Was ist an David Precht so kritisch?

9 Antworten

Wenn er über reine Philosophie redet, ist er durchaus gut. Platon & Co.
Da ist er kompetent.

Wenn er über Politik redet, gilt der Satz:

Si tacuisses, philosophus mansisses

Wenn du geschwiegen hättest, wärst du Philosoph geblieben. Im Bereich der Politik ist er Meinungsforscher, aber kein Philosoph. Er formuliert das um, was manche (nicht sonderlich nachdenkfreudige) Menschen denken, das gefällt manchen eben.

Das ist aber wohlfeil.

Er sagt das, was gut ankommt, nicht das, was ein Philosoph sagen sollte.
Ein Beispiel: weil der Westen auch sonst Dinge falsch macht, soll der Westen bei der Ukraine nicht einen auf Moral machen. Das sagen Hannes und Mattes aus der Kneipe auch.

Das ist aber philosophisch auf derselben Stufe wie Max und die Hausaufgaben.
Der Lehrer tadelt ihn, weil er die Hausaufgaben nicht gemacht hat. Da sagt Max: "aber der Hannes hat sie ja auch nicht gemacht."

Auf demselben Niveau möchte uns Precht also lieber "konsequent unmoralisch" als besser unterjubeln als endlich mal mutig das Richtige zu machen. Das ist mir nicht idealistisch genug.

Ich mag Idealisten. Die können scheitern. Precht und Co. haben aber schon aufgegeben, nach einer guten Lösung zu suchen. Da bleibt nur eine "Konsequenz", von der keiner etwas hat.

Das würde ich ihm auch gerne mal persönlich sagen.

Große Philosophen sind aber immer angeeckt. Darwins Theorien waren eine Beleidigung für religiöse Menschen damals. Schopenhauer war lieber mit seinem Pudel zusammen als mit gewöhnlichen Menschen. Platon traute vielen Menschen nicht zu, über Politik mitentscheiden zu können.

Von Experte OlliBjoern bestätigt

Hier meine Antwort zur selben Frage: Precht ist unterhaltend und kann philosophische Konzepte gut darstellen. Einige seiner Positionen zur Wirtschaft, Marktentwicklung, BGE, KI, Tierethik etc. sind ganz interessant aber nicht wirklich neu und lange nicht so tiefgehend wie die andere Autoren, die sich sehr viel detaillierter mit der Materie beschäftigen.

Zwei Punkte, die ich als sehr negativ empfinde: Prechts Anspruch auf naturwissenschaftliches Grundverständnis als Voraussetzung für moderne Fragen & Antworten der Philosophie wird von ihm selbst nicht erfüllt und gerade in jüngerer Zeit gleitet er etwas in den postmodern Konstruktivistendreck ab.

Das geht Hand in Hand mit einer zunehmenden Verflachung seiner Beiträge, vermutlich auch weil er einfach auf zu vielen Hochzeiten tanzt und keine Thema mehr in der Tiefe durchdringt (vielleicht ist er aber auch ein Opfer seines Erfolges und glaubt, weil er ständig medial gepriesen wird, dass er jetzt von Allem Alles weiß).

Völlig inakzeptabel finde seine Position zum russischen Angriff auf die Ukraine...

Von Experte DianaValesko bestätigt

Dass er "Schwachsinn" von sich gibt, würde ich so nicht sagen, aber auch ich sehe ihn kritisch und halte seine Darbietungen nicht für wirklich bereichernd oder wichtig. Das Bemerkenswerteste daran ist Prechts Medienpräsenz. Ich betone es immer wieder - und immer wieder gerne und aus Überzeugung, ohne auf die Ukraine einzugehen: Einen Richard David Precht, der durch Talkshows tingelt und gelegentlich ein paar mehr oder weniger mainstreamige Gedanken zum Besten gibt, sich hier und da einmischt und am laufenden Band Bücher veröffentlicht, nehme ich als Philosophen "unserer Zeit" schon seit ich ihn vor etwa zehn Jahren erstmals medial wahrgenommen habe, persönlich nicht ernst; das ist für mich in erster Linie ein geschäftstüchtiger Autor unter vielen - ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Er ist auf keinen Fall in einer Reihe mit klassischen Philosophen und weiteren Gelehrten zu nennen, ganz im Gegenteil.

Woher ich das weiß:Hobby

Mein Gefühl sagt nicht unbedingt Schwachsinn, aber mein Gefühl findet ihn komisch.

Er mag schon lange Philosoph sein und schon lange seine Meinung öffentlich äußern, aber dem Großteil der Bevölkerung wurde er erst bekannt, als er diesen offenen Brief oder Aufruf unterzeichnete.

Vorher kannte den Mann der Großteil der Bevölkerung nicht. Und ich glaube, so schnell wie er kam, werden er und seine Aussagen auch wieder verschwinden.

Er wird als erfolgreicher Buchautor und Philosoph relativ oft in Talkshows eingeladen und äußert sich zu vielen Themen, was natürlich auch Werbung für seine Bücher bedeutet.

Eine Stimme von vielen, die man aber nicht teilen muß.