Was versteht Epikur unter Freude?

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Epikur wollte seine Schüler zu einer Lebensführung anleiten, die ihnen zur Eudaimonie, zur Glückseligkeit eines gelungenen Lebens verhelfen sollte. Er verstand darunter die Freude eines ausgeglichenen Gemütszustandes. Eine fundamentale Abweichung der Epikureer von den anderen bedeutenden philosophischen Strömungen der Antike bestand allerdings darin, dass sie als Hedonisten die Lust zum höchsten Gut machten und mit der Glückseligkeit gleichsetzten (Hedoné heißt Lust, Freude).

Jedoch verstand Epikur unter einer optimalen Lust im philosophischen Sinne nicht wie der Hedonist Aristipp -  intensivstes sinnliches Vergnügen, sondern Schmerzlosigkeit und vollkommenen inneren Frieden (Ataraxie) als dauerhaften Zustand. Er lehrte, dieser Zustand sei durch vernünftige Einsicht, durch die Tugenden und durch Verzicht auf schädliche Begierden (z.B. Schlemmereien, wilde, exzessive Vergnügungen) zu erreichen. Man solle sich nur den natürlichen Begierden, und zwar eher maßvoll hingeben, sagte er. Der Neigung zur Unzufriedenheit setzte er seine Hochschätzung der Genügsamkeit entgegen. Allerdings sah er in der Tugendhaftigkeit keinen Wert an sich, sondern fasste sie nur als Mittel zur Lust auf. Beispielsweise stellte er fest, der Gerechte erfreue sich des größten Seelenfriedens (dieser stellt ja das höchste erreichbare Glück im Leben dar), während der Ungerechte von innerem Unfrieden erfüllt sei. Großes Gewicht legte er auf nüchterne Überlegung und auf die Überwindung der Furcht durch Einsicht. Zu den Ängsten, die zu beseitigen seien, zählt im Epikureismus insbesondere die Furcht vor unverständlichen, beunruhigenden Naturphänomenen und vor willkürlichen Eingriffen übermenschlicher Instanzen in das menschliche Schicksal. Der Überwindung der Götter- und Dämonenfurcht dient die epikureische Kosmologie und Theologie, der zufolge die Götter zwar existieren, aber menschlicher Beeinflussung durch Opfer oder Gebete unzugänglich seien und sich nicht für die Menschenwelt interessierten. Demnach gibt es keine göttliche Vorsehung; alle Vorgänge haben ausschließlich natürliche Ursachen, sie sind ausnahmslos auf die unablässige Interaktion zwischen den Atomen zurückzuführen (Epikur war ein atomistischer Materialist). Die Todesfurcht soll durch Verwerfung der Unsterblichkeitslehren zum Verschwinden gebracht werden: Da nach dem Tod nichts mehr folgt, also kein nachtodliches Leid zu befürchten ist, stellt er keine Bedrohung dar.

Damit standen diese Philosophen des Hedonismus natürlich im Widerspruch zu Platon, nach dessen Vorstellung die Seele nach dem Tod in ein Schattenreich eintaucht und geläutert wird, um dann in einem höheren Bereich die Unsterblichkeit zu erfahren. Im Gegensatz zu Platons Idealismus sind die Hedonisten empirisch orientiert, sie betonen die Bedeutung des Diesseits. Danach sind wir Menschen ein Stück Natur, wir leben eine Zeit lang und wir haben die Bestimmung, dieses Lebensintervall optimal zu gestalten

Im Unterschied zu dem Hedonist Epkur betont der Hedonist Aristipp mehr die sinnliche Seite der Lust: der Mensch sei erst dann wirklich glücklich, wenn er die höchste körperliche Lust empfindet (hier gibt es bei den Hedonisten Unterschiede: manche sagen, die geistige Lust (z.B. Anschauung eines Kunstwerkes) sei höher einzuschätzen als die „niedere“ körperliche Lust (s. z.B. John Stuart Mill).

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