Was hat Johannes 1,1 in der Bibel Zeugen Jehovas zu bedeuten?

12 Antworten

Die Übersetzung der Elberfelder ist richtig.

Die Schwierigkeit entsteht durch den Artikel. Wörtlich übersetzt:

"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei dem Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei dem Gott."

Nun wird im Griechischen auch der unbestimmte Artikel einfach durch Weglassen ausgedrückt. Wenn also im zweiten Hauptsatz das Wort "Gott" ohne den Artikel steht, dann kann es rein linguistisch auch "ein Gott" bedeuten.

Entscheidend, ob es sich um diese zweite Bedeutung handelt, oder um die Nennung des Wortes handelt - nämlich "Gott" - ist allein die semantische Ebene des Kontextes. Die lässt hier die Übersetzung "ein Gott" nicht zu. Es geht dem Evangelisten um das Wort "Gott", das im Anfang bei Gott selbst war. Jeder andere Übersetzungsversuch verheddert sich unweigerlich in der semantischen Ebene.

Die etwas eigentümliche Differenzierung zwischen Gott selbst und dem Wort "Gott" erklärt sich aus der Umstandsbestimmung "Im Anfang". Das kann bei einem jüdischen Evangelisten nur die Genesis, Kapitel 1 sein, und zwar das Wort JHJ - "Es werde". Es ist also nicht die "Weltvernunft" oder sonst etwas verschwommenes.

Das ergibt sich aus den nächsten Sätzen über "das Wort". Der Evangelist beschreibt es detailliert - wie es ist, was es tut, was es kann. Üblicherweise fabrizieren dann die Übersetzer einen Kurzschluss, und ab dem Vorläufer spukt ihnen nur noch das Jesulein im gelehrten Kopf herum. Was Johannes meint, interessiert sie überhaupt nicht mehr. Das ist immer falsch.

Jesus Christus taucht im Prolog erst im Vers 17 auf! Erst ab mag jeder Leser entscheiden, ob er der Identifizierung des Evangelisten folgt oder nicht.

Im Anfang war auf Griechisch der λόγος.

Der altgriechische Ausdruck logos (maskulin; griechisch λόγος lógos, lateinisch verbum, hebräisch דברdavar) verfügt über einen außerordentlich weiten Bedeutungsspielraum. Er wird unspezifisch im Sinne von Wort und Rede sowie deren Gehalt („Sinn“) gebraucht, bezeichnet aber auch das geistige Vermögen und was dieses hervorbringt (z. B. „Vernunft“) wie auch ferner ein allgemeineres Prinzip einer Weltvernunft oder eines Gesamtsinns der Wirklichkeit. Darüber hinaus existieren – je nach Kontext – noch spezifischere Verwendungen, beispielsweise als „Definition, Argument, Rechnung“ oder „Lehrsatz“. Auch philosophische und religiöse Prinzipien werden mit dem Ausdruck lógos bezeichnet, beispielsweise in den Fragmenten Heraklits und in Texten stoischer Philosophie sowie jüdisch-hellenistischer und christlicher Herkunft. (Wikipedia)

Im hellenistischen Judentum bezeichnet logos das ewige Denken des einen Gottes.

Wurzelstock  16.04.2018, 07:57

Nein, Aischylos - das ist reines Wunschdenken. Von Herodot bis zu den Schriftstellern der Koinè bedeutet das griechische Wort "logos" immer den verbal formulierten Gedanken. Das ist ein Zeitraum von 500 Jahren! Auch dann, wenn es im Rahmen eines philosophischen Gedankens erweiter wird, wird diese Bedeutung nicht aufgehoben.

0

Die Antwort ist, dass die ZJ den dritten Teil, Vers 1,1c, rückwärts lesen.

Er heißt bei ihnen

... und das Wort war ein Gott. 1,2 Dieses war am Anfang bei Gott.

aber in der Bibel, d.h. den zugrundeliegenden Grundtexten, steht

Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. 1,2 Dieses war am Anfang bei Gott.

1 Warum lesen sie rückwärts? Weil sie beim originalen Text nicht das "ein" vor Gott stellen können, das zeigen soll, dass Jesus nicht "der Gott" ist, sondern nur ein (kleiner) Gott.

2 Warum ist diese Wortumstellung doppelt falsch?
Weil der folgende Vers an Wort anschließt und nicht an Gott. Das ist aber nur im griechischen Original ersichtlich. Da heißt es nämlich

und Gott war der Logos (mask.). Dieser (mask.) war am Anfang bei Gott.

Ist das klar? Sonst hieße es nämlich

und der Logos war Gott. Dieser war am Anfang bei Gott.

Johannes hat schon gewußt, warum er die Anfangsverse von seinem Evangelium so schreibt ...

ja, in der Bibel wird von mehreren Göttern geschrieben. 

Psalm 82

Der höchste Richter 1  Ein Psalm Asaphs. Gott steht in der Gemeinde Gottes und ist Richter unter den Göttern.   2  Wie lange wollt ihr unrecht richten und die Person der Gottlosen vorziehen?   3  Schaffet Recht dem Armen und dem Waisen und helfet dem Elenden und Dürftigen zum Recht.    4  Errettet den Geringen und Armen und erlöset ihn aus der Gottlosen Gewalt.      5  Aber sie lassen sich nicht sagen und achten's nicht; sie gehen immer hin im Finstern; darum müssen alle Grundfesten des Landes wanken.      6  Ich habe wohl gesagt: "Ihr seid Götter und allzumal Kinder des Höchsten";  (2. Mose 21.6)  (Psalm 82.1)  (Johannes 10.34)  7  aber ihr werdet sterben wie Menschen und wie ein Tyrann zugrunde gehen.      8  Gott, mache dich auf und richte den Erdboden; denn du bist Erbherr über alle Heiden!

lieben Gruß

Schöne Frage! Danke, dafür.

Also, im griechischen Urtext finden wir in diesem Bibelvers das Wort für Gott, "theos". Doch es steht nicht an beiden Stellen dasselbe, sondern einmal steht "theos" (= Gott allgemein), und einmal steht "hoTheos" (= der Gott, d. h. der allmächtige Gott).

Aus Sicht der Menschen gibt es viele Götter, nämlich alle Engel, die viel größere Macht haben als wir. Sie können Dinge bewirken, die auf uns wie Wunder wirken, d. h. sie haben für uns eine göttliche Erscheinung. Dennoch gibt es nur einen wahren und allmächtigen Gott, der Vater, der all diese Engel geschaffen hat.

Der Text in Johannes 1:1 will anzeigen, dass Jesus (als Geistperson im Himmel) uns gegenüber göttliche Macht besitzt, d. h. sehr viel mächtiger ist als wir hier auf der Erde, jedoch nicht Gott der Allmächtige selbst ist. Um diesen Unterschied von Theos und hoTheos deutlich zu machen, verwendet die Neue Welt Übersetzung einmal "Gott" und das andere Mal "ein Gott".

Andere Bibeln sind nicht so genau in ihren Übersetzungen und lassen das "ho" einfach unter den Tisch fallen. Doch das ist in meinen Augen eine Unschärfe, die Gottes Wort nicht verdient hat! Man ist Gottes Wort schuldig, es so genau wie möglich zu übersetzen, und nicht irgendwelche vorgefassten religiösen Meinungen (z. B. von einer Dreieinigkeit) einfließen zu lassen.

Denn weder Jesus noch die Apostel lehrten eine Dreieinigkeit; diese Lehre wurde erst im 4. Jahrhundert eingeführt, und zwar durch Mord, Totschlag, Verbannung, Verfolgung ---> und das ist nicht die Vorgehensweise Gottes, sondern die Vorgehensweise Satans.

ManfredFS  06.04.2018, 06:44

Du sagst man soll nicht vorgefasste religiöse Meinungen beim übersetzen der Bibel einfließen lassen. Richtig und genau das macht die nwü der zj. Man ist der Ansicht Jesus ist nicht Gott der Mensch wurde und verändert einfach die Bibel.

0
mengenstrom  06.04.2018, 21:35
@ManfredFS

Das ist so nicht richtig. Die ZJ haben die Bibel so genau wie möglich übersetzt und sie eingehend studiert. Dabei kamen sie darauf, dass manche Lehren, die in der Christenheit Gang und Gäbe waren, nicht aus der Bibel stammten. So zum Beispiel die Dreieinigkeits- und Höllenlehre, die unsterbliche Seele und die Marienverehrung, die allesamt aus dem Heidentum stammten und erst Jahrhunderte später Eingang in eine abgefallene Christenheit fanden. Weder Jesus noch die Apostel lehrten diese Dinge, somit erweckt eine korrekte Bibelübersetzung nicht den Eindruck, als ob solche Dinge vorhanden wären oder gelehrt werden würden.

Es ist genau anders herum: Die Zeugen Jehovas nehmen das, was in der Bibel steht, für wahr an und verwerfen heidnische Zusätze. Zum Beispiel sind sie die einzigen Christen, die kein Weihnachten und Ostern feiern - Jesus und die Apostel haben dies auch nicht getan. Hingegen halten sie sich genau an das, was Jesus geboten hat, z. B. die Feier zum Gedenken an seinen Tod.

Die Bibel ist der wichtigste Glaubensbaustein und daher muss sie so genau wie möglich übersetzt werden. Man darf nichts hineininterpretieren, was nicht dort steht. Genau das beherzigen Jehovas Zeugen in ihrer Übersetzung. Sie haben den Namen Gottes JHWH nicht aus ihrer Übersetzung entfernt und ihn durch Titel wie Herr oder Allmächtiger ersetzt - was so gut wie alle anderen Übersetzungen inzwischen gemacht haben.

Jeder muss selbst entscheiden, ob ihm die heidnischen Rituale, Traditionen und Lehren wichtiger sind als das, was Gott uns in seinem Buch mitteilen möchte.

0
Wurzelstock  16.04.2018, 23:00
@mengenstrom

Mengenstrom, in deinem Standartgeplapper fehlt noch die Standartbehauptung, die Neue-Welt-Übersetzung sei doch von Katholiken übersetzt worden.

Zur Richtigstellung: Die Neue-Welt-Übersetzung ist aus dem Englischen übersetzt! Die Ursprachen wurden dabei nur "berücksichtigt". Natürlich "getreulich berücksichtigt" - das versteht sich ja.

Inwieweit das stimmt, kannst Du selbst überhaupt nicht überprüfen. Nur glauben.

0