Warum sind Autos mit den Basis-Motorisierungen oft so untermotorisiert?

13 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich fahre auch so ein Basismodell, den Mercedes E200 Kompressor Classic Automatik von 2004 mit 163 PS. Der ist absolut ausreichend, im Gegenteil, er hat mehr Leistung, wie ich objektiv brauche - für meine Fahrgewohnheiten ist das fast zu viel des Guten, was dieser Mercedes leistet. Klar ist er nicht sportlich oder bissig im Antritt, aber ein souverän motorisiertes Auto.

Auch mein alter BMW 520i mit 150 PS, der oft als zu schwach und als Inbegriff eines langweiligen Basismodells bezeichnet wurde, hat mich leistungsmäßig nie enttäuscht und hatte immer genügend Kraft bei humanem Verbrauch für die Wagenklasse. Gleiches gilt für meinen Mercedes C180 (W202) mit 122 PS und Fünfgang-Automatik, den ich lange Jahre hatte, damit kam man auch auf der Autobahn immer gut mit. Der C180 von 1993/94 mit Viergang-Automatik war etwas träge, mit Fünfgang-Automatik oder mit Handschaltung war er gut.

Ein Freund hatte mal einen 1995er Ford Mondeo mit 1,6-Liter Benziner und 88 PS, auch das war objektiv in Ordnung. Klar war das kein Sportwagen, aber wenn du in diesem Mondeo gefahren bist, hattest du nicht den Eindruck, in einem zu langsamen Auto zu sitzen. Man konnte überholen, alles, nur war bei Tempo 170 oder so Schluss ... aber Hand aufs Herz, wann fährt man so schnell?!

Es kommt immer auf die eigene Ansicht an. Junge Risikofahrer und Fanboys wird man mit einer 200er E-Klasse oder einem 520er BMW nicht überzeugen können, aber jeder normale vernünftige Fahrer wird damit zurecht kommen und sich nicht beklagen, sicher auch weil er andere Sorgen hat als ein besonders schnelles und cooles KFZ zu fahren.

Einzig z.B. ein Mercedes 200D (W123) mit 55 bis 60 PS je nach Baujahr oder ein Audi 100 mit 75 PS sind dann doch an der Grenze gewesen, die sind einfach zu schwer - und die gab es teilweise auch noch damals mit Automatik, so dass hier nur sehr gemächliche Fortbewegung möglich war. Aber auch das ist gegangen, man kam ja auch ohne Servolenkung usw. zurecht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
CaptainJ847  25.09.2023, 09:10

Gute Antwort! Als Anfänger hatte ich zuerst einige Ford fiesta mit 50-60 PS. Die besser eingefahrenen Modelle waren ausreichend, der eine jedoch war wirklich eine Gefahr :-D Damit konnte man wirklich nicht sicher überholen, und an jeder Steigeung war ich ein Verkehrshindernis, zum Teil haben die LKW gehupt.

Dann hatte ich mal einen Focus mit 104 PS, der war absolut zufriedenstellend für alle Situationen.

Heute haben meine Autos viel mehr Leistung, aber brauchen tue ich die nicht wirklich. Lieber sollte man darauf achten die Autos wieder leichter zu bauen.

2
rotesand  25.09.2023, 13:18
@CaptainJ847

Ich hatte als Einsteiger einen Audi 100 mit 90 PS (Baujahr 1989), den ich von einem Rentner aus erster Hand günstig gekauft hatte. Der war moderat motorisiert und nicht gerade dynamisch, aber auf keinen Fall zu langsam - er hatte einen sanften Schub durch einen großvolumigen 1,8-Liter-Motor, der dazu noch ein Langhuber war und seine Kraft extrem gleichmäßig entfaltete. Die Kraftübertragung (Fünfgang-Getriebe) war exzellent; das Fahrzeug war so weich abgestimmt, dass man kaum merkte, wenn geschaltet wurde. Der Audi hat mich zu einem ruckfreien Fahrstil erzogen, ich bin kein Kriecher, aber auch kein Hektiker, der immer der Erste sein muss.

Die meisten Mitschüler hatten damals irgendwas im Bereich VW Golf II oder Polo II mit maximal 70 PS (eher 45 bis 55 PS), Peugeot 205, Opel Kadett, Ford Fiesta oder alter Escort der 80er, ein Mitschüler hatte einen noch recht jungen Suzuki Baleno Automatik und einer einen Volvo 460 mit ebenfalls um die 90-100 PS. Die Kleinwagenfahrer waren durchweg viel hektischer unterwegs. In den anderen Klassen gab es Fahrer verbastelter uralter 3er-BMWs, die das noch getoppt haben, da gab es auf dem Schulweg auch einige "BMW-Unfälle".

Ich erinnere mich gut: Vor allem am Bahnübergang nahe des Schulzentrums gab es immer wieder Zwergenaufstand. Mein Audi summte leise vor sich hin, meine damalige Freundin Caro und ich saßen drin, und die anderen saßen in rumpeligen Tuningkarren wie dem tiefergelegten 45 PS Polo Steilheck mit Scheibenfolie oder einem fertigen alten BMW E30, bestenfalls 318i. Auch der erwähnte Mitschüler mit dem Volvo 460, so einem kleinen holländischen Frontantriebsvolvo mit DAF-Konzept, wurde von den Golf- und Polo- usw. Kleinwagen-Fahrern in ähnlicher Weise angefurzt und belästigt.

Heute fahre ich einen Audi 80 1,8S als Oldtimer (Baujahr 1988), den ich heute auch auf die Arbeit mitgenommen habe - ich nutze das schöne Wetter, bevor er wieder ins Winterquartier kommt, gezielt aus. Er fühlt sich exakt so an wie mein alter Hunderter - 90 PS reichen absolut aus, der Motor hat eine gute Kraftentfaltung und ist zwar nicht spritzig, aber auch nicht lasch - mit dem 80 kann man was anfangen und ist auch auf der Arbeit gut unterwegs. Mehr wie 90 km/h fährt man auf der Bundesstraße meist sowieso nicht, eher weniger je nach Verkehrslage. Mit 90 PS kommt man in einem halbwegs leichten bzw. nicht zu fetten Auto gut voran, aktuelle Kleinwagen der Poloklasse sind mit 90 PS und mechanischem Getriebe passend motorisiert.

1

Was heisst da schon sicher überholen. Autos werden zum Fahren gebaut und nicht für Rennen. Das sehe ich fast jeden Tag auf unseren Bergpässen, da fahren Vollidioten mit übermotorisierten Autos an Stellen vor, an denen ein normaler Mensch mit Verstand und Voraussicht nie überholen würde. Dies natürlich immer mit der Einstellung, es kommt sicher niemand entgegen und so kann man das wagen.

Mein erstes Auto war ein Golf mit 54 PS - DEN hättest du mal fahren sollen!

Die genannte E-Klasse bin ich selbst über viele Kilometer schon gefahren, gefährlich ist definitiv was anderes, mehr Leistung braucht man in alltäglichen Verkehrssituationen gar nicht.

rotesand  25.09.2023, 13:22
Mein erstes Auto war ein Golf mit 54 PS - DEN hättest du mal fahren sollen!

Die Dinger kenne ich, das war der Golf II. Soooo schlecht war der für die Zeit nicht motorisiert und mit 70 PS war der Golf II fast schon sportlich unterwegs, ganz zu schweigen von 90 PS, das war ja ein Traumwagen damals.

1
TheGame469  25.09.2023, 20:44
@rotesand

Gut, das stimmt schon. Allerdings bin ich den Golf 2 zu einer Zeit gefahren, in der eher schon der Golf 4 oder 5 so die typischen Anfängerautos waren… war eine schöne Zeit, das Auto war etwas besonderes!

Kurz darauf folgte eine Mercedes A-Klasse (W169 Mopf), mit der verbinde ich nicht ganz so viel, wie mit dem alten Golf :)

1

Für viele, die ohnehin keine Ambitionen bezüglich dynamisches fahren haben, reicht das ja auch. Es gibt viele Menschen die fast ausschließlich Stadtverkehr fahren, da ist es auch fast egal wie lahm ein Auto ist. Daher macht es schon Sinn für solche Leute einen kleinen und günstigen Motor anzubieten. Wenn man viel Gebirkslandstraße fährt sollte man halt zu was größerem greifen 😀

SetsunaKyoura  25.09.2023, 10:11

Im richtigen Auto können 100PS auf einer kurvigen Landstrasse 10Mal mehr Spass machen, als ein 2Tonnen Bolide mit 300PS.

Ausserdem ist man trotz Spass den Lappen nicht so schnell los...

3
CaptainJ847  25.09.2023, 10:15
@SetsunaKyoura

Sehr richtig! Ich hatte mal einen MG mit 136 PS, der hat unglaublich viel Spaß gemacht! Hatte auch mal einen Audi Q7 mit 360 PS, der war zwar sehr komfortabel aber hatte null Spaßfaktor.

2

mein golf hat 75ps - und ich komme da im alltagsverkehr sehr gut damit zurecht. man kann auch überholen und auch auf der autobahn hat man kein problem.

sprichst du aus erfahrung oder einfach nur blind geraten weil du selber eigentlich absolut keine erfahrung hast?

Gehilfling  25.09.2023, 08:50
mein golf hat 75ps - und ich komme da im alltagsverkehr sehr gut damit zurecht. man kann auch überholen und auch auf der autobahn hat man kein problem.

Genau mein Gedanke 😄

3