Schrieb Goethe sein Gedicht „An den Mond“ aus der Sicht einer Frau?

4 Antworten

Hallo Awren,

man wird eher nicht von einer geschlechtlichen Dimension in diesem Gedicht sprechen brauchen. Es erscheint mir hinreichend, in der Brust eine Symbolik zu sehen.

Wir verbinden mit der Brust ja das Herz, mit dem Herz letztlich Liebe. Der Mann - und sei es auch der Freund - wäre ein geliebter Mensch. Dabei impliziert die erste Strophe, dass Liebe (ausgehend von dem liebenden Menschen) nit von der Welt ist - und da würde gerade mir naheliegen, weiter zu schließen, dass sie Göttlich ist.

Der geliebte Mensch darf an der Liebe teilnehmen - damit auch selbst lieben - in der zweiten Strophe durch das Labyrinth der Brust (nahe am Herzen) durch die Nacht (das Gegenteil von Liebe als erste Assoziation um den Menschen herum) wandeln.

Dennoch lässt sich eine weibliche Note nicht ausschließen, denn der Titel lautet "An den Mond". Der Mond ist - obwohl im Deutschen im Genus maskulinum - ein weibliches Symbol. Auch ein erste Gedanke an einen Busen ist schnell mit Weiblichkeit verbunden (so ja die Fragestellung).

Ich könnte diesem Zusammenhang jetzt abgewinnen, dass sich Liebe eher mit etwas Weiblichem assoziieren lässt. Sie kann aber - selbst von Deutschen Genus nicht - nur weiblich sein, nicht nur der Kelch im Tarot; sondern auch der Stab im Tarot mit all seiner Dynamik und Leidenschaft. Vielleicht ist aber die weibliche Seite dem Menschen - und damit den Leserinnen und Lesern - eher zugänglich.

Ein anderer Gedanke wäre: Fokus auf das Weibliche - wieder im Sinne des Kelches: Hingabe - in einer Welt, in der nur Leidenschaft und Machen zählt.

Das seine aber nur ein paar Gedanken - die so noch keine Interpretation ergeben würden.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Falscher Text. Korrekt: "einen Freund am Busen hält ..."

Die damalige Freundschaftskultur der Zeit der "Empfindsamkeit" war gefühlvoll, innig, überschwänglich, nicht sexuell. In unserer Zeit, die schnell alles sexualisiert und andererseits den "coolen Mann" anstrebt, wird das leider oft nicht mehr verstanden.

Awren 
Fragesteller
 10.10.2019, 20:04

Ich habe die Erstfassung richtig zitiert.

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freieswort2  10.10.2019, 20:06
@Awren

Gemeint ist in jedem Fall der Freund, nicht das Sexualwesen.

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Selig, wer sich vor der Welt

Ohne Haß verschließt,

Einen Freund am Busen hält

Und mit dem genießt,...

Nein, sehe ich nicht so, ist durchaus eine männliche Sichtweise, vielleicht heute nicht mehr so ganz passend in den Worten.

Awren 
Fragesteller
 10.10.2019, 20:04

Ich habe die Erstfassung richtig zitiert.

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joerosac  10.10.2019, 20:10
@Awren

Tatsächlich, ändert aber nichts daran, mit der zweiten Fassung hat er es nur besser beschrieben.

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Fontanefan  11.10.2019, 08:06
@Awren

Goethe hat wohl einen Grund, weshalb er sie geändert hat. Oder meinst du nicht?

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Busen steht in dem Gedicht für die (männliche) Brust🤫