Was sollten Erzieher eurer Meinung nach tragen dürfen und was nicht?

6 Antworten

Kinder sollen doch mit der Vielfalt unserer Welt umgehen lernen, schließlich werden sie in dieser bunten Welt groß und leben auch später in ihr.

Entsprechend ist es doch wunderbar, wenn sie auch bei ihren Erziehern erleben, wie unterschiedlich Menschen sich kleiden und dekorieren ....

Warum nur sollte so etwas verboten oder reglementiert werden? Das passiert sicher in vielen Elternhäusern - und genau deshalb ist es für die Entwicklung von Kindern so wichtig, außerhalb der Elternhäuser auch mit anderen Lebensgestaltungen, Lebensorientierungen und Lebensformen konfrontiert zu werden und diese als normal und selbstverständlich zu erleben.


Tasha  21.09.2021, 09:57

Weil die Erzieher Aufgaben haben. Einerseits soll sie ihre Kleidung oder ihr Schmuck dabei nicht behindern (mit Kindern spielen, Kindern beim Säubern etc. helfen) und andererseits sollten sie nicht als Persönlichkeit hervortreten mMn, sondern als Erzieher, der auch eine Persönlichkeit hat. Sie sind aber nicht da, um sich darzustellen, ihren Geschmack zu präsentieren etc. Das können sie in der Freizeit. Der Bankkaufmann darf auch nicht im Jogginganzug zur Arbeit kommen. Der Lehrer darf etwas legerer sein, genau wie der Erzieher, aber auch nicht im Gothicoutfit auftauchen. Warum sollte der Erzieher das dann machen? Dann kommt der Nächste in der Badehose, wenn es warm ist...

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dsupper  21.09.2021, 10:08
@Tasha

Kein Erzieher wird Kleidung oder Schmuck etc. tragen, der bei der Arbeit behindert.

Und Erzieher sind auch keine geschlechtslosen unpersönlichen Wesen, sondern jeder Erzieher ist eine ganz eigenständige Persönlichkeit mit individuellen Vorlieben, auch, was Kleidung etc. betrifft. Es sind KEINE Erziehungscomputer!

Und für mich ist es z.B. absolut wichtig, dass diese individuelle Persönlichkeit eines Erziehers auch tatsächlich gelebt wird!! Das hat nichts mit Darstellung oder Präsentation zu tun - sondern schlicht und ergreifend etwas mit Menschlichkeit.

Und prima dein Beispiel mit dem Bankkaufmann!!

Dass z.B. Bankkaufleute einen Anzug tragen, hat etwas damit zu tun, dass für ihren Beruf "Seriosität" ein ganz wichtiges Merkmal ist - und das wird auch durch die Kleidung verdeutlicht.

Das Hauptaugenmerk von Erziehern liegt darin, Kindern unsere Gesellschaft zu erklären, sie für diese Gesellschaft zu erziehen ..... "Einheitsbrei" brauchen wir in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen nun wirklich nicht - unsere Gesellschaft ist auch kein Einheitsbrei - sondern bunt und vielfältig und spannend. Und entsprechend darf es dann auch die Kleidung der Erzieher sein!!

Und selbstverständlich sollen auch Erzieher Badekleidung tragen, wenn sie mit den Kindern/Jugendlichen wilde Wasserspiele und Plantschereien veranstalten!!

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Solange die Erzieher respektvoll mit Kindern umgehen und sie nicht bloßstellen durch "vor den anderen Kindern auf dem stillen Stuhl sitzen müssen" oder ähnliches Maßnahmen, ist es mir egal, wie die rumlaufen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Hobbylektorin - "unerzogen" ist eine Lebenseinstellung

Zu all den von dir genannten Punkten: Ja auf jeden Fall, solange dadurch die Arbeit/ der Bewegungsspielraum nicht eingeschränkt wird.

Bei Piercings kann es passieren (naja bei Ohrhängern an sich ja auch) das ein Kind dort herumreißt und somit dem Erzieher körperlichen Schaden zufügt.

Bei ungeeignetem Schuhwerk/ ungeeigneter Bekleidung kann es passieren das man sich unnötig ärgert wenn dies verschmutzt wird (weil ein Kind Schlamm draufspeitzt oder Knete/ Erbrochenes/ sonstwas drauf landet. Bei Schuhen kann es passieren das man darin keinen Halt hat, die Sohle rutschig ist oder man dauernd darauf achten muss wie man läuft um nicht umzuknicken.

