Geht das Join up - welches umstritten ist (falsches Verhalten) auch ohne Quälerei (Willen brechen)?

5 Antworten

Es ist halt die Frage, ob man es richtig macht.

99% der Menschen machen keinen Join Up, sondern einen "Force up" (wie ich es nenne).

Ein klassischer Join Up und zwar richtig (!!) ist keine Gewalt oder Qual für das Pferd, im Gegenteil.

Falsch: Pferd im Pen jagen und rennen lassen, bis es kapituliert und sich unterwirft.
Richtig: Das Pferd in Richtung und Geschwindigkeit kontrollieren und warten, bis es sich anschließen kann.

Ich habe ein Pferd mit wenig Selbstvertrauen, einer schweren Vergangenheit und mit der Einstellung "mit Menschen habe ich abgeschlossen" gekauft vor vielen Jahren.

Das Tier ging mit mir mit, hat alles getan, aber nicht, weil es das wollte, sondern weil es gelernt hat: "Sonst kommen Konsequenzen".

Diese erlernte Hilflosigkeit habe ich mit einer Join Up Methode "behandeln" können. Ich habe das Tier eine halbe Runde im Roundpen geschickt (Schritt, Trab, Galopp, was er angeboten hat), dann abwenden lassen und in die andere Richtung, eine halbe Runde.
Das Spiel haben wir 2x gemacht, dann habe ich aufgehört und bin stehen geblieben. Am Anfang hat es geschlagene 5 Minuten gedauert, ehe das Tier überhaupt einen Schritt in meine Richtung gemacht hat.
Wir haben die Intervalle dann alle 3 Tage erhöht (die Übung macht man eh nicht täglich!), aus der halben Runde wurde eine Runde, dann mal 2 Runden, etc.

Inzwischen ist dieses Pferd wieder so gerade aus gerichtet, dass er auf Zuruf zu mir kommt, entspannt und ruhig ist in Menschennähe, sich anfassen lässt etc.

Join Up darf NIEMALS mit Gewalt oder zu viel Druck gemacht werden, das Pferd darf nicht halb zu Tode zentrifugiert werden im Pen. Ein Roundpen bringt für uns Menschen viel Macht mit, da das Tier sich uns nicht entziehen kann.
Richtig gemacht, ist es für das Pferd aber durchaus eine (von vielen) Hilfe, denn Pferde wollen sich unterordnen können, das bringt Sicherheit.

Join up basiert darauf, dass das Pferd in einer begrenzten Umgebung ohne Möglichkeit zur Flucht gefangen wird, bis es bereit ist, sich dem Menschen anzuschließen. Die Methode zielt darauf ab, den Willen des Pferdes zu brechen, um eine Bindung herzustellen. Es gibt viele alternativen um Vertrauen aufzubauen die auf positiver Verstärkung, Geduld und Kommunikation basieren, anstatt auf Dominanz und Kontrolle. Positive Verstärkung und Clicker-Training sind eine gute Alternative :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrung seit 2016, Training pro Pferd 🐴
Geht das Join up - welches umstritten ist (falsches Verhalten) auch ohne Quälerei (Willen brechen)?

Nein

Kurzfassung: ein Pferd sollte in Gegenwart von Menschen keine (Todes)Angst habe müssen, schon gar nicht in Form einer "Trainingsmethode".

Es gibt kein Allheilmittel für traumatisierte Pferde. Pferde haben unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Erlebnisse im Gepäck, reagieren unterschiedlich auf unterschiedliche Menschen, Dinge - darauf ist individuell einzugehen. Wie hier schon richtig geschrieben wurde, muss das Pferd zur Lösung von Problemen natürlich an diese heran geführt werden. Dazu ist sicher manchmal auch ein gewisses Maß an (vorsichtigem) Druck nötig, jedoch sind die Grenzen des Pferdes stets zu respektieren und nicht einfach drüber zu bügeln.

Sich Zeit nehmen, auf das Pferd eingehen, mit Sachverstand zuhören und hinschauen, in seinem Tempo die Grenzen erweitern, nicht über-/aber auch nicht unterfordern, verlässlich, geduldig und konsequent sein, dann bekommt man auch mit vielen traumatisierten Tieren wieder eine gute Pferde-Mensch-Basis zustande.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Honeysuckle18  23.04.2023, 12:58

Danke für diese hervorragende Antwort - besser geht nicht...;)

Möchte morgen auch noch etwas unter der Frage beitragen, weil wichtiges Thema...

1

Mit Geduld und Verständnis. Manche aber werden nie wieder Vertrauen fassen.

Join Up ist extrem gewalttätig, es stellt das Pferd vor die "Entscheidung" zu rennen, bis es tot umfällt, oder sich dem Menschen zu ergeben. Und ja, ergeben ist hier das richtige Wort.

Je nach Trauma gibt's vielfältige Herangehensweisen. Alle guten beruhen darauf, das Pferd zwar in seiner Wohlfühlzone zu belassen, es aber immer wieder in Richtung der problematischen Thematik zu führen. Nur so viel, wie das Pferd bereit und fähig ist, sich drauf einzulassen. So kann man nach und nach die Komfortzone ausweiten und das Pferd lernt, dass der Mensch ihn zuhört, auf sein Befinden Rücksicht nimmt und ihm in seiner Anwesenheit nichts geschieht.

Das ist ein riesen Thema und natürlich jetzt nur allgemein und sehr grob heruntergebrochen, aber es ist mehr als schwer, einem Laien das zu erklären.