Buddhismus warum so attraktiv?

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Der Buddhismus ist eine Religion, auch wenn es in dieser kein Gottesbild gibt.

Einige Punkte, die den Buddhismus aus meiner Sicht attraktiv und symphatisch machen:

  • Der Mensch steht im Zentrum des Glaubens, kein Gott.
  • Ziel des Buddhismus ist die Erlangung der Erleuchtung und das Finden der "Wahrheit", während in den monotheistischen Religionen "die Wahrheit" per Autorität bereits feststeht und nur noch verbreitet und eingehalten werden soll
  • Dem Buddhismus kauft man Friedfertigkeit und Toleranz ab, er gehört zu den friedlicheren und toleranteren Religionen. Die abrahamitischen Religionen sind allesamt sehr kriegerisch und gewalttätig
  • Der Buddhismus strebt Harmonie und das Verringern des Leides an, eine Sache die den monotheistischen Religionen abgeht
  • Der Buddhismus ist nicht missionarisch
  • Er wird von vielen Menschen mehr als Lebenseinstellung gesehen und kann auch so gelebt werden.
  • Der Buddhismus ist nicht religionsgruppenfixiert: man kommt nicht in die Hölle, nur weil man in der falschen Gruppe war und kann auch außerhalb der Gruppe das Paradies respektive Nirwana erreichen (man braucht halt nur gutes Karma)
  • Der Buddhismus versprüht eine gewisse Weisheit, während die monotheistischen Religionen mit "Du sollst..." und "Das steht so in der Bibel" argumentieren

Diese Dinge treffen allerdings im großen und ganzen auch auf andere asiatische Religionen / Philosophien zu (Jainismus, Konfuzianismus). Auch muß man natürlich anmerken, daß der Buddhismus nicht perfekt ist und ebenso Dreck am Stecken hat. Und es gibt auch Dinge, die ich als Atheist nicht gutheiße, bspw. der Glaube an eine Wiedergeburt oder die Postulierung des Karmas, das etwas von einer übernatürlichen, absoluten Gerechtigskeitsfindung hat. Müßte ich mich aber entscheiden wäre ich lieber Buddhist als Christ oder Moslem.

Noire  22.04.2011, 03:07

Merci

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Serhat70  22.04.2011, 11:19
@Noire

Das merkwürdige ist, das gerade in den Ländern in denen der Buddismus herrscht anthumanismus und menschenfeindlichkeit hochkonjunktur hat.

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DarkSepia  22.04.2011, 11:25
@Serhat70

Ja, das passiert so mit Staatsreligionen. Aber für uns ist Buddhismus etwas exotisches und weniger kulturell vorbelastet. Das macht die Attraktivität von Buddhismus zwar nicht gerade uneingeschränkt begrüßenswert, aber nachvollziehbar.

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Noire  22.04.2011, 14:57
@Serhat70

Das merkwürdige ist, das gerade in den Ländern in denen der Buddismus herrscht anthumanismus und menschenfeindlichkeit hochkonjunktur hat.

Welche Länder wären das? Und leitet sich dieser Antihumanismus aus dem Religionsverständnis her oder hat er andere Ursachen?

Und ist Deine Aussage überhaupt berechtigt, wenn Du Länder wie Saudi-Arabien nicht als Negativbeispiel für den Islam gelten lassen willst, oder werden hier zwei verschiedene Maßstäbe angesetzt?

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holodeck  22.04.2011, 11:48

Möchte nur ergänzen: die Karmalehre gehört nicht zum Ur-Buddhismus ;-) 

"Ereignisse tragen sich zu, Taten werden getan, 

doch es gibt kein Individuum, das Taten verrichtete" 

"Es gibt keine Seele. 

Folglich gibt es auch keine Seelenwanderung." 

Der Buddha 

Logisch, oder? 

Wo keine Individualität, da keine Seele, da keine Wiedergeburt. 

Wenn Nichts ist, wer sollte dann wiedergeboren werden ;-))

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olisimon  23.04.2011, 15:01
@holodeck

Buddhistische Logik an Holodeck:

 

Der Geist ist klar und erkennend. Doch es gibt Geisteskontinuen (u. a. Grundlage von Materiekontinuen), also Augenblicke, Wirk-Ursachen, deren erlebtes Dasein getäuscht ist, soweit es nicht mit Weisheit und Methode gegenüber der eigenen Person(griechisch: Maske) und den Phänomenen reagiert.

 

Wiedergeboren wird (bis zur vollständigen vollkommenen Erleuchtung) immer wieder eine neue Person (als Wandelwesen in einem der diversen Weltenbereiche, je nach Karma(sanskrit: Handlung))

 

Die Vorstellung von einer Seele hingegen, also einem eigenen (inhärenten) ich, dass von einer Geburt über den Tod bis zur nächsten Geburt übergeht, ist unlogisch. Eine Person deren Karma, also deren Ursache-Wirkungen mit Ausstattungen und Freiheiten aufgrund vergangener Handlungen (und Motivation) zu Ende gegangen ist, ist verloschen. Gleichwohl wird die Sicht auf vergangene Personen des individuellen Geisteskontinuums mit zunehmender Erleuchtung klarer. 

 

Herzlichst Oli

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holodeck  23.04.2011, 17:45
@olisimon

Nettes Konzept. 

Stammt das vom Buddha höchstpersönlich?  

;-))))  

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Im Buddhismus kannst du alles machen, alle Fehler aber es wirft dich zurück in eine Welt, die du nicht suchst. Frage dich mal, warum Atheismus nicht attraktiv ist. Das ist die einzige "Religion", die dir nichts vorschreibt und du mußt nach deinen eigenen Gesetzen leben - und Spiegel, um sich ins Gesicht zu schauen gibt es überall.

Ich habe mich auch vor einiger Zeit dem Buddhismus zugewandt.  Ich würde mich nicht Buddhistin nenne, aber aus  folgenden Gründen ist es für mich atraktriv:

Es ist eher eine Weltanschauung als eine Religion.

Du kannst also irgendwo Du selbst bleiben und unterliegst keinen Dogmen. 

Die Lehre erscheint mir sehr schlüssig und sie ist sofort praktisch anzuwenden.

Sie schließt keine "Andersgläubigen" aus, sondern lässt jeden seinen eigenen Weg finden.

Schlussendlich lehrt sie Dein Leben mit etwas mehr Bedacht  zu leben, jegliches Leben zu schäzten und gesteht jedem seinen Platz zu.

Buddhismus ist für mich eher eine Lebenseinstellung als eine Religion sie zwingt dich nicht an etwas zu glauben sonder zeigt dir den weg des positiven wo niemand zu schaden kommt der einklang mit der Natur!

Im Grunde hat jede Religion eine ihr eigene Faszination, die man bemerken wird, wenn man sich näher beschäftigt. Und die Leute konvertieren ja auch zu allen möglichen Religionen - wobei die Konversionen zum Christentum in Deutschland den Löwenanteil ausmachen dürften. Neu ist eben, dass auch Religionen, die hier früher nicht anzutreffen waren, mittlerweile hier Fuß gefasst haben, etwa der Islam (wahrscheinlich vor Allem durch die Einwanderung aus muslimischen Ländern) und der Buddhismus, was z.B. mit der im 20. Jahrhundert aufgekommenen Meditationsbewegung zu tun haben dürfte. Und das führt eben dazu, dass sich dem/der Sinnsuchenden neben dem seit eh und je anzutreffenden Judentum und Christentum auch andere "Angbote" zur Konversion darbieten. Wie ich las, übersteigen die Konversionen zum Buddhismus in Deutschland sogar die zum Islam - der Buddhismus wurde ja in den 1990er Jahren regelrecht gehypt und hat sich so im Westen als feste Größe etabliert, dass mittlerweile neben den ganzen asiatischen Buddhismus-Schulen sogar schon von einem eigenen "Buddhismus des Westens" die Rede ist.

Kurz gesagt: Das ist eben die Globalisierung, die auch vor den Religionen nicht halt macht - so dass dem geneigten europäischen Sinnsucher eben jetzt auch eine Religion zur Verfügung steht, die früher nur in Asien verbreitet war. Und zwar leibhaftig, mit Tempeln und Zentren in jeder größeren Stadt.

Ich habe übrigens den Eindruck, dass sich die große Buddhismus-Euphorie in Deutschland mittlerweile schon wieder gelegt hat - der letzte Schrei auf dem "Markt der Sinnstiftungsangebote" scheint mir im Moment der indianische Schamanismus zu sein.