Da wäre also leicht zu reinigende Bekleidung sinnvoller die auch mal verschmutzen darf.... und Schuhe die einen sicheren Halt geben (auch wenn man mal plötzlich sprinten oder springen muss).

Bunte Haare.... was soll daran schon tragisch sein? Wieviele Eltern, Großeltern färben sich die Haare? Na eben, recht viele. Nur sieht man das nicht bei allen. Die einen blondieren ihre Haare oder färben sie zu einer völlig anderen Farbe. Da ists doch schnurz ob schwarz, rot, blond oder bunt.

Bei den Frisuren ists ebenso. Man sollte dabei nur eben daran denken das sie praktisch sein "könnte" weil der Arbeitsalltag mit Kindern durchaus auch mal sich auf die Haare auswirkt.

Symbole: Da ists wie in jeder anderen Firma auch.... Hetzende Symbolik wird nicht gern gesehen. Alles andere ist schnurz. Nur, kommts dann noch auf den Träger der Einrichtung an. Ists ein kirchlicher Träger, wären "anti-religiöse" Symbole eher nicht so günstig.

Tattoos: absolute Privatsache.

Was will man Kindern beibringen? Das Individualität gut ist. Das die Entwicklung eigener Bedürfnisse/ eigener Ziele/ Interessen gut ist.

Wie erreicht man das? Indem diese Vielfältigkeit vorgelebt wird

Ich würde sagen, relativ neutral mit persönlicher Note.

Bei Piercings bin ich mir nicht sicher - kann man darin hängen bleiben, wenn man jemandem sehr nahe kommt? Dann würde ich die zum Arbeiten eher ablegen. Tattoos sollten okay sein. Bunte Haare - warum nicht?

Gothic - wenn man so geschminkt ist, dass das Kind Angst bekommen könnte, eher nicht. Das ist mMn auch eher ein Freizeitkleidungsstil.

Ausschnitt - es gibt Kleinkinder, die Frauen an den Busen fassen, weil der sie an ihre Babyzeit erinnert. Das dürften die meisten Frauen nicht so toll finden.

Religiöse Symbole . gehören mMn auch eher in die Freizeit, aber jeder denkt wohl darüber anders. Einige meinen, man würde ihre Identität beschneiden, wenn sie keine religiösen Symbole im Beruf tragen dürfen. Ich persönlich würde sagen, das ist kein Problem, weil man sich ja in der Freizeit auslebt und im Beruf professionell ist. Es könnte aber sein, dass sich einige Kinder wohler fühlen, wenn z.B. eine Erzieherin auch ein Kopftuch oder so trägt.

Grundsätzlich denke ich: Man lebt sich in der Freizeit aus, seine Religion, seinen persönlichen Kleidungsstil, seine Vorliebe für Schmuck und Schminke (Gothic etc.).

Keiner kann sich eine aufgedonnerte Erzieherin im Abendkleid oder einen Erzieher im Smoking vorstellen. Warum sollte dann einer im Gothicstil oder übertrieben religiös daher kommen? Die Persönlichkeit sollte schon zu sehen sein, man muss sich nicht verstecken, die Kleidung aber praktisch (kleine Kinder können sich mal übergeben oder so) und dezent sein, also die Persönlichkeit dem Kind nicht durch Kleidung, Schmuck, Schminke, religiöse Symbole, Frisur etc. entgegen schreien.


dsupper  21.09.2021, 10:11

Erzieher sind auch keine geschlechtslosen unpersönlichen Wesen, sondern jeder Erzieher ist eine ganz eigenständige Persönlichkeit mit individuellen Vorlieben, auch, was Kleidung etc. betrifft. Es sind KEINE Erziehungscomputer!

Für mich ist es z.B. absolut wichtig, dass diese individuelle Persönlichkeit eines Erziehers auch tatsächlich gelebt wird!! Das hat nichts mit Darstellung oder Präsentation zu tun - sondern schlicht und ergreifend etwas mit Menschlichkeit.

Die Hauptaufgabe von Erziehern liegt darin, Kindern unsere Gesellschaft zu erklären, sie für diese Gesellschaft zu erziehen ..... "Einheitsbrei" brauchen wir in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen nun wirklich nicht - unsere Gesellschaft ist auch kein Einheitsbrei - sondern bunt und vielfältig und spannend. Und entsprechend darf es dann auch die Kleidung der Erzieher sein!!

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Tasha  21.09.2021, 12:34
@dsupper

Im Normalfall lernen Kinder ja nicht viele Erzieher kennen. Zwei pro Gruppe. Manchmal nur diese oder auch die der Nachbargruppen. Wenn die alle extrem vom Durchschnitt und den eigenen Eltern abweichen, könnte das das Kind auch verunsichern.

Ich meinte allerdings nicht, dass man sich extrem anpassen soll, sondern dass man seine Eigenheiten dezent einbringt. Also nicht speziell herausstellt. Die meisten Menschen kleiden sich für den Beruf doch etwas anders als für die Freizeit oder für die Party. Ich denke halt, der Kindergarten oder Hort ist kein Ort, an dem der Erzieher mit seinem Stil, seinem Hobby etc. im Mittelpunkt stehen sollte, sondern das Kind. Der Erzieher ist in erster Linie Erzieher und in zweiter Linie Privatmensch. Das Kind muss nicht alles von ihm wissen, kann aber im Laufe der Kindergarten-/ Hort-Zeit einiges erfahren. Aber nebenbei. Der Erzieher ist mMn nicht dort, um den Kindern seinen Lebensstil nahezubringen, das machen eher die Eltern.

Wenn der Erzieher bspw. Veganer ist, kann er mal erwähnen, dass er zu Hause kein Fleisch isst (aber mMn besser nicht, warum, jedenfalls nicht ungefragt, das könnte wieder übergriffige Beeinflussung sein), aber er sollte sich nicht so vorstellen, dass er sagt, ich bin der Tom, ich bin Veganer, ich esse kein Fleisch, weil ich nicht will, dass arme Tiere unschuldig getötet werden". Das könnte Kindern Schulgefühle bereiten und Probleme in ihrer Familie. Damit sollte der Erzieher also zurückhaltend sein, es sei denn, es passt mal in eine Lerneinheit "wie essen verschiedene Menschen".

Man kann alles mal nebenbei erwähnen, man sollte es aber nicht zum Hauptthema machen; das sollte eher den Kindern zustehen. Also der Erzieher erzählt mal, dass er zwei Hunde hält oder dass er Moslem ist, aber er erwähnt das nur einmal oder hin und wieder oder auf Nachfrage, während ein Kind, dem das gerade sehr wichtig ist, jeden Tag von seinen Haustieren oder seiner Religion berichten darf. Da ist es ja auch nur ein Kind unter vielen, während das Wort des Erziehers doch oft stärkeres Gewicht hat und dann vermitteln könnte, dass bspw. Katzenhaltung nicht so interessant ist, weil darüber nicht täglich gesprochen wird oder das Judentum nicht so interessant ist, weil kein Erzieher Jude ist und täglich darüber spricht.

Von daher denke ich wirklich, die Persönlichkeit des Erziehers ist natürlich immer dabei, er soll sich nicht verstellen, er hat aber nur eine Vermittlerrolle, und er soll den Kindern "Weltwissen" vermitteln und sie in ihren Fähigkeiten fördern, er soll nicht sein eigenes Weltbild vermitteln. Sonst müsste man ja in jedem Kindergarten Vertreter verschiedenster Weltbilder haben, damit die Kinder alles gleichmäßig erfahren.

Man kennt das doch von Sekundarstufenlehrern: Einige hatte Lieblingsthemen, die immer sehr ausufernd behandelt wurden und das nervte dann viele Schüler, weil deren Lieblingsthemen weniger ausführlich dran kamen. So etwas will man nicht ohne Grund. Dass im Pandemiejahr Themen wie Krankheiten, Pandemien, Epidemien, Viren, Hygiene ausführlicher behandelt werden, ist logisch. Wenn das aber Lieblignsthemen eines Biolehrers wären oder ein Erzieher früher mal Krankenpfleger war und jetzt ständig Hygienethemen grundlos vermitteln will, dann könnte das auf Kosten anderer Themen und vor allem der Interessen der Gruppe gehen. So sehr sollte man sich mMn nicht in den Vordergrund stellen. Viel eher sollte man fragen, was die Gruppe gerade braucht. Wenn da ein KIND ist, das sich sehr für Hygiene interessiert oder mal etwas von Viren gehört hat und darüber ein Bilderbuch besitzt, dann kann man das Thema durchaus aufgreifen, vor allem, wenn andere Kinder auch Interesse zeigen.

Aber die wenigen Erzieher, die ein Kind kennenlernt, werden nie die gesamte Gesellschaft abbilden. Man kann Aspekte zeigen, aber man muss schon überlegen, wie die bei verschiedenen Kindern ankommen könnten und was man eventuell ungewollt vermittelt. Z.B. Erzieher hat blaue Haare, Kinder färben sich die Haare mit Fingerfarben bunt. Das könnte einige Eltern stören.

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dsupper  21.09.2021, 15:09
@Tasha

Selbst, wenn du nur von den Erzieher:innen im Kindergarten ausgehst, lernen die Kleinen deutlich mehr Erzieher kennen als nur zwei. Zwei Kräfte sind mindestens in jeder Gruppe. In den offenen Gruppen, so, wie es heutzutage immer mehr der Fall ist, kennen die Kinder auch die anderen Erzieher:innen kennen - und auch während der Jahre, die Kinder in der Einrichtung verbringen, wechselt das Personal durchaus.

In anderen Einrichtungen, in denen Erzieher:innen tätig sind, kommen Kinder und Jugendliche noch mit einem sehr viel größeren Personenkreis zusammen.

Und natürlich beeinflussen Erzieher:innen die Kinder auch - dazu sind sie schließlich da. Nennt sich "Erziehung" und in diese fließen selbstverständlich auch all die persönlichen Eigenschaften einer solchen Fachkraft ein.

Was ist denn so schlimm oder gar verwerflich daran, wenn Kinder erleben, Frau A. isst kein Fleisch und erklärt auch, warum sie das nicht möchte. Was ist so schlimm daran, wenn Frau B. von ihrer Frau abgeholt wird und die Kinder sehen, wie sich zwei Frauen umarmen und küssen - weil sie eben zueinander gehören?

Was ist so furchtbar daran, wenn Herr Z. nur schwarze Klamotten trägt, Frau Y. enge Jeans und T-Shirts?? Und ob Herr W. nun überall tätowiert ist und Frau H. viele Piercings trägt, finden Kinder eher spannend als abstoßend.

Und ja, alle Kinder färben sich oft genug mit Fingerfarbe die Haare oder die Hände oder bemalen sich - das ist ja auch ein herrlicher Spaß!! Was ist daran schlimm? Ach, das machten Kinder übrigens schon vor 40 Jahren, als ich noch als Erzieherin gearbeitet habe und du darfst mir glauben, da hatte niemand blaue oder pinke Haare und sichtbar tätowiert war auch niemand.

Unsere Welt ist bunt und vielfältig und auch multikulturell - da kommen Kinder zum großen Glück mit allen möglichen Lebensformen und Kulturen in Kontakt! Da ist es sicher völlig unerheblich, welche Klamotten oder welchen Schmuck nun die Erzieher:innen tragen!

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Da habe ich eine sehr klare Meinung, Erzieher sollten immer gepflegt aussehen, dass beziehe ich aber vorrangig auf die Körperhygiene. Bunte Haare, starke Kleidungsstile, Tattoos finde ich nicht problematisch, sie sind Ausdruck von Individualität und Kinder können diese Individualität auch ruhig wahrnehmen. Zu knappe Kleidung finde ich aber nicht angemessen. Starke religiöse Symbole finde ich auch nicht angemessen, wie beispielsweise Kopftücher, da diese für mich die Unterdrückung von Frauen symbolisieren und meiner Wahrnehmung nach weniger ein individueller Ausdruck sind. Ob man diese verbieten muss / kann ist aber nochmal eine andere Frage. Und insgesamt steht natürlich das Verhalten der Erzieher im Vordergrund und ist immer viel wichtiger wie das Aussehen. Ich werde in Kürze Vorgesetzter von über 180 Erzieherinnen und bin selber ein tätowierter, langhaariger Heavy-Metal-Fan der am liebsten in Bandshirts rumläuft. Ich weiß aber schon, dass mein Amtsleiter da am liebsten auch ein Dresscode einführen würde, ich werde in jedem Fall versuchen das zu verhindern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sozialarbeiter / städtischer Kita-Bereichsleiter