Wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein?


27.03.2024, 17:42

nicht ersichtlich* habe gehört, dass das dort nämlich nicht aufgeführt wurde.

7 Antworten

 in den frühsten Manuskripten ersichtlich?

Nein. Die Frage hast du bereits vor einem Monat gestellt: warum schon wieder?

Die Perikope über Jesus und die Ehebrecherin steht im Johannesevangelium in den Versen 7,53 bis 8,11.

Sie gilt als nachträglich hinzugefügt, da sie in den ältesten Manuskript gar nicht enthalten ist und in anderen als eingeschoben markiert wurde.

fehlt sie in vielen Handschriften, darunter den ältesten des Johannesevangeliums, weshalb die meisten Gelehrten übereinstimmen, dass sie im ursprünglichen Johannesevangelium nicht enthalten war

https://de.wikipedia.org/wiki/Jesus_und_die_Ehebrecherin

Auch sonst zeigt der Text eine nachträgliche Bearbeitung und somit eine längere Entstehungsgeschichte:

Mit dem Joh haben wir eine Schrift vor uns, die deutliche Spuren eines längeren Wachstumsprozesses trägt. Die Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin (7,53-8,11) fehlt in der ältesten Textüberlieferung. Sie trägt gänzlich unjohanneische Züge und ist sicher später eingefügt worden. Auch die Notiz in 4,2, dass nicht Jesus, sondern seine Jünger tauften, dürfte eine spätere Korrektur sein

https://www.bibelwissenschaft.de/ressourcen/bibelkunde/bibelkunde-nt/johannesevangelium-joh

MenschDNA 
Fragesteller
 27.03.2024, 17:48

bedeutet das aber nicht, dass das neue Testament bzw. Jesus den Strafbefehlen des AT auf keiner Weise widerspricht?

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Mayahuel  27.03.2024, 17:50
@MenschDNA
den Strafbefehlen des AT

Christen nehmen auch sonst an, dass die Gebote des AT nicht für sie gelten.

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Mayahuel  27.03.2024, 17:58
@MenschDNA

das wird unterschiedlich begründet.

Thomas Bänziger:

Die Speisegebote hat Jesus selbst abgeschafft, indem er alle Lebensmittel für kultisch rein erklärte (vgl. Markus 7,19). Auch die Reinheits-, Judizial- und Zeremonialgesetze sind für uns nicht mehr gültig.
Schon bei Paulus wird beispielsweise im Galaterbrief sichtbar, dass das Einhalten der Tora die kulturelle Eigenart jüdischen Lebens und keine Heilsnotwendigkeit darstellt.
Beim Apostelkonzil wird den Heidenchristen nur die Enthaltsamkeit gegenüber Götzen und Unzucht aufgetragen (Apostelgeschichte 15,20).
Es existiert tatsächlich eine Faustregel: Die ethischen Gebote, Gottes Standard fürs Leben, bleiben durch beide Testamente hindurch gleich. Ich sprach von Jesu Auslegung der zehn Gebote durch Jesus.
Es ist kein Zufall, dass auch die evangelischen Katechismen die zehn Gebote behandeln. Die ethischen Gebote als Wegweisung zu gelingendem Leben bleiben bestehen.

https://www.erf.de/lesen/themen/glaube/die-bibel-jesu-lieben-lernen/2803-542-7176

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Wenn das israelische Gericht einen Menschen zur Steinigung verurteilte, dann mußte das umgesetzt werden. Ansonsten würde man sich als "Henker" selber schuldig einer schweren Sünde machen, worauf auch der Tod steht.

Käme jemand und würde die Steinigung verhindern, sei es durch Gewalt oder mit Worten, die die Gesetze der Torah ignorieren, muß er nach den Gesetzen der Torah sofort sterben.

So waren damals die Gesetze und sie wurden auch umgesetzt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
MenschDNA 
Fragesteller
 27.03.2024, 20:45

Genau richtig!

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Das ist eine gute Frage, in der ich dir Recht gebe. Interessanter Weise fehlt dieses Zitat in alten Handschriften, die gefunden wurden. Sogar die ganze Begebenheit ist in diesen nicht aufgezeichnet.

In den ältesten maßgeblichen Handschriften ist Joh 7:53 bis 8:11 nicht enthalten. Offensichtlich wurden diese zwölf Verse dem ursprünglichen Text des Johannesevangeliums später hinzugefügt. (Siehe Anh. A3.) Sie erscheinen weder im Papyrus Bodmer II (P66) und Papyrus Bodmer XIV, XV (P75), den ältesten verfügbaren Papyri mit dem Johannesevangelium (beide aus dem 2. Jh.), noch im Codex Sinaiticus und im Codex Vaticanus (beide aus dem 4. Jh.). Das erste Mal kommen sie im Codex Bezae vor, einer griechischen Handschrift aus dem 5. Jh. Ansonsten sind sie in keiner griechischen Handschrift vor dem 9. Jh. zu finden. Die Passage fehlt auch in den meisten frühen Übersetzungen in andere Sprachen. In einer Gruppe griechischer Handschriften steht sie am Ende des Johannesevangeliums, in einer anderen Gruppe findet man sie nach Luk 21:38. Die Tatsache, dass dieser Text in verschiedenen Manuskripten an unterschiedlichen Stellen erscheint, stützt zusätzlich die Annahme, dass er unecht ist. Die überwiegende Mehrheit der Textforscher ist sich darin einig, dass die Passage nicht zum ursprünglichen Text von Johannes gehörte.

nwtsty Johannes: Studienanmerkungen zu Kapitel 7

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Fortlaufendes Studium
Mayahuel  28.03.2024, 09:53

und hier die Quelle zu deinem Text:

https://wol. jw .org/de/wol/d/r10/lp-x/1001070675?q=johannes+4%3A5-15&p=par

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Ist dieser Satz in den frühsten Manuskripten ersichtlich?

Nein.

In der ältesten überlieferten Variante (bei Papias) heisst der Satz auch anders: „Derjenige von Euch, der sich gewiss ist, selbst unschuldig zu sein in Bezug auf die Sünde, derer sie bezichtigt ist, lasst ihn gegen sie aussagen mit dem Beweis, dass er selbst [unschuldig] ist.“

weil dann würde Jesus doch den Strafbefehlen im AT nicht widersprechen?

Er setzt sich auch an anderen Stellen oft genug über die mosaischen Gesetze hinweg.

Diese Passage wurde später ins Johannesevangelium eingefügt. Es spiegelt den Streit innerhalb der christlichen Sekte wider, was denn nun noch von den jüdischen Gesetzen Gültigkeit haben soll.

Dabei waren die Aussagen von Jesus nun mal ziemlich eindeutig.