Was sagt dieses Zitat über die Frage nach dem Menschen aus?

9 Antworten

Das sagt mehr über den Schriftsteller aus als über die Menschheit, insbesondere dass die Fähigkeiten die einen guten Lyriker ausmachen nicht zwingend zu Wissen über Verhaltensbiologie, Soziologie und Geschichte führt.

Jedenfalls sind alle seine Aussagen in dem Zitat falsch. Zum einen hat der Mensch natürlich eine angeborene Tötungshemmung, genauso wie ein inhärentes Gefühl für Fairness & Gerechtigkeit und auch einen evolutionsbiologisch darstellbaren "Schutzinstinkt" für die Mitglieder der erweiterten Familie. Zum anderen gibt es auch unter Tieren einen Ressourcenwettstreit der auch tödlich enden kann.

Und zuletzt muss man feststellen, dass wir Menschen tatsächlich die einzigen Tiere sind die ihre archaische Erbschaft hinter sich lassen können, weil nur wir unser dieser Erbschaft auch bewußt sind.

Genau genommen sind all unsere Versuche sichere und gerechte Gesellschaften oder supranationale Organisationen wie die UN zu schaffen oder auch die Erklärung der Menschenrechte und die darauf basierenden Verfassungen und Gesetzeswerke (zumindest in den freiheitlich demokratischen Staaten) nur der Ausdruck unserer Bestrebungen unserem archaischen Erbe zu entkommen.

weckmannu  10.07.2021, 04:45

Zur Entschuldigung von Kunert: die Biologie wusste das 1929 noch nicht.

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PeterJohann  11.07.2021, 00:37
@weckmannu

Unterschätz mir die Biologen und Verhaltensforscher nicht :)

Andererseits ist das menschliche Artverhalten dem Menschen schon recht vertraut (vermutlich seit wir als Art gelernt haben über unser eigenes Verhalten zu reflektieren), lediglich die naturwissenschaftlichen Nachweise und Ursachenbelegung sind neueren Datums. Wobei Kunert zur Alterskohorte meines Vaters gehörte und damit auch die Möglichkeit hatte sich mit der wissenschaftlichen Seite der Problematik auseinanderzusetzen.

Andererseits, vielleicht hat er das ja auch gemacht und hat aber trotzdem eine künstlerische inspirierte Überzeichnung vorgezogen, eben auch weil seine persönlichen Erfahrungen mit dem Nazi-Terror und den unmenschlichen Idiotien des 3. Reiches eher dem linken Teil (der negativen Abweichung vom Standardwert) der Normalverteilung menschlichen Verhaltens entsprochen hat.

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Das sagt vor allem mehr über den Autoren aus, nämlich ziemliche Wissenslücken, als über die Menschheit.

Die Aussage des Zitats stimmt nicht. Warum sonst gab und gibt es immer wieder Kriege?

Die Frage nach "dem Menschen" beantwortet jeder für sich dahingehend, ob er einer "Tötungshemmung" unterliegt oder nicht.

Die Aussage ist Blödsinn in dieser Absolutheit.

Unsere Vorfahren, die noch Jäger und Sammler waren, hätten ohne soziale Interaktion und Kommunikation niemals die Sprache, unser kollektives und hochkomplexes Bewußtsein entwickeln können und damit auch das, was wir heute mitmenschliche Solidarität nennen.

Erst mit der Entstehung von Privateigentum an Produktionsmitteln und Immobilien ändert sich die Einstellung des Menschen zu seinesgleichen ...

Die Tötungshemmung bei Tieren ist keine allgemeingültige Gesetzmäßigkeit.