Wenn man nur Fakten auswendig lernt,aber nicht versteht,was liegt eher vor(s.Umfrage)?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

anderes 94%
intellektuelle Behinderung 6%
Lernbehinderung 0%

7 Antworten

anderes

Lass mich sehen, ob ich verstanden habe, was du meinst.

Ich glaube, du meinst mit deiner Frage eine Situation, wo jemand wirklich lernen will, und auch erfolgreich Fakten auswendig lernt, trotzdem aber Probleme mit dem Verständnis von Zusammenhängen und Ursachen hat?

Also, es gibt ja in der Schule immer diese Transferaufgaben: da soll man die (auswendig) gelernten Fakten dann auf einen unbekannten Zusammenhang anwenden.

Zum Beispiel: man lernt im Biologieunterricht vom Insulin und wie die Ausschüttung von Insulin im Körper geregelt ist. Und dann gibt es in der nächsten Arbeit 2 Fragen über Insulin, die man mit auswendig Lernen einfach beantworten kann. Und dann gibt es eine 3. Frage über ein anderes Hormon, das im Unterricht nie behandelt wurde. Und man muss dann erkennen, dass die Regelung der Hormonausschüttung ganz ähnlich funktioniert und die gelernten Prinzipien auf die neue Situation übertragen - ist es das, was du mit "verstehen" meinst?

Dann hier meine Antwort: wenn jemand Fakten lernt aber nicht versteht, dann ist das möglicherweise ein Symptom einer Lernbehinderung oder einer Neurodivergenz. Eventuell ist es aber auch nur Folge von Desinteresse, einem Missverständnis oder einer schlechten Lehrmethode.

"verstehen" und "Fakten lernen" sind auch ziemlich schwammige Kategorien. Für sich alleine genommen ist damit keine Diagnose möglich, man muss den Fall umfassender betrachten.

Bonzo240195 
Fragesteller
 17.08.2023, 14:34

Transfer kann ich leider nicht. Darf ich ein Beispiel nennen?

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Schemset  17.08.2023, 15:27
@Bonzo240195

Sicher. Aber ich glaube ehrlich nicht, dass du eine Lernbehinderung hast. Meiner Einschätzung nach ist dein Hirn nur ein bisschen unkonventionell strukturiert, dein IQ insgesamt aber eher überdurchschnittlich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du Strategien finden kannst um diese fehlende Transferleitung zu kompensieren.

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anderes

Ich versuche es auch mal an einem Beispiel. Eine ehemalige Chefin (Typ Managerin, großes Verständnis von Zahlen, Daten, Fakten, aber nicht fähig, jemanden intuitiv einzuschätzen) von mir hatte mir seinerzeit gesagt, dass sie künftig mehrere Kurse besuchen möchte, um den empathischen Umgang mit anderen Menschen zu lernen bzw zu verbessern und auch viel darüber zu lesen. Als sie von einem dieser Kurse zurück kam, sagte sie ernsthaft zu mir, sie hätte auf diesem Kurs nun gelernt, dass man seine Mitarbeiter mit mehr Lob zur Arbeit animieren sollte. Beim nächsten kopierten Blatt Papier, das ich ihr auf den Tisch legte, hat sich mich überschwänglich über den grünen Klee gelobt. Zum Verständnis, da war ich schon gut 5 Jahre bei ihr und das Kopieren von Unterlagen gehörte von Anfang an zu meinen Aufgaben. Ich glaube, ich habe sie ziemlich ungläubig angeschaut. Für andere erledigte Aufgaben, die weitaus komplizierter waren, hatte sie sich nämlich vorher nie bei mir bedankt. Damit möchte ich sagen: einerseits ist es schön, wenn man versucht, bestimmte Fakten zu lernen, aber wenn man sie emotional, gedanklich, menschlich, vom Verständnis her nicht umsetzen kann, dann kann das eine Lernschwäche sein, es kann eine Blockade sein, es kann sein, dass einem die Empathie fehlt. Manche Dinge im Leben kann man in der Theorie lernen oder versuchen, sie zu lernen, aber wenn man nicht das Fingerspitzengefühl hat oder das Verständnis im Kopf, dann wird man es nicht umsetzen und anwenden können.

anderes

Maximal eine Lernbehinderung, aber auch die muss nicht zutreffen!

Der durchschnittliche IQ liegt bei 85-115. Bei einem IQ von 70-84 spricht man von einer Lernbehinderung.

Die Intelligenzminderung bei einer geistigen Behinderung unterteilt sich nochmal in vier Stufen:

  • 50-69 -> leichte Intelligenzminderung
  • 35-49 -> mittelgradige Intelligenzminderung
  • 20-34 -> schwere Intelligenzminderung
  • unter 20 -> schwerste Intelligenzminderung

Bei einer geistigen Behinderung können weitere Entwicklungsstörungen wie z. B. im Spracherwerb, bei der Motorik oder im Sozialverhalten vorhanden sein, während die Lernbehinderung vor allem zu bemerken ist, wenn die Menschen etwas neues Lernen sollen z. B. im Kindergarten oder in der Schule.

Wenn Menschen nur den Anforderungsbereich 1 (auswendig gelernte Dinge wiedergeben) beherrschen, aber nicht die Anforderungsbereiche 2 (eigenständige Anwendung von Gelerntem) & 3 (selbstständige Urteilsbildung), dann haben sie Probleme damit Zusammenhänge herzustellen und sich eine eigene Meinung zu bilden.

PS: Die intellektuelle Behinderung ist ein Euphemismus zur geistigen Behinderung. Sie wird vorwiegend von medizinischen Fachkräften, welche so gut wie immer selber keine Behinderung haben, genutzt.

Geistig behinderte Menschen kämpfen darum, dass ihnen ihre Bezeichnung bestehen bleibt und NICHT durch einen Euphemismus ersetzt wird.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity
Bonzo240195 
Fragesteller
 17.08.2023, 15:54

Was spricht gegen intellektuelle/geistige Behinderung in dem Fall?

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Selkiade  17.08.2023, 20:24
@Bonzo240195

Weil diese sich nicht nur durch Lernprobleme bemerkbar macht, sondern das nur EIN Symptom ist.

Bei einer geistigen Behinderung sind weitere Entwicklungsstörungen wie z. B. im Spracherwerb, bei der Motorik oder im Sozialverhalten vorhanden.

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anderes

Die Realität ist voller Widersprüche. An die kann man sich gewöhnen und sie sogar für sich nutzen, aber wirklich verstehen kann man sie nicht.

Selbst bei den Naturwissenschaften kommt man schnell an einen Punkt, an denen man das "wie" perfekt erklären kann, aber das "warum" im Dunkeln bleibt.

anderes

Es liegt möglicherweise fehlendes Interesse vor. Man muss sich also Fakten merken, für die man sich nicht interessiert.

Gruß Matti