Was macht den Buddhismus attraktiv und was ist nicht so toll , aus der Sicht eines Europäers?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Larry11,

tolle Frage, aber dazu könnte man eigentlich ein Buch schreiben. Und im Grunde ist dieses Vorhaben für einen Buddhisten zudem insofern widersprüchlich, weil wir nicht bewerten wollen/sollten. Unmöglich ist die Beantwortung deshalb natürlich nicht ;-) Jedenfalls war Buddha sehr humorvoll und dem schließe ich mich mit Freuden an :-D

Der Buddhismus als Lehre ist sehr weise, mitfühlend, entspannt und friedlich. Das sind nach meiner persönlichen Erfahrung die attraktivsten Merkmale - andere setzen vielleicht andere Priotäten.

Womit viele Europäer - ich greife diese Gruppe Menschen aus Deiner Frage auf, wobei das folgende m. E. nicht nur für Europäer Gültigkeit hat - etwas 'überfordert' sind, ist die Empfehlung (im Buddhismus gibt es keine Ge- oder Verbote), keine bewußtseinsverändernden 'Drogen' zu sich zu nehmen.

Der Verzicht auf Alkohol fällt vielen schwer; im Diamantweg (der umstritten ist und vor dem ich ausdrücklich warnen möchte) wird es schlicht und einfach ignoriert ;-(

Auch der Verzicht auf, wie bereits oben erwähnt, Bewertungen ist (in einer Gesellschaft wie unserer) recht schwer zu befolgen. Das mag bei einigen dazu führen, dass sie aufgrund des Unvermögens gänzlich (also auch im Denken) auf Bewertungen zu verzichten, mit einem schlechten Gewissen leben.

Alles Gute

Buddhishi

Buddhishi  27.06.2016, 19:02

Vielen Dank für die Auszeichnung :-) LG

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Dazu habe ich mich als Buddhist heute schon einmal geäußert:

https://www.gutefrage.net/frage/vorteile-des-buddhismus?foundIn=list-answers-by-user#answer-211464424

Ich fasse es aber gerne noch einmal zusammen:

Der Buddhismus ist gerade für Westler dadurch attraktiv, dass er das Selbstbestimmungsrecht des Menschen achtet und praktisch kaum durch religiöses Regelwerk einschränkt.

Während im Buddhismus fünf moralische Grundprinzipien als gemeinsame Orientierung für das Leben ausreichend sind, haben andere Religionen selbst teilweise deutlich mehr religiöse Vorschriften und Einschränkungen.

Im Buddhismus wird die Selbsterlösung ohne einen Vermittler, Richter, oder ähnliches gelehrt. Jeder ist selbst für seine Befreiung verantwortlich. Das spricht den Individualismus der Menschen an.

Attraktiv wirkt vermutlich auch, dass der Buddhismus keinen absoluten Anspruch erhebt, die "einzig wahre" Religion zu sein, sondern andere Bekenntnisse akzeptiert.

Außerdem bietet der Buddhismus durch seine Praxis die Möglichkeit, sich von Stress zu befreien und den Kopf frei zu kriegen, mehr Klarheit und Mitgefühl zu entwickeln - klingt alles wahnsinnig toll.

Es gibt im Buddhismus keine Lehre von einem Gott, keine Seele, keine göttlichen Gebote, Sünden und Bestrafungen für negative Handlung. Man ist für die Folgen seiner Handlungen selbst verantwortlich. Das spricht viele an.

Hier fangen aber auch schon die Probleme an, denn ein Teil der Attraktivität beruht auf falschen Vorstellungen

Viele Westler denken in absoluten Kategorien von "entweder/oder" bzw. "gut/böse" und erwarten ein solches Denken auch im Buddhismus zu finden.

Da wird dann geglaubt, der Mörder, der in diesem Leben davon kommt, würde deshalb im nächsten Leben ebenfalls ermordet. Das ist so nicht richtig.


Auch die Idee man müsse positives Karma sammeln, um schlechtes Karma auszugleichen, ist so eine Fehlvorstellung.

Im Buddhismus "muss" niemand etwas und es gibt weder Belohnung noch Bestrafung. Es beruht alles auf der freien Entscheidung der Person.

Der Buddhismus gibt gewisse Normen vor, an denen sich ein Buddhist orientieren sollte, wenn er ein Leben führen will, in dem möglichst wenig Leiden geschaffen wird.

Man muss keine Höllenstrafen fürchten wenn man mal gestohlen, gelogen, oder Alkohol getrunken hat - man muss jedoch damit rechnen, dass die Auswirkungen des Handelns sich auch wieder auf dich auswirken werden.

Hier gibt es meiner Meinung nach häufig Missverständnisse
.

Weitere Missverständnisse gibt es im Bereich der Wiedergeburt - nicht zuletzt durch die New Age Bewegung und Esoterik-Szene ist die Theorie der Wiedergeburt populär.

Die Vorstellung, eine ewige Seele wandere während der Wiedergeburt von Körper und Körper, sammele dabei Erfahrungen und Einsichten um irgendwann dann in einer Art Paradies einzugehen klingt toll, ist sehr verbreitet - aber falsch.

Im Buddhismus gibt es keine derartige Seelenwanderung und selbst die Paradiese, die in einigen Schriften genannt werden, sind lediglich zeitlich begrenzt. Letztlich ist das Ziel des Buddhismus die endgültige Verlöschung.

Das war jetzt mal ein Crashkurs, für weitere Angaben verweise ich auf meiner andere Antwort, die ich oben verlinkt habe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist
Buddhishi  27.06.2016, 19:05

Hallo Enzylexikon, wie von Dir gewohnt, eine wieder sehr kompetente Antwort. Ehrlich gesagt, hätte ich Dir den Stern gegeben, aber vermutlich stand mein Beitrag gerade an erster Stelle und viele drücken dann einfach. LG

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Enzylexikon  27.06.2016, 19:08
@Buddhishi

Vielen Dank für das Lob. :-)

Ich gebe ja keine Antworten um Punkte zu sammeln, oder die Auszeichnung als "Hilfreichste Antwort" zu erhalten, sondern um zu helfen.

Wenn dein Beitrag für den Fragesteller nun einmal hilfreicher erschien, dann ist das eben so.

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Ich sehe keine Nachteile. Es gibt nichts auf der Erde was so glücklich macht wie Buddhist zu sein, glaube ich :)

 Dafür ist es völlig egal auf was für einem Kontinent man lebt.

In erster Linie wohl die Tatsache, dass das, was der Europäer für Buddhismus hält, kein Buddhismus ist, sondern eine krude Mischung aus allerlei religiösen Elementen "irgendwie asiatischen Ursprungs", aus New-Age-Esoterik und einer großen Portion Christentum, also eine westliche Erfindung.

Das spricht den erlösungssuchenden Europäer an, der sich so einer Pseudoreligion zuwendet, die er für schick und exotisch hält, womit er angeben kann und sich für etwas Besseres halten kann. Dabei übersieht er, dass er keiner echten Religion, eben nicht dem wirklichen Buddhismus, folgt, sondern einem Lisa-Simpson- oder Richard-Gere-Buddhismus.

Enzylexikon  25.06.2016, 22:18

Das sehe ich zu großen Teilen auch so.

Viele Lifestyle-Buddhisten reagieren beispielsweise mit dem Verweise auf die erste der vier edlen Wahrheiten (das Leben ist leidvoll) erschreckend infantil und sagen dann Dinge wie beispielsweise "ja ist es, aber wir können es ja besser machen"

Da merkt man, dass sie sich überhaupt nicht mit der Lehre befasst, sondern vermutlich irgendwelche buddhistischen Lebenshilferatgeber gelesen haben und jetzt meinen, den Durchblick zu haben.

Dann läuft man zum Lama, zahlt eine ordentlich saftige "Dana" (Gabe) und lässt sich einen schönen exotischen Dharma-Namen verleihen. Schon fühlt man sich ultra-buddhistisch.

Erfreulicherweise gibt es mittlerweile aber auch ernsthaft Praktizierende, auch wenn das Verhältnis zwischen Räucherstäbchen-Buddhisten und wirklich Übenden immer noch sehr schräg verlaufen dürfte.

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Der Buddhismus? welcher Buddhismus ??

Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Buddhismus viele davon sind mit Philosophien und Religionen des Ostens vermischt un die Lehren sind sehr unterschiedlich .

Der Ur Buddhismus =Theravada Buddhismus ist wohl für viele attraktiv das es keinen Gottglauben braucht um den Weg zu gehen .Auch musst du keine Stellung beziehen in der Welt wie ein Christ ,sondern eher das Gegenteil und dich von Aller Anhaftung an die Welt loslösen .Denn das ist dort ja das Grundübel und dadurch generierst du stetig neues Karma.

Das gilt es zu vermeiden in Buddhismus.

Das ist ein Atheistisches System der Leid bewältigung .Und leid plagt bekanntlich jeden Menschen .

Ich persönlich habe mich davon ganz abgewendet da er dem Menschen im Grunde nichts zuschreibt ,nicht mal einen Wesens kern.

Auch meine ich dass er ,den Menschen somit im Grunde für viele Willkür  Preis gibt