Was war zuerst, Menschensklaverei oder Tiersklaverei?
Hallo
Heute habe ich gelesen (und das Buch ging nicht um Veganismus oder dergleichen), dass die Tiersklaverei der Menschensklaverei folgte. Also dass der Mensch zuerst gefangene Menschen zB für Arbeiten "miss"brauchte, und dann erst Tiere.
Einerseits kam diese Folgerung für mich echt überraschend, andererseits, damals, als die Menschen noch Nomaden waren, waren Menschensklaven, zB Kriegsgefangene, nicht viel einfacher zu halten? Denn Tiere, die nicht mitkommen wollten, konnte man schlecht zwingen.
Was sind denn eure Gedanken hierzu?
Was gab es zuerst, und weshalb denkt ihr so?
LG
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7 Antworten
Wenn wir das von wissenschaftlicher Seite aus betrachten, gibt es den Menschen schon seit rund 300.000 Jahren. Das erste Tier, das der Mensch sich zu nutzen gemacht hat war der Wolf, vor höchstens 40.000 Jahren.
Wenn ich darüber nachdenke, glaube ich kaum, dass die Menschen ganze 260.000 Jahre nett zueinander waren, bis sie die ersten Tiere domestizierten. Sklaverei ist wohl so alt wie die Menschheit, nur nicht immer hatte man dafür einen Namen.
Erstmal, ich finde das eine ausgezeichnete Frage.
Trotzdem denke ich schon, dass Tierzucht vor der Sklaverei entstanden ist.
Man spricht oft von der "neolithischen Revolution" und fasst darin Ackerbau und Tierzucht zusammen - das halte ich für einen konzeptuellen Fehler, und die neuere Forschung macht das auch nicht mehr so.
Tatsächlich liegen etwa 5000 Jahre zwischen der Entwicklung der nomadischen Tierzucht und dem viel späteren sesshaften Ackerbau, und ich meine dass die Sklaverei dazwischen entstanden sein muss:
es ist für einen Jäger sehr natürlich, das Kalb einer erlegten Kuh zu mästen, anstatt es gleich zu töten. In guten Zeiten entsteht so schnell eine ganze Herde und damit ein Fortschritt gegenüber dem reinen Jägerleben.
Dieses Muster funktioniert auch für fremde Menschen - der Jäger tötet die Eltern aber versklavt die kleinen Kinder. Diese Kinder bekommen dann aber nicht die gute Fleischnahrung des Jägers, sondern nur Wurzeln und Grassamen etc. wie auch das Vieh. Schliesslich werden die Sklaven unter der Knute der Viehzüchter zum Ackerbau gezwungen, insbesondere zum Anbau von Viehfutter (Grasweiden für die Herde der Herren).
Wenn die Sklaverei VOR der Viehzucht entsteht seh ich die Schwierigkeit, wie der Jäger-Sklavenhalter sicherstellen soll, dass die Sklaven nicht revoltieren - er braucht dazu Leute, die immer die Sklaven bewachen, und überlegene Waffen. Diese Überlegenheit verschaffen ihm m.E. erst Pferde oder Elefanten: als Reiter oder Wagenfahrer ist der Viehzüchter seinen Sklaven so überlegen, dass Revolte oder Weglaufen sinnlos ist. Darum:
Erst etabliert sich Viehzucht inklusive Reiten, dann erst Sklaverei, und mit der Arbeitskraft seiner Sklaven beginnt der Viehzüchter dann aktive Weideverbesserung, Bewässerung und Ackerbau.
Man muss auch immer bedenken, dass Ackerbau nicht nur Pflanzen und Ernten bedeutet, sondern auch den Schutz des Ackers gegen wilde und zahme Tiere und gegen fremde Menschen. Die Sklaven graben um und pflanzen, die Sklavenhalter verteidigen die Äcker und halten die Herden auf Abstand.
Sklaverei ist etwas ganz anderes als Tierhaltung, denn ein Mensch ist kein Tier.
Tierzucht entstand in der Jungsteinzeit ab 10000 v. Chr. bei der Sesshaftwerdung des Menschen.
Sklaverei entstand erst später, in den Hochkulturen des Orients, ab 3000 v. Chr. In den primitiveren Verhältnissen der Steinzeit gab es weder Möglichkeit zu noch Bedarf an Sklaverei.
Der Mensch ist kein Tier? Ich denke, da würden dir 90% der deutschen Bevölkerung widersprechen.
Weshalb sollte man erst später Bedarf an Sklaven gehabt haben?
Wenn Du unter Tiersklaverei an die Nutzung der Tiere als Arbeitskräfte denkst, so denke ich, war das zuerst da.
In den antiken Hochkulturen war die Sklaverei weit verbreitet. Die altorientalischen Gesellschaften Mesopotamiens, Ägypten, Griechenland, Rom – die meisten dieser antiken Kulturen wären ohne die systematische Entrechtung und Ausbeutung der Sklavenschicht gar nicht denkbar gewesen.
Im antiken Griechenland führte die Sklaverei zu einer Entlastung der athenischen Bürger, die dadurch genügend Muße und Freizeit gewannen, sich um politische Belange zu kümmern und am demokratischen Gesellschaftswesen teilzunehmen. Und auch das Römische Reich war eine Sklavenhaltergesellschaft.
In der Blütezeit Roms standen 20.000 römischen Bürgern 400.000 Sklaven gegenüber, die in allen Lebensbereichen Arbeit ohne Lohn verrichteten.
https://www.planet-wissen.de/geschichte/menschenrechte/sklaverei/index.html
Aber dein Zitat hat damit sonderlich wenig zu tun?
Versucht nur die Sklaverei einigermassen zu rechtfertigen (:
Aber nicht zu ergründen, was es wieso zuerst gab
LG
Selbst Affen rauben "Frauen". Die benutzen sie zwar nicht als Sklaven, weil Affen nichts herstellen. Aber das war in unserer eigenen Geschichte die Urform der Sklaverei. Geraubte Frauen waren die ersten Sklaven. Diese Form der Sklaverei ist sehr viel älter als das erste gezähmte Tier.
Danke, so in etwa hab ich mir das vorgestellt, nur, dass ich mir zuvor darüber nie Gedanken gemacht habe, bis ich das im Buch so gelesen habe. (:
Zum Beispiel die Blutbrustpaviane in Äthiopien jagen sich gegenseitig die Weibchen ab.
Woher hast du das, mit den Affen, die Frauen rauben? Ich habe bis jetzt noch nichts dazu gefunden (: