Weshalb kann ich nicht trauern?

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Es könnte mehrere Gründe haben

  • Du bist nicht der Typ, der in der Vergangenheit lebt, sondern deinen Blick immer nach vorne gerichtet hat.
  • Du bist gläubig und glaubst, dass dein Bruder es jetzt dort besser hat, wo auch immer er sein mag.
  • Dir fehlen die entsprechenden Botenstoffe im Körper (da kenne ich mich aber nicht mit aus).
  • Du trauerst aus Trotz nicht. Dir kommt es so vor, als ob alle Welt von dir verlangen würde, dass du trauern sollst. Wenn du jetzt trauern würdest, dann käme es dir so vor, als würdest du der Sitte nach trauern und nicht, weil es dein innerstes Gefühl repräsentieren würde.
  • Du trauerst aus Höflichkeit nicht. Wenn zum Beispiel der Tod deines Bruders deine Mutter schwer getroffen hat, willst du ihr vielleicht zeigen, dass sie bei dir Halt finden kann, dass du stark bist und bleiben willst
  • Damit verbunden auch die Möglichkeit eines gewissen Stolzes. Trauer zu zeigen, heißt für manche vielleicht Schwäche zu zeigen. Trauerst du nur vor anderen nicht oder generell nicht?
  • Vielleicht trauerst du sogar, es ist dir nur nicht bewusst. Trauern heißt nicht unbedingt weinen. Es gibt unterschiedliche Wege, um zu trauern. Vielleicht denkst du zum Beispiel einfach nur oft an ihn und das ist deine Art zu trauern.
  • Eine andere Möglichkeit ist, dass du absichtlich deinen Zeitplan so zufrachtest, dass du möglichst gar nicht in die Situation kommst, trauern zu können. Du willst also gar nicht trauern.

Vielleicht kommt das noch.

Habe mit 12 meinen Vater verloren und wirklich getrauert erst mit 15 ...

Sowas braucht seine Zeit das zu verarbeiten manchmal kann sich das über Jahre ziehen und dann knallt es richtig.

Du könntest auch zu einem Psychotherapeuten gehen der das Thema mit dir angeht. Vielen hilft das.

Trauer ist etwas, das jeder Mensch ganz individuell erlebt. Dafür gibt es auch keine "Vorschriften", und wenn man anders als andere trauert, braucht man kein schlechtes Gewissen haben. Mich hat der Tod meiner Mutter vor zwei Monaten hart getroffen, aber sehr bald hatte ich auch schöne Momente, wo ich an sie dachte und befreit lachen konnte. Vor allem - ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es ihr "gut geht", wo sie jetzt ist, und sie hat mir auch Zeichen geschickt da bin ich mir sicher. Andere Trauerfälle hab ich wiederum ganz anders überstanden - es hat also nicht nur jeder Mensch eine andere Art zu trauern, sondern es ist auch so, dass man um jeden Verstorbenen anders trauert. Konkret bei Dir kann ich mir vorstellen, dass ihr auch über den Tod hinaus eine Art Beziehung habt und Du deshalb nicht weinst. Dann würde ich das sehr schön und positiv empfinden. Es könnte aber auch sein, dass Du seinen Tod verdrängst. Darüber solltest Du nachdenken, und Dir ganz ehrlich eine Antwort darauf geben. Es ist nämlich so, dass Dich das sonst einmal einholt - denn Trauer kann man nicht wegschieben, sie muss stattfinden - so oder so. Alles Gute Dir!

kann damit zusammenhängen, wie Deine Eltern drauf reagiert haben. Wenn z.B. Deine Eltern ihre eigene Trauer sehr stark gezeigt haben (etwa indem sie Gedanken äußern, dass die Welt einstürzt, dass das Leben keinen Sinn mehr hat ohne den Sohn, evtl. von Suizid in Erwägung ziehen) könnte es sein, dass Du das Gefühl hattest Du müsstest jetzt stark sein, Du dürftest nicht auch noch trauern, weil das sonst für die Eltern "zu viel" wird.

Aber es kommen auch tausend andere Gründe in Frage. Sprich am besten mit einem Psychologen darüber (Systemische oder tiefenpsychologische Fachrichtung)

Um zu trauern muss man los lassen....vielleicht hast Du das noch nicht getan.
Dazu muss man akzeptieren, dass die geliebte Person nicht mehr da ist.
Das ist nicht immer leicht, gerade wenn man sich so nahe war.

Aber nichts stirbt, was in Erinnerung bleibt. Er ist zwar von Dir gegangen, aber nicht aus Deinem Herzen....so ist vielleicht ja tatsächlich ein Teil von ihm immer noch bei Dir.