011, 20:49

Bodenarbeit, Join up mit einem Jährling? Kein guter Rat.

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Amenna  26.04.2011, 15:51
@little0cookie

Und Bodenarbeit mit einem Jährling kannst du total vergessen. :/

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