Karmisch neutrale Handlungen erzeugen keine karmischen Anlagen. Auch in meditativen Versenkungs-Zuständen und in formlosen Daseinsbereichen werden keine Handlungen, wird kein Karma hervorgerufen. In höheren weltlichen Daseinsbereichen (Götterbereichen) werden wesentlich mehr Verdienste (gutes Karma) vebraucht, als diese angesammelt werden und auch nicht durch die leidenschaftsverbundenen oder getäuschten Handlungen aufgewogen wird, so dass dort im Ergebnis, nach einem Dasein im Götterbereich weniger Karma als davor das Geisteskontinuum begleitet, jedoch wird im Götterbereich dermassen viel gutes Karma verbraucht, dass anschliessend eine Geburt in den niederen Weltenbereichen gewiss ist. Grundsätzlich wird in den ausserweltlichen Daseinsbereichen, dem Bereich der Gottheiten, wie z.B. in den Reinen Ländern kein negatives Karma mehr angesammelt. Im Nirvana (s. unten) wird so gut wie gar kein Karma mehr erzeugt.
Auf dem individuellen Erleuchtungsweg, ab dem Erreichen des Pfades des Sehens (einer direkten Einsicht in die Leerheit, einer unmittelbaren Wahrnehmung der letztendlichen Bestehensweise der Phänomene wie der Person) kein negatives Karma mehr angesammelt, denn die Yogini, der Yogi ist dann nicht mehr getäuscht und die Täuschung ist nicht mehr Grundlage ihres/seines Handels. Es werden noch Verdienste (ca. über zahllose Zeitalter hinweg) angesammelt. Doch Karma im umgangssprachlichen Sinne, also Ursachen (zahllose Handlungen) die Wiedergeburten verursachen, wird ab dem Augenblick des Erreichen des Pfades des Sehens nicht mehr angesammelt, und bereits Angesammeltes kommt nicht mehr zur Wirkung.
Es sind zudem diverse Bedingungen nötig um einen karmischen Samen, eine Anlage zu bilden, fehlt zum Beispiel einer Handlung die entsprechende Motivation, oder der Bezug zur Realität etc., so können aus solchen unvollständigen Samen/Ursachen keine Früchte/Wirkungen resultieren. Auch diese Kenntnis ist für die buddh. Praxis hilfreich (um "kein Karma mehr zu erzeugen", zumindest weniger davon).
Natürlich gibt es die Annahme der Wiedergeburts-Kreisläufe auch in vielen anderen östlichen Geisteswissenschaften und Religionen ebenso wie es die Wiedergeburt in monotheistischen Religionen, wie z.B. dem Christentum bis ins 14. Jahrhundert gab und bis heute bei Mystikern u. a. gibt. Es ist karmisch gesehen günstig, nach dem Vorbild Jesu Handlungen von Nächstenliebe motiviert auszuführen usw. Und auch die Gebote sind Handlungsempfehlungen die zu den gewünschten Früchten führen, beispielsweise günstigen Wiedergeburten. Hingabe oder sogar Abgabe seiner selbst an Jesu, ist ein noch lebendiges Mysterien, im Buddhismus vergleichbar mit Guru-Yoga, Gottheiten-Yoga und den Tantraklassen.
Meine Vorredner stellten bereits heraus, dass nicht die Erzeugung von Karma beendet wird, sondern mittels Erkenntnissen (Weisheit), Ausbildung der Herzensqualitäten (Mitgefühl), Ethik und Verdiensten, die Hindernisse zur Befreiung aufgegeben werden, deren Frucht das Nirvana (Verwehen) ist, und dann die Hindernisse zur Allwissenheit überwunden werden (Buddhaschaft). Das Nirvana scheint karmisch neutral, doch als Buddha werden ununterbrochen hilfreiche Handlungen durchgeführt. Da die Verdienste eines Buddhas jedoch bereits unermesslich sind sind das theoretische Überlegungen, sogenannte Orchideendiskussionen.