Was bedeutet "Alles fällt in Sinnen"?
Kann mir jemand sagen, was der Ausdruck "alles fällt in Sinnen" aus dem Gedicht "Herbsttag" von Christian Morgenstern bedeutet? Ist gemeint, dass man im Herbst nachdenklicher wird, nach innen geht und einem verschiedene Gedanken in den Sinn kommen? Und ist es dann nicht ein grammatischer Kunstgriff, nicht "in die Sinne", sondern "in Sinnen" zu schreiben?
Nebel hängt wie Rauch ums Haus, drängt die Welt nach innen; ohne Not geht niemand aus; alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund, stiller die Gebärde. Heimlich, wie auf Meeresgrund, träumen Mensch und Erde.
4 Antworten
Es bedeutet, dass alle in tiefes Nachdenken verfallen und wäre eigentlich richtiger, wenn es ""alles fällt ins Sinnen" lautete.
Aber offensichtlich hätten Morgenstern – was nachvollziehbar ist – die beiden aneinanderstoßenden "s" gestört, was eine Sprechpause notwendig machte, die dort nichts zu suchen hätte.
Warum fragst du nicht, weshalb eine Hand leiser werden kann und eine Gebärde stiller?
Bei Dichtung wird nicht selten sprachlich verkürzt. "In's Sinnen" ist eine Verkürzung von "in das Sinnen". Es geht aber nicht um ein bestimmtes Sinnen, sondern um Nachsinnen, Besinnen, Entsinnen ..., also ganz allgemein um Sinnen.
Meine Interpretation:
Das Sinnen (substantiviertes Verb) bedeutet in diesem Fall das Nachfdenken; also:
alles (=alle Leute) fallen in Nachdenklichkeit/werden nachdenklich
Hey das ist Morgenstern! Da musst du mal deine Phantasie und deine Gefühle bemühen.
Ein Wiesel
saß auf einem Kiesel
Inmitten Bachgeriesel.
Wißt ihr
weshalb?
Das Mondkalb
verriet es mir
Im Stillen:
Das raffinierte Tier
tat's um des Reimes willen.