Was kann ich mit meinem Pferd machen, nach dem er gestanden hat und gelahmt hat?

10 Antworten

Mit einem Pferd, das verletzt war, gehe ich niemals in die Bahn. Immer erst an der Hand ins Gelände, gehen, gehen, gehen, bis zu 15 km (man geht ja nicht so schnell und muss erst mal die Zeit haben, für mehr), es beginnt mit einer kurzen Runde und wird ausgeweitet, dann auch Steigungen und Gefälle hinzu genommen, ...

Dann passiert das genauso unter dem Sattel. Steigern, steigern, steigern. Da werden dann auch die schwunghaften Gangarten wieder hinzu genommen.

Wenn dann im Gelände alles stabil ist, die Pferde gut antreten, geht es wieder in die Bahn. Zuerst unter dem Sattel, da es mir an Kappzaum und Longe aufgrund meiner eigenen Fitness und aufgrund dessen, dass die Longe anderen Nutzern der Anlage im Weg wäre, nicht möglich wäre, große Linien zu gehen, denn der Zirkel ist das absolut kleinste, was die Pferde erst mal laufen und das eben nicht eine ganze Einheit lang. Die ersten Einheiten in der Bahn sind also erst mal Balance finden, 15 min unter dem Sattel.

Bei mir steht aber auch kein Pferd wochenlang in der Box. Die bleiben in der Herde und bekommen so wenig wie möglich Schmerzmittel, damit der Schmerz sie erinnert, dass sie nur gelegentlich gehen und nicht eng drehen. Sind sie in der Box, stehen sie ja auch nicht. Da liegt das Heu in einer Ecke, in einer ist die Tränke, woanders ein Trog, wo sie nachsehen, ob was drin ist, dann können sie irgendwo andere Pferde sehen oder, was sich vor der Box bewegt und wollen das natürlich sehen. Das heißt, sie drehen sich eigentlich den ganzen Tag. Und für drehen ist das Pferd gar nicht ausgelegt. Da ist mir lieber, sie rangieren rückwärts aus einer Raufe aus, wenden dann in einem riesigen Bogen (sie spüren ja, dass eng nicht gut tut) und gehen geradeaus zur Tränke.

Dass sie dann, wenn sie sich wieder gut genug fühlen, auch mal explodieren, ist klar. Aber da ist es hilfreich für sie, wenn sie sich frei ausbalancieren können, also kein Mensch im Spiel ist, der dann noch pariert etc.

Solche Entscheidungen muss man selbst treffen, denn am Ende zahlt man ja auch die Tierarztkosten. Ich habe eine Tierärztin, die sagt "ich muss jetzt zu meiner eigenen Sicherheit Boxenruhe anordnen, denn so steht es im Lehrbuch und dann habe ich nichts falsch gemacht - aber bei Deinem würde ich es an Deiner Stelle nicht machen". Ja, das kommt von unserem Schuld beim anderen Gesuche, dass ein Tierarzt auch mal die sichere Variante (steht da, habe das getan, was ich gelernt habe) der erfahrungsgemäß sinnvollen Variante bevorzugt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Wenn ein Pferd aus Gesundheitlichen Gründen länger gestanden war (kommt auch drauf an wie lange und wegen was) halte ich erstmal Rücksprache mit dem TA auf was ich achten muß. Weicher Boden, harter Boden enge Wendungen oder diese eher vermeiden usw.. aber normal vermeide ich am Anfang engere Wendungen.

Das heißt, ich gehe erstmal Spazieren und gönne ihn etwas Koppelgang (ohne Schmerzmittel) um einen Muskelaufbau zu machen, reite ich erstmal viel Gelände hauptsächlich Schritt und etwas Trab. Strecken die abwechslungreich sind. Wo es mal etwas Berg auf geht, dann aber wieder eine entspannte Gerade. Also das immer in kurzen Etappen es Kräftemäßig mehr braucht, dann wieder weniger. Eine gesunde Kombi jenachdem wie fit das Pferd ist und was man machen darf oder sollte. In der Bahn arbeite ich eher mit Doppellonge weil ich da eher die Chance habe engere Wendungen zu vermeiden oder zu machen. Schneller Handwechsel flexibles Arbeiten ist da eher möglich (Doppellonge ist aber nicht so einfach) gesteigert wird das alles individuell dem Pferd angepasst, ist immer unterschiedlich. Wichtig ist Muskulatur aufbauen das einem das Pferd gesund und angenehm tragen kann!!

Wie Du jetzt mit diesem Pferd am besten arbeitest, würde ich nochmal Rücksprache mit dem TA machen. Vielleicht gibt es auch in Deinem Fall Dinge die trotz erfolgreicher Genesung vom Pferd beachten mußt! Nachdem kannst Du dann individuell ein Training bestimmen. Es darf aber nicht zuviel sein. Lieber etwas weniger und langsamer als zuviel und zu überfordern. Aber gleich mit longieren anfangen würde ich jetzt nicht.

Mein damaliges Pferd hatte Grund einer Beinverletzung gut 6 Monate wo er nichts getan hat. 15-20min am Tag waren da am Anfang vollkommen ausreichend!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Reite seid über 30 Jahren, bin selbst Pferdebesitzer

Geh vor jeder Übung erst mal 30 Minuten spazieren, damit die Muskulatur weich wird, die Gelenke geschmiert werden etc. Das verringert ein erneutes Verletzungsrisiko.

Du kannst beim Spazieren gehen ja mal in den Wald abbiegen und über Äste steigen, etc. Oder in der Halle Cavalletti auf den Boden legen. Der Bewegungsapparat muss jedenfalls erst mal warm und weich werden, ehe du ihn longierst. Da ist ja eine erhöhte Belastung auf der jeweiligen Hand.

Du kannst ihn auch erst mal nach dem Warm Up frei laufen lassen, damit er seine ersten Bocksprünge etc. auslassen kann. Wichtig: Warm machen vorher!

Danach kannst du ihn sanft longieren oder eben mit ihm durch die Halle gehen, über Stangen, Schrecktraining, etc.

Von 0 auf 100 nach absoluter Boxenruhe halte ich auch für absolut falsch. Du schreibst nicht, was das Pferd hatte. Je nach Erkrankung ist der Beginn ein Pferd wieder ins Training zu nehmen, mit dem doch sehr begrenzten Zirkel beim Longieren absolut nicht empfehlenswert. Wenn unseren Pferden mal so etwas widerfahren ist, haben unsere Tierärzte uns immer einen sehr ausführlichen Trainingsplan an die Hand gegeben, der auf die jeweilige Erkrankung/ Genesung abgestimmt war.

Generell - egal nach welcher Erkrankung, sollte man das Training wieder nach und nach aufbauen und mit Bedacht steigern. Ein Pferd, mit angestauter Energie an die Longe zu hängen und es vor sich hin explodieren zu lassen, ist in der Regel wenig zielführend, weil es zu einer heftigen Muskelübersäuerung (Kreuzverschlag) und anderen Verletzungen kommen kann.

Es ist wichtig beim Tierarzt zu erfragen, wie genau der Aufbau auszusehen hat. Denn es gibt durchaus auch Situationen, in denen Tierärzte empfehlen, zum Beispiel erst einmal überhaupt keine Ecken/ Kurven zu traben, oder den Galopp wegzulassen, Trab erst Bahnenweise anzufangen, jeden Tag 1 oder 2 Bahnen mehr.

Wenn es keine derartigen Einschränkungen gibt, würde ich mit Schrittreiten anfangen. Lange Schritt reiten. Ca. eine halbe Stunde und dann locker, vorwärts-abwärts leicht zu traben. Mitunter ist das mit dem "locker" ein echtes Problem, aber Leichttraben wird's sicherlich möglich sein und die Spannung wird sich damit auch zum Teil lösen lassen. Und wenn das Ganze ein paar Tage lang praktiziert wurde und man immer ein wenig die Trabsequenz gesteuert hat, dann kann etwas kontrollierter Galopp dazu genommen werden. Wenn man alles langsam steigert und mit Übersicht und Umsicht wieder aufbaut, dann ist das sicherlich zuträglich für die Genesung des Pferdes. Alles was zu schnell und zu abrupt und zu heftig ist, kann sehr schnell fürchterlich in die Hose gehen.

Je nachdem, WARUM er lahm war, ist longieren nicht unbedingt vorteilhaft für Sehnen, Bänder und Gelenke der Pferdebeine.

Was hat dir denn die TÄ geraten?

Ich würde erstmal Schritt geradeaus gehen - Spazieren gehen, langsam steigernd. Ggf. Spazieren reiten.

Freie Bewegung auf einem größeren Paddock bietet sich vermutlich auch an - wenn er so rumbockt, unbedingt vorher warm führen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